Seit ein paar Wochen gibt es hier im Viertel ein neues Restaurant. Das alleine wäre jetzt ja keine besondere Nachricht, aber es ist zum einen das erste Restaurant vom Berliner Sternekoch Tim Raue in München und außerdem macht es sich das Colette mit seiner feinen französischen Brasserie-Küche in einer Nische bequem, die in dieser Ecke der Stadt sonst ziemlich brach liegt.
Denn nachdem das Jean de St. Malo schon vor einiger Zeit aufgegeben hat und nun auch das La Bouche in der Holzstraße zugesperrt hat (Nachfolger ist ein Burgerladen …. ohhh ich frage mich, wann die Menschen in dieser Stadt endlich genug von Burgern haben??!!), gibt es hier im Eck irgendwie kein französisches Lokal mehr. Ich meine eines, das vielleicht einen Ticken zu teuer ist, um einfach hinzugehen, wenn man keinen Bock auf kochen hat. Eines, in das man eher geht, weil man Lust auf gutes Essen und guten Wein hat. Weil man es nach Monaten endlich mal geschafft hat einen Babysitter zu organisieren. Weil ein schöner Abend mit schönem Ambiente halt noch schöner wird.
Was auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen irritierend scheinen mag: Das Colette ist Teil einer Seniorenresidenz. Früher war hier einer der Essenssäle des Tertianums, eben jeder Seniorenresidenz (was sich natürlich besser anhört als Altersheim) und nun ist also Tim Raue eingezogen, der auch in anderen Häusern der Tertianum-Kette in Deutschland weitere Restaurants eröffnen möchte.
Essen kann man dort aber auch als Nicht-Senior und das ganz schön gut. Tim Raue gibt den Namen und die Leitlinien der Küche vor, am Herd in München stehen andere, aber auch die machen einen hervorragenden Job. Natürlich ist alles ziemlich fein und edel hergerichtet und mein Salat Niçoise hatte wenig mit dem gemein, was man sich sonst so in die hauseigene Salatschüssel wirft.
Ein Salat als Kunstwerk, und das zum Lunch – mich kann man mit so etwas happy machen. Der Mann aß ein tolles Steak Frites, der Wein schmeckte hervorragend und der Service war unglaublich nett und zuvorkommend. Die Kinder waren in der Kita, der Mann hatte frei und wir gingen einfach so an einem Freitagmittag gemeinsam essen. DAS ist toll und sollte als bewährtes Konzept mindestens einmal im Monat auf der Agenda stehen, finde ich.
Dazu passt dann auch noch das stimmige Interieur, das so gar nichts mehr von Seniorenstift hat. Der Brasseriestil ist nämlich ziemlich gut gelungen. Viel Holz, diese kleinen Sitznischen, wie man sie tatsächlich aus den Pariser Bistros und Brasserien kennt (die Bänke stammen aus alten Zügen), alte Stühle mit schöner Patina, ein eleganter Thekenbereich mit Messingplatte und ein wunderschöner Eingangsbereich mit Glastür und Mosaikboden, schönes Licht überall, dezente Deko: Das ist echt charmant.
Ich finde: Absolut gelungene Location mit tollem Essen und wunderbarem Ambiente. Für alle Gelegenheiten perfekt, vom Freundinnen-Lunch bis zum Geschäftsessen. Ich glaube zwar, wir haben bei unserem Besuch das Durchschnittsalter gesprengt, ist aber doch auch mal schön, einen Ort in diesem Viertel zu haben, in dem das Wort Hipster einfach nicht vorkommt.
Kinderfreundlich sind sie übrigens auch im Colette. Kommen mit Kindern? Mais oui, kein Problem. Und die Pommes schmecken vermutlich auch dem Nachwuchs, so gut wie die aussahen.
Klenzestraße 72
80469 München
http://www.brasseriecolette.de
Mi-So 12-15 Uhr (Küche bis 13.30)
Mi-So 18-23 Uhr (Küche bis 21.30)