Weihnachten ist heilig. Weihnachten ist Familienzeit. Alles ist minutiös geplant, vor allem, sobald man selbst eine Familie hat. Wer wann wo mit wem feiert und wen wann besucht. Die Oma, der Opa, die Urgroßmutter. Dieses Jahr haben wir das Ritual einfach durchbrochen. Unsere Tochter wurde krank. Und zwar richtig.
Begonnen hatte alles am 23. Dezember. Fieberkrämpfe kennen wir ja jetzt, Nummer 4 in Teresas jungem Leben konnte uns also nicht mehr schocken. Das Fieber stieg auf 40,1. Wir machten Wadenwickel, gaben fiebersenkende Zäpfchen. Abends sah sie wieder ganz munter aus, und wir scherzten schon, haha gutes Timing, wenigstens nicht am 24. Der kam dann und mit ihm das Erbrechen und der Durchfall. Vom Weihnachtsmenü verpassten wir zwei von vier Gängen. Der Baum, die Lichter, die Geschenke, alles unwichtig plötzlich. Und alle hatten sich so darauf gefreut.
Was macht man, wenn der wichtigste Familientermin des Jahres einfach ausfällt? Wenn das erste „richtige“ (im Jahr davor war sie noch viel zu klein, um überhaupt etwas mitzubekommen) Weihnachten mit dem Kind einfach nicht stattfinden kann? Wir waren alle irgendwann sehr unentspannt. Man kennt das ja. Alle hocken auf einem Haufen und jeder weiß einen Rat. Die Oma, die Uroma, der Onkel. Also hauten wir lieber ab und fuhren nach Hause. Was blieb, war dieser schale Geschmack, den man immer hat, wenn etwas lange geplant und ersehnt war und dann einfach alles anders kam. Ohne dass irgendjemand etwas hätte ändern können.
Am Tag drauf war Weihnachten vorbei und das Kind immer noch krank. Noch schlimmer, das Fieber kam zurück. Was sich als Magen-Darm-Infekt getarnt hatte, war schließlich eine veritable Lungenentzündung. Spätestens jetzt sahen wir noch elender aus als unser Kind. Der Besuch bei den anderen Großeltern, die Hochzeit meines Bruders, das Silvesterfest mit den alten Freunden, die wir schon so lange nicht mehr gesehen haben: alles hinfällig. Der Papa todunglücklich, weil er sich so sehr auf diese zwei freien Wochen gefreut hatte. Es war alles zum Heulen.
Das Wunder kam schließlich über Nacht (und mit Antibiotika-Unterstützung). Sie rannte umher und lachte und tat so als sei nichts gewesen. Das Fieber war weg. Ich fuhr dennoch alleine zur Trauung meines Bruders. Dankte allen guten Mächten, dass die große Hochzeitsparty erst drei Wochen später stattfindet. Es war eine schöne Feier, auch ohne Mann und Kind. Wir holen das nach, es gibt noch eine Option! Davor besuchen wir meine Eltern, und die Geschenke gibt es dann eben ein wenig später als gedacht. Ist der Weihnachtsbaum halt schon wieder abgebaut, was soll’s.
Silvester feierten wir zu dritt zuhause. Wir kochten asiatisch und tranken die letzte Flasche unseres Hochzeitsweines aus. Wer hätte das gedacht: Es war einer der schönsten Jahreswechsel überhaupt. Um Mitternacht standen wir auf dem Balkon und sahen zu, wie der Kirchturm nebenan langsam im Raketennebel verschwand. Unten an der Isar ballerten sie wie die Verrückten, wir stießen an mit Champagner und Milchfläschchen. Und vermissten: nichts.
Unserer Tochter ging es wieder gut. Und damit auch uns.
Euch allen einen guten Start ins neue Jahr! Auf dass es uns die nötige Gelassenheit bringe, die man manchmal braucht, wenn man Kinder hat. Pläne sind Pläne. Man kann sie ändern und die Welt dreht sich trotzdem weiter. Auch wenn Weihnachten mal ausfällt.