Im Sommer habe ich einen Briefwechsel mit meiner Blogger-Kollegin Nadja von Mama im Spagat begonnen, in dem wir uns gegenseitig unsere Erfahrungen und Erlebnisse rund um unsere Umzüge schildern. Denn wir sind beide in diesem Jahr von der Stadt raus ins Umland gezogen. Nadja wohnt seit Mai mit ihrer Familie in Weilheim im Südwesten von München. Und die allesinklein-Combo hat es ja zum Ende der Sommerferien nach Freising im Münchner Norden verschlagen. Dort haben wir ein Haus gebaut und damit unser Leben als Hipster Family aus dem Glockenbachviertel gegen einen eigenen Garten und eine Menge mehr Platz eingetauscht. Hier kommt nun ein neuer Brief an Nadja, der ich mal erzählen möchte, was nach dem Umzug so alles passiert ist bei uns.
Liebe Nadja,
seit meinem letzten Brief an dich ist schon wieder ganz schön viel Zeit vergangen. Damals wohnten wir noch in der Stadt und ich habe dir berichtet, wie mich so langsam der Abschiedsschmerz trifft.
Und jetzt wohnen wir schon wieder über drei Monate im neuen Haus und in der neuen Umgebung. Die ersten 100 Tage sind also geschafft und sie sind wirklich sehr gut geraten. Die Kinder sind vom ersten Tag an so toll im Kindergarten und in der Schule angekommen. Sie haben erste Freundschaften geknüpft und kommen mir jeden Tag mit einem Strahlen entgegen gelaufen. Das alleine reicht mir, um zu wissen, wie gut es ihnen dort geht.
Wir haben schon viel Besuch gehabt und alle haben das Haus bewundert – das wirklich toll geworden ist. Es macht unglaublich viel Spaß, darin zu wohnen. So viel Platz! Und soviele Möglichkeiten, Einrichtungsgegenstände und Deko zu shoppen (hihi). Andererseits muss ich aber auch zugeben, dass ich sehr schwer daran zu knabbern hatte, dass mir meine „Hood“, mein Lebensmittelpunkt, weggebrochen ist.
Es braucht Zeit um anzukommen
Die ersten Tage waren schlimm. Ich habe mich gefühlt wie tot. Und gleichzeitig hat mich genau das so unglücklich gemacht, weil es mir so undankbar erschien. So nach dem Motto: Das alles hier ist so ein großes Geschenk und du weißt es nicht zu schätzen. Aber, wie du gesagt hast und wie ich auch aus vielen lieben Kommentaren herauslesen konnte, die mich zu meinem ersten Brief und meinen Texten und Storys auf Instagram erreicht haben: Es braucht Zeit anzukommen. Und diese Zeit nehme ich mir ganz bewusst.
Ich merke, wie ich jeden Tag ein wenig mehr Fuß fasse. Habe nette Mamas im Kindergarten und in der Schule kennengelernt. Lade mir auch mal meine „alten“ Mädels hierher ein. Und zum Sport gehe ich jetzt auch wieder. Der praktischerweise vor der Haustür startet, denn hier liegt direkt nebenan ein großes Sportgelände. Vermutlich ist das auch für die Kinder ganz prima, wenn sie vielleicht mal so was wie Vereinssport machen wollen.
Wie ist das bei euch, habt ihr schon Hobbys, die die Kinder regelmäßig machen? Wir sind grade noch in der Phase „Ich würd gern alles auf einmal ausprobieren“ von Ballett über Reiten bis Leichtathletik und Schwimmverein. Und Blockflötenunterricht! (Da muss ich immer noch an mich denken, wie ich als Kind all das ja auch gemacht hab.)
Stadt oder Land?
Nach meinem letzten Post haben mich viele Nachrichten erreicht, in denen es um das Thema Stadt und Land ging. Oder eher gesagt Stadt GEGEN Land. War das bei dir auch so? Ich wollte da gar kein so großes Fass aufmachen. Aber die Frage, wo man denn wohnt und wo die Lebensqualität höher ist, scheint viele wirklich umzutreiben.
