Normalerweise halte ich nicht so viel von diesen bemühten Vergleichen wie das Paris des Ostens, die Toskana Österreichs und eben auch die Karibik des xy. Aber, ganz ehrlich, wer einmal die Strände und das Meer in Sardinien erlebt hat, der kann einfach nicht anders, als eben diesen Karibik-Vergleich zu ziehen. Sicher, es gibt keine Palmen und manchmal auch ganz schön viel Wind. Aber die Strände sind einfach so wunderschön samtig-weiß und das Meer so blitzblau-klar, dass man schon ins Schwärmen kommen kann. Und wenn man da so im badewannenwarmen Wasser steht und es um einen herum glitzert und blinkt, ein einziges Fest in Blaue, Türkis und Aquamarin, ja, dann denkt man eben genau daran. KARIBIK.
Wir waren, nach zwei Sommern auf Korsika, bereit für diese Insel. Zweimal haben wir von Bonifacio an der Südspitze Korsikas rüber geguckt auf die sardische Küstenlinie und uns gesagt: Das nächste Mal fahren wir aber nach Sardinien. Und bitte sehr, also haben wir das im vergangenen Sommer gemacht. Der Plan war: Campen mit Freunden, erst im Norden, auf der Isola Gabbiani in der Nähe von Palau, dann an die Westküste fahren und zum Abschluss noch einige Tage an der Ostküste verbringen. Denn Süden haben wir aus Zeitgründen ausgespart (weiser Entschluss, denn Sardinien ist groß und die Fahrtzeiten entsprechend lang).
Der Nordosten: Angekommen im Wind-Paradies
Wir haben für die Anreise die Fähre von Livorno aus genommen, das finde ich am praktischsten, da man so die kürzeste Überfahrt hat (etwa 7 Stunden über Nacht bis Olbia). Von Genua aus geht es genauso, man fährt nur eben länger. Über unsere Route von München über den Brenner, durch Südtirol und die Emilia-Romagna bis in die nördliche Toskana habe ich vergangenen Jahr einen 12 von 12 Blogpost über unsere liebsten Stopps entlang der Route geschrieben. Man kann natürlich auch fliegen und sich dann einen Mietwagen nehmen – da wir mit unserem VW Bus campen geht das aber natürlich nur per Anreise auf der Straße.
Unser Plan mit der Route hat insofern geklappt, dass wir genau die Stopps angesteuert haben, die wir vorab grob festgelegt hatten. Bei der Ausführung mussten wir ein bisschen improvisieren, denn just als wir auf der Isola Gabbiani ankamen, blies uns dort der Mistral fast weg. Vorzelt aufbauen bei 30 Knoten Wind? Keine Chance. Also zogen wir für vier Tage ins Mobile Home und hatten dort Windstille, ein nagelneues schickes Häuschen und eine Mega-Blick über das Meer.
Ach was, MEGA reicht gar nicht aus, um dieses Panorama zu beschrieben. Es war gigantisch (und sicherlich der Tatsache geschuldet, dass der Campingplatz seine Premiumplätze auf der oberen Hälfte des Hügels der Halbinsel jetzt mit Mobile Homes zugestellt hat – was von außen betrachtet nicht so schön aussieht, wenn man drin ist aber natürlich nicht so stört), atemberaubend und einfach wunderschön (noch dazu weil ich dort dann meinen Geburtstag gefeiert habe).
Campen an der Westküste: Wild und abenteuerlich
Nun blieben wir also einige Tage im Mobile Home und machten uns dann aber doch mal auf zum „richtigen“ Campen. Die Westküste Sardiniens ist sehr viel wilder und rauher als der Osten und, ja, auch dort hatte es Wind. Das Meer war aufgewühlt und nichts für kleine Kinder, was aber nichts machte, denn dafür hatten wir den Traumstrand von Is Arenas fast für uns alleine. Ein paar Tage vom Wind den Kopf durchpusten lassen, Drachen steigen lassen, Schwemmholz sammeln und schöne Dinge daraus basteln und wunderschöne Sonnenuntergänge erleben – wie sehr das der Seele gut tut, merkt man meistens erst, wenn man es erlebt. Meine Geschichte über diesen besonderen Strand findet ihr in diesem Post.
