Als ich vergangene Woche den Post zur Fasten-Challenge #wenigermehr online nahm und in den sozialen Netzwerken teilte, meldete sich mein Blogger-Kollege Roberto zu Wort und meinte nur trocken: Nen Aufruf zum digitalen Fasten auf Facebook – haha.
Ja, stimmt, hat er ja auch Recht. Denn im Grunde ist das genauso wie den Start in eine zuckerfreie Zeit in der Lieblings-Konditorei zu zelebrieren. Oder als Interims-Vegetarier erstmal ins Steakhouse zu gehen. Und wie sehr er Recht hat, merkte ich ziemlich schnell im Laufe