Dabei sehe ich es gar nicht so, dass ich von der „Stadt“ aufs „Land“ gezogen bin. Denn Freising ist ja nicht wirklich Land, auch wenn sich doch tatsächlich schon mal ein entlaufenes Huhn zu uns in den Garten verirrt hat. Wenn ich ehrlich bin, ist es hier sogar lauter als in unserer kleinen Nebenstraße im Glockenbachviertel. Die Straße vor der Tür ist rechtbefahren und den Flughafen gibt es ja auch noch. Den hört man schon, je nach Windrichtung ist das echt laut.
Andererseits sind die Isarauen hier wirklich direkt vor der Haustür, wir müssen keine einzige Straße überqueren. Und wenn demnächst das neue Hallenbad von Freising eröffnet, haben wir sogar ein superneues Erlebnisbad direkt vor der Nase. Für die Kinder ist das ein Traum. Und ich merke auch, dass mir der viele Platz, den wir hier zu Verfügung haben, echt guttut. Da meinte neulich auch eine Freundin zu mir: Ich hab dich selten so entspannt erlebt.
Ist das bei dir genauso? Fühlt ihr euch nach wie vor wohl in Weilheim? Und habt ihr schon neue Kontakte geknüpft? Ich glaube, wenn man noch in der Stadt in der früheren Umgebung arbeitet, ist man irgendwie noch viel verwurzelter im „alten“ Leben.
Das „Heimweh“ nach dem alten Leben, es ist immer noch da
Ich arbeite ja von zuhause, da fällt das flach. Aber letzte Woche hat es mich dann doch gepackt. Wir hatten einen Termin beim Kinderarzt (beim alten noch) und das war die Gelegenheit, endlich mal wieder in die Stadt zu fahren. Ach, es war so schön. Kannst du das verstehen? Manchmal sitze ich da, schließe die Augen und stell mir vor, ich wär wieder zurück. Geh vor die Haustür zu meinem kleinen französischen Stammcafé, auf einen Ratsch mit dem Gemüsemann und dann noch eine Runde an die Isar.
Es fehlt mir immer noch so sehr. ICH fehle mir immer noch so sehr. Ich weiß, es ist alles gut. Aber so richtig abschalten kann ich immer noch nicht. Ich bin so dankbar, das alles zu haben, aber gleichzeitig fühle ich, dass ein Teil von mir verloren gegangen ist, den ich nie wiederzurückbekommen werde. Aber so ist das im Leben. Man kann nicht immer alles auf einmal haben.
Jetzt freu ich mich erst einmal darauf, endlich mal alle an Weihnachten zu uns einladen zu können.Da musste ich doch glatt 40 Jahre alt werden, um das mal machen zu können. Denn endlich haben wie Platz! Und sogar einen eigenen Weihnachtsbaum. Verrückt.
Ich wünsch dir ein tolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch! Lass mal was hören da aus dem südlichen Umland, ich würd echt gerne hören, wie es euch geht (und ob du den Keller schon ausgemistet hast :))
Alles Liebe, Deine Petra
PS Nächstes Mal zeige ich dir Bilder vom Haus. Falls du schon ein bisschen neugierig bist.
Du willst nochmal lesen, wie alles begann? Meinen ersten Brief an Nadja, den ich noch vor dem Umzug geschrieben habe, findest du hier. Und das ist Nadjas Antwort darauf.
2 comments
Ist ja lustig, dass ihr nun in Freising seid! Ist sozusagen „meine alte Hood“, jedenfalls war sie das bis Januar 2005 (von 1996 an). Ja, die Natur direkt vor der Haustür, das hat schon was! Dann wünsche ich noch möglichst viel Genuß beim Einleben in den neuen Lebensabschnitt und beim Loslassen des vorherigen! Und Frohe Weihnachten, natürlich!
Lieber Werner, ach echt? Das wusste ich gar nicht. Wie schön!