Nun waren wir also in vergangenen Sommer wieder auf Korsika. Wiederholungstäter. Was in dem Fall aber auch erklärbar ist, denn es ist einfach so wunderschön dort, dass ich auch diejenigen verstehe, die jedes Jahr dorthin fahren. Und immer und immer wieder. Und wo wir nun zum zweiten Mal auf der Insel waren, besuchten wir auch zum zweiten Mal Bonifacio, diese in Stein gehauene Festungsstadt auf einer Klippe ganz im Süden. Nur dieses Mal blieben wir über Nacht. Und das würde ich auch jedem raten, der dorthin fährt. Warum? Darüber handelt dieser Text.
Es ist dieses Licht. Ich kenne es schon aus dem vergangenen Jahr. Und doch ist es so anders, wenn man morgens um acht auf die Rue Doria hinausschlüpft. Die Stadt schläft noch. Bars, Restaurants, Eisdielen, Souvenir-Shops. Oben an der Place du Marché sitzen schon die drei älteren Herren und ratschen. So wie gestern schon. Und wie vermutlich an vielen anderen Tagen im Jahr. Die Gassen liegen noch im Schatten, raue Mauern aus groben Steinen, eng und verwinkelt. Morbide. Und wunderschön.
Bonifacio ist ein Touristen-Magnet. Wer könnte es auch den Leuten verdenken, die die Stadt besuchen. Ihre Lage ist einmalig. Auf einem Kreidefelsen an Korsikas Südspitze, umgeben von wunderschönen Buchten mit glasklarem Wasser. Der Blick schweift weit über das Meer, Sardiniens Küstenlinie ist immer präsent. Da kommen sie her, mit ihren Jachten und Segelschühchen, den Basthüten und teuren Chiffonkleidern, die im Wind wehen. Am Eisstand kauft ein Mann seinem vielleicht zwölfjährigen Sohn ein Eis. Ohne Kugel. Nur die Waffel. Warum auch immer. Er bezahlt den vollen Preis, den eine Kugel gekostet hätte. (2,50 Euro um genau zu sein).
Billig ist hier nichts. Vor allem im Sommer wird Korsikas Südküste zum Magneten für die Gutbetuchten. An der Plage de Palombaggia, von der man gerne sagt, es sei der schönste Strand auf Korsika, tummeln sie sich in den Strandclubs und auf den Jetskis. Es ist Sommer, die Brüste sind frisch gemacht, bitte noch einen Moët on ice.
Und zwischen all dem Bling Bling und Chi Chi sind dann die „Normalen“ auch leicht auszumachen. Sie tragen Trekkingsandalen und Shirts vom Sport Scheck Lauf 2009 und kleine Lederrucksäckchen auf dem Rücken. Es ist eine spannende Mischung. Hier vereinen sich Welten. Die Jachtleute und die Camper, die Studenten auf Trekkingtour und die Ralph Lauren Models. So ist das in Korsikas Süden. L’Extrême Sud nennen die Touristik-Marketingleute die Küste zwischen Bonifacio und Porto Vecchio; sie haben die Insel aufgeteilt in fünf, sechs Zonen. Für besseres Zielgruppen-Marketing.
An all das denke ich nicht an diesem Morgen. Immer wieder dieses Licht! Ich kann mich nicht sattsehen an diesem Blick hinüber zur Leuchtturm von Perusato. In den Bars an der Place de Marché werden langsam die Läden aufgeklappt. Die Speisekarten rausgelegt. Ein Eimer Wasser spült den Staub der Nacht weg. Ich gehe die Gassen hinunter Richtung Zentrum und setze mich ins Café Nicois, das so unnachahmlich nach Spelunke riecht. Drinnen stehen ein paar Männer an der Bar. Sie sprechen korsisch miteinander, die Sprache der Insel, irgendwo zwischen Französisch und Italienisch, aber irgendwie auch nichts davon. Paris ist weit weg in solchen Momenten.
