Lieber Sommer,
jetzt bist du zuende. Und mit welch furiosem Finale! In den letzten Tagen, die eigentlich ja gar nicht mehr so richtig dir gehören, geklaut vom Herbst könnte man fast sagen, da hast du es nochmal allen gezeigt. Hast deinen blitzeblanksten blauen Himmel ausgepackt und die Sonne Überstunden machen lassen. Hast uns nochmal daran erinnert, dass es dich sehr wohl gibt. All die Nörgler, die schon im Juli gezetert haben, das würde ja nichts mehr werden mit dir.
Ich geb zu, ich hab auch mal schwer gezweifelt. Als du im August einfach verschwunden warst und wir wieder die Heizung anwerfen mussten. 4 Grad in der Nacht. Okay, in den Bergen. Aber trotzdem, das war echt fies von dir. Ausgerechnet zu Beginn der Sommerferien. Oder an all diesen Tagen, an denen ich schon in der Früh nass wurde und mich fünfmal umziehen musste, weil mich schon wieder so ein fieser Regenschauer auf dem Fahrrad erwischt hat. Das hab ich dir echt übelgenommen. Aber ich wusste: Du machst das schon noch. Hast dir halt ein bisschen Zeit gelassen.
Jetzt gehst du, alle sagen es, und ich kann es noch kaum glauben. Draußen blitzen die Sterne und der Abend ist so unglaublich lau und sanft, diese warme, schmeichlerische Luft, die wir uns alle so wünschen. Um draußen zu sitzen, ein Glas Wein zu trinken und die nackten Zehen auszustrecken. Heute morgen, als ich die Kinder zur Kita gefahren habe und durch die Bahnunterführung an der Isar fuhr, brach dieses Licht durch die Bäume. Strahlen voller Licht, die Luft schon voller Wärme und nirgends dieser Geruch von Herbst, der da doch eigentlich schon sein sollte. Ein Moment so schön, dass es mir den Atem raubte.
Ich liebe dein Licht, deine Wärme und deine Leichtigkeit
Lieber Sommer, ich sage immer, dass ich eigentlich alle Jahreszeiten mag. Und das ist nicht gelogen. Ich mag sie alle und immer sind sie richtig für den Moment. Aber immer, wenn du da bist, weiß ich auch: Dich mag ich dieses kleine bisschen mehr. Denn du schaffst es, den Menschen ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Du schaffst es, sie zu vereinen in ihrer Liebe und ihrer Sehnsucht nach Licht und Wärme. Es sind diese wenigen Tage im Jahr, in denen wir es hinbekommen, die Leichtigkeit des Südens zu spüren. Weil wir uns nicht einsperren müssen in dicke Jacken und unser Lachen nicht hinter Schals verstecken müssen. Weil wir frei sein können. Den Wind in den Haaren spüren. Die Sonne auf der Haut. Weil wir es uns in diesen hellen Tagen erlauben, ein bisschen weniger an das zu denken, was uns allzu oft diesen freien Geist raubt. Und dafür danke ich dir.
Danke für den Sommer unseres Lebens
Heute ist dein letzter Tag, Sommer. Wir sind die Isar entlang geradelt, so lange, bis da fast keiner mehr war. Die Kinder haben auf der Kiesbank gespielt. Sie haben einen Kanal gebuddelt und sich ins seichte Wasser gelegt. Sie haben Steine bemalt und sich zwischen den Büschen versteckt. Ich saß da und hab mich von dir verabschiedet. Du hast mich bereichert in diesem Jahr, einmal mehr. Du hast mir wunderbare Momente geschenkt. Eine unfassbar schöne Reise auf eine ganz besondere Insel. Strände und Sonnenuntergänge. Wochen für die Seele am See und in den Bergen. Ich hab all das genossen wie noch nie. Ja, man könnte wirklich sagen, das kommt dem ziemlich nahe, was man den Sommer unseres Lebens nennt. Denn vor allem habe ich dich mit allen Sinnen so sehr genossen wie selten. Und deswegen warst du so perfekt.
Sommerkinder. Freiheit. Und das Glück des Augenblicks.
Es stimmt schon, Sommer mit Kindern sind so viel intensiver. Weil man so viel Zeit draußen verbringt. Weil Kinder diese unschätzbar wertvolle Gabe noch besitzen, nur für den Moment zu leben. Für den einen Isarkiesel, den sie stundenlang betrachten. Für das Glück des Augenblicks, den Popo von der Windel zu befreien und ihn in die Sonne zu halten. Wenn wir uns an unsere eigene Kindheit erinnern, dann erinnern wir uns vor allem an unsere Sommer. Indianerspiele auf den Feldern, Fußball spielen auf der Straße vor dem Haus bis es längst schon dunkel war. An das Geklingel des Eismanns mit seinem alten VW Bus und die Pommes mit Curry im Schwimmbad. Sommer, das ist immer auch Freiheit. Unsere Kinder erinnern uns daran immer wieder und ich bin unendlich dankbar, dass ich mit ihnen diese besondere Zeit der vergangenen Wochen teilen durfte. Und deswegen warst du genau das. Ein Sommer des Lebens.
Bye Bye Sommer, jetzt legst du dich schlafen. Und wir schließen deinen Zauber in unsere Herzen ein, damit er uns wärmt in den dunklen Tagen.
Schlaf gut. Und träum recht süß. Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr. Ganz sicher.
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Wow, Volltreffer mal wieder!