Badewannen-Feeling im Osten
Zurück dann an die Ostküste, wie wir wieder die Freunde trafen, die nicht mit in den Westen gekommen waren , gab es ein bisschen Kontrastprogramm. Denn mittlerweile hatten die Ferien in Italien begonnen, so richtig, und deshalb wurde es ziemlich kuschlig am Strand der Cala Ginepro. Die Bucht liegt nördlich von Orosei und ist super für Kinder. Badewannen-Wasser! Seicht und warm und ein Strand zu Buddeln und Spielen, kleine Felsen zum Schnorcheln, Tretboote für kleine Erkundungstouren – die Kids lieben es, die Erwachsenen fingen nach ein paar Tagen an, sich ein bisschen zu langweilen. Aber was tut man nicht für die lieben Kleinen.
Der perfekte Tag: Mit dem Boot in die Karibik
Immerhin, man ist ja in der Karibik. Zumindest der Karibik Europas. Das Wasser ist wirklich herrlich, auch da im Osten. Und wäre ich nicht krank geworden (ja, echt ätzend, das braucht kein Mensch!), hätten wir auch da im Osten nochmal einen Bootsausflug gemacht – ähnlich dem, den wir von der Isola Gabbiani aus unternommen haben. Das war nämlich mein Geburtstagsgeschenk. Eines, an das ich mein Leben lang denken werde. Weil es einfach ein perfekter Tag war. Die Männer holten in der Früh das Boot und und dann am Bootssteg des Campingplatzes ab. Und wir fuhren einfach drauf los in die blaue Weite des Maddalena Archipels.
Genau dort habe ich es dann zum ersten Mal gedacht, dieses Wort: Karibik. Und es hilft ja nichts, es ist einfach so. Und wie schön das ja ist: Denn hast du keine Lust auf eine Fernreise mit Kindern, dann bleibst du einfach da, in Europa, am Mittelmeer. Hängst deine Zehen in das Wasser einer namenlosen Bucht auf einer unbewohnten Insel. Guckst den Jachten zu, die vor dir im Wasser schaukeln (ja, klar, Sardinien ist voller Menschen mit zu viel Geld, aber das ist halt einfach so), spürst den warmen Wind auf der Haut und bist … einfach da. Im Hier und Jetzt.
Das sind die wunderbaren Momente, aus denen ich Kraft und Energie schöpfe. Und selbst jetzt, wie ich hier im Februar-Grau sitze und meine Gedanken dorthin wandern, ins Blau und Türkis und Aquamarin Sardiniens, fühle ich genau das. Leben. Glück. Freude.
Sardinien, du bist wirklich wunderbar. Wir sehen uns im Juni, der Süden wartet schließlich noch.
TIPPS UND INFOS
Campingplätze
Isola Gabbiani: Schön gelegener Campingplatz im Nordosten der Insel. Man campt auf einer Halbinsel, auf die man über einen Damm gelangt. Beiderseitig dieses Damms liegen zwei langgezogene Sandbuchten mit flachem Wasser, ideal für Kinder also. Außerdem sind die Buchten und das angrenzende Örtchen Porto Pollo ein Wind- und Kitesurf-El-Dorado. Also Achtung: Es hat durchaus mal Wind! (siehe oben). Am Strand gibt es einige coole Strandbars, in der die Surfer rumhängen. Ich hab mich da gleich zehn Jahre jünger gefühlt! Schön essen kann auf der Terrasse des Hotels Le Dune in Porto Pollo.
Der Campingplatz ist mit allem ausgestattet, was man braucht – es gibt einen kleinen Laden, eine Bar/Pizzeria (mit neu gemachter, schöner Terrasse), einen Kinderspielplatz und rund um die Halbinsel weitere Buchten mit Sand-, Kiesel-, oder Steinstrand. Die Stellplätze sind teilweise ein bisschen eng für Busse und größere Camper, das Buschwerk ist niedrig und nicht wirklich Schatten spendend. Die schönsten Plätze mit den Premium-Ausblicken wurden wie gesagt vorletztes Jahr durch Mobile Homes ersetzt. Der Blick ist toll, die Wohneinheiten neu und picobello (2 Schlafzimmer, Küche und Wohnbereich plus Terrasse). Kostet natürlich mehr als ein Stellplatz (ab 95 Euro pro Nacht). Die Waschanlagen sind völlig okay, es gibt Waschmaschinen und genug Platz (zumindest in der Nebensaison).
Bella Sardinia: Der Campingplatz liegt an der Westküste in der Nähe von Oristano in einem riesigen Pinienwald. Das liebe ich sehr beim Campen, denn es erinnert mich immer total an die Campingurlaube meiner Kindheit in den Pinienwäldern der französischen Atlantikküste. Die Stellplätze sind großzügig, man kann zwischen den Bäumen seine Hängematte spannen und geht durch die Dünen zum wilden Strand von Is Arenas. Herrlich! Außerdem gibt es einen Pool – super mit kleinen Kids, da man im Meer mit denen ja nicht wirklich baden kann.
Achtung: Am Wochenende wird’s voll, dann nämlich kommen die Einheimischen aus dem Inselinneren und übernehmen den Platz (er ist Teil eines Camping-Clubs, in dem alle Sarden Mitglied zu sein scheinen). Das bedeutet: Volle Pulle 90er Jahre Technomusik am Pool, eine krachend volle Bar von früh bis spät, plärrende Fernseher den ganzen Tag und viel Gewusel allerorten. Ich liebe die Italiener dafür. (Sollte man aber trotzdem wissen – ab Sonntagabend herrscht dann wieder himmlische Ruhe und man kann den Wellen zuhören).
Nebenan gibt es zwei weitere Campingplätze mit ähnlicher Ausstattung und Lage, allerdings ohne Pool.
Camping Cala Ginepro: Der Platz liegt an der Ostküste und war eigentlich nur unsere zweite Wahl (dort, wo wir hinwollten – nämlich hier – war leider kein Platz mehr). Er stellte sich aber als wirklich tolle Alternative heraus. Auch hier gibt es schöne hohe Bäume (wenngleich nicht ganz so dicht wie am Strand von Is Arenas), man kann Hängematten aufhängen und sich selbst sein Plätzchen suchen. Der Strand ist absolut kleinkindtauglich, das Wasser warm und seidig. Es gibt Tretboote zum Ausleihen, ein Animationsprogramm (wer das mag) und eine sehr nette Bar. Laden ebenso. Guter Ausgangspunkt für Ausflüge beispielsweise entlang der spektakulären Küste im Golf von Orosei oder ins wilde Hinterland.
Die Kinder liebten diesen Platz – es gibt ja auch fantastisches Eis, mehr braucht es nicht zum Glücklichsein, wenn du gerade vier Jahre alt geworden bist. Wir Erwachsenen haben uns nach ein paar Tagen aber tatsächlich ein bisschen gelangweilt – aber vermutlich würde man das immer tun, wenn man tagelang den gleichen Ablauf hat. Die Ostküste ist sehr touristisch und es wird dann schnell voll. Mitte Juli hauten wir ab, da legte die Hauptsaison dann so richtig los. Und ach so, eine italienische Eigenheit: Mittagsruhe von 14 bis 16 Uhr. Da darf man dann nicht mal auf den Spielplatz. Im Gegenzug startet die Animation im Nachbarhotel dann aber um 22 Uhr abends. In voller Lautstärke versteht sich. DAS ist Italien. Ich liebe es ;-)
Was ich ohne Kinder auf Sardinien machen würde
Ein paar Tage im Su Gologone verbringen. Dieses Hotel kenne ich auf dem Papier bereits seit meiner Zeit als Touristik-PR-Managerin. Ich habe sogar schon mal eine Pressemitteilung drüber geschrieben. Ich war aber noch nie dort. Als wir auf dem Rückweg an die Ostküste an der Abzweigung dorthin vorbeifuhren, zuckte ich kurz zusammen – ich hätte sooooo gerne zumindest mal ein, zwei Nächte dort verbracht. Die Zimmer sind alle individuell von sardischen Künstlern gestaltet, die Szenerie inmitten der karstigen Berglandschaft ist grandios und das Restaurant hat einen tollen Ruf. Aber der Mann meinte, das geht mit Kindern nicht, weil man das alles dann gar nicht richtig genießen kann. Er hat leider recht. (Und so fuhren wir an der Abzweigung vorbei.)
Was ich machen würde, wenn ich viel Geld hätte
Sardinien ist ja jetzt nicht arm an Luxus-Unterkünften. Jeder denkt natürlich immer gleich an Porto Cervo und die krassen Jachten dort (und die sind wirklich krass!). Aber auch woanders kann man dem süßen Leben frönen: Ganz im Süden in der Nähe von Cagliari liegt das Luxus-Resort Forte Village. Das kann man auch mit Kindern super buchen, weil es tolle Bungalows hat und ein ausgezeichnetes Programm auch für Familien gibt. Was mir jetzt leider noch fehlt, ist die reiche Erbtante, die mir eine Woche Urlaub dort finanziert. Also wird es dann eben doch wieder der Campingplatz.