Ich trinke einen Café au Lait draußen auf der Straße auf verschlissenen Plastikstühlen am wackligen Tisch. Die Straßen füllen sich langsam. Das Licht wird heller, die Hitze legt sich über die Stadt. Ein Sommertag in Bonifacio beginnt. Ich gehe langsam die Rue Doria hinauf. Die Läden sind jetzt alle geöffnet, die Menschen strömen hinein in die Gassen. Der Zauber des Morgens ist vorbei. Ich trag ihn in meinem Herzen mit mir durch den Tag.
INFOS UND TIPPS
Hotels in Bonifacio sind nicht billig – Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, gerade in der Hauptsaison. Etwas günstiger wohnt man unten am Hafen, von dort aus gelangt man zu Fuß über Treppen in etwa 15 Minuten in die Oberstadt.
Wir hatten unser Appartement über airbnb gemietet – eine lohnende Alternative zu den Hotelzimmern. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mehr Platz, eine eigene Küche, separate Schlafzimmer. Unsere Wohnung lag direkt in der Rue Doria mit Blick aufs Meer – der HAMMER. Die kleine Madame wollte den ganzen Tag nur am Fenster sitzen, den Möwen zugucken, die vor dem Fenster herumflogen und aufs Meer schauen. Gegenüber blitzte uns den ganzen Tag die sardische Küste an, die Ausflugsboote zogen ihre Runden und das Meer glitzerte unter uns in einem solch unwirklichen Türkisblau, dass wir am liebsten gar nicht mehr von unserem Lieblingsplatz auf dem Sessel direkt am großen Wohnzimmerfenster aufgestanden wären.Die Wohnung von Nicolas ist wirklich ein Traum, der Empfang herzlich, die Lage kaum zu toppen. Hier geht es direkt zu Nicolas‘ Profil bei airbnb.
Eine schöne Hotelalternative ist das Hotel Colomba mitten in der Altstadt: Ein charmantes kleines Haus mit nur 12 Zimmern und schöner Patina. (Doppelzimmer ab 82 Euro, Frühstück 10 Euro pro Person / in der Hochsaison (Juli) doppelt so viel). Erstes Haus am Platz ist das Hotel Genovese. Die Lage ist traumhaft, die Anlage wunderschön (chilliger Pool- und Barbereich, schickes Interior Design – die aber natürlich etwas kostet (Zimmer ab 140 Euro, Frühstück 20 Euro pro Person / Hochsaison Zimmer ab 340 Euro).
Unbedingt machen: Eine Bootstour zu den umliegenden Buchten. Klingt nach Touri-Ausflug, ist es auch. Aber der Blick vom Wasser hinauf zur Stadt ist einfach einmalig. Die Touren dauern ab einer Stunde, es gibt auch Halb- und Ganztagestouren zu den umliegenden Inseln, die teilweise nur mit dem Boot erreichbar sind. Mit Kindern sehr zu empfehlen sind die Fahrten mit Glasbodenboot. Durch das verglaste Loch im Schiffsboden lassen sich nämlich prima die Fische beobachten.
Essen: Sehr feine korsische Küche bietet das Ciccio in der Rue Saint-Jean-Baptiste, einer Nebenstraße der Rue Doria. Man sitzt an kleinen Tischen auf der Gasse oder auf der schicken verglasten Veranda ums Eck.
Parken: Das einzige Manko in Bonifacio. Die Straßen sind viel zu eng, um mit dem Auto hineinzufahren, erst recht natürlich mit unserem VW Bus. Das bedeutet, man muss den Wagen auf einem der öffentlichen Parkplätze abstellen, die es rund um die Altstadt gibt (Achtung: Auf einigen Plätzen ist nur Anwohner-Parken erlaubt!). Es gibt 24 Stunden Tickets, die man direkt am Parkautomaten kaufen kann. Empfehlenswert ist der Parkplatz neben Friedhof und Zitadelle im hinteren Teil der Altstadt. Er ist schön groß, so dass man in der Regel selbst zu Stoßzeiten immer einen Platz findet, teilweise schattig, nachts beleuchtet und in die Stadt gelangt man in etwa 10 Minuten zu Fuß. Die Hotels haben teilweise eigene (abgesperrte und bewachte) Parkplätze.
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