Was unbedingt jeder machen sollte
Eine Bootstour durch die Inselwelt im Nordosten. Wir haben uns ein Motorboot in Palau ausgeliehen, für einen Tag haben wir inklusive Sprit etwa 140 Euro dafür bezahlt. Unter 40 PS braucht man auch keinen Führerschein. Das heißt: Jeder kann das machen. Achtung: Preise vergleichen, die Anbieter in der ersten Reihe sind meist die teureren. Und unbedingt die Boote anschauen, bevor man was bucht. Im Maddalena Archipel kann man nicht in alle Buchten reinfahren, teilweise sind sie zum Schutz der Schwimmer mit einer Leine abgetrennt. Das also beachten, wenn man Picknick und kleine Kinder dabei hat. Da muss man dann, wenn es blöd läuft, zum Strand schwimmen und alles rüber transportieren. Einen Sonnenschirm mitzunehmen ist auf jeden Fall eine gute Idee, denn es gibt wenig Schatten (und keinen Verleih, logischerweise). Alternativ gibt es geführte Touren mit Skipper, aber alleine düsen ist natürlich viel aufregender und spaßiger.
Die beste Reisezeit für Sardinien
Ist meiner Meinung nach der Juni. Wer da los kann, weil die Kinder noch nicht in der Schule sind: Auf jeden Fall machen. Man kann schon baden, aber es ist noch nicht so voll und wenn man zurück nach Hause kommt, geht der Sommer erst so richtig los (und man ist schon schön braun :)). Alternativ kann man im September fahren, da macht dann aber vieles schon zu (Restaurants, Campingplätze). Definitiv meiden würde ich Mitte Juli bis eine Woche nach Ferragosto (15. August). Da sitzt ganz Italien am Wasser und es ist wirklich zu voll, gerade auf den Campingplätzen. Und laut. Die Italiener haben übrigens die Eigenart, ihren Platz am Strand zu reservieren, indem sie einfach ihr ganzes Geraffel (Zeug) über Nacht dort liegen lassen (Schirme, Handtücher, Spielsachen) – da ist kein Handtuchbreit mehr frei und das jeden Tag. Mir macht das nicht so viel Spaß (andererseits gut zu wissen, dass nicht nur die Deutschen die ollen Handtuch-Reservierer sind!)
Anreise
Wer mit der Fähre anreist, dem kann ich einen Anruf bei Turisarda empfehlen. Das Reisebüro in Ratingen ist auf Sardinien spezialisiert und sucht euch in kürzester Zeit die beste und günstigste Fährverbindung heraus (erspart die Online-Suche und ist obendrein wirklich günstiger). Wir haben dort schon mehrfach gebucht – es war immer total easy und die Preise immer gut.
Übernachten
Wer nicht campen mag, sollte mal bei AirBnB vorbeischauen. Dort gibt es einen Haufen toller Unterkünfte. Auch bei Fewo-direkt ist die Auswahl an Ferienhäusern und Ferienwohnungen groß. Hotels könnt ihr auch über Reiseveranstalter buchen, beispielsweise über meinen früheren Arbeitgeber FTI (für den damals auch die Pressemitteilung über das Su Gologone entstand, die ich oben erwähnt habe). Immer einen Blick wert für eher kurzfristige Schnäppchen sind Portale wie Secret Espcapes, über die man auch Designhotels öfter mal zu einem ziemlich guten Preis bekommt. Ferien auf dem Bauernhof findet man in Italien unter dem Begriff Agriturismo.
UND: Durch Zufall bin ich die Tage auf einen Artikel von Nathalie vom Blog Eine ganz normale Mama gestoßen. Sie berichtet in ihrem Post ganz ausführlich über ihren Urlaub im Westen Sardiniens. Sehr lesenswert und witzigerweise beschreibt sie viele Plätze, an denen wir uns auch herumgetrieben haben.
Wart ihr schon mal auf Sardinien? Und habt ihr Tipps für den Süden der Insel – wie gesagt, in diesem Sommer geht es wieder hin und ich freue mich über Erfahrungen und Adressen.
2 comments
Sagenhafte Bilder! Toller Beitrag!
Danke Michaela! Manchmal zieht’s uns dann halt doch aus den Bergen raus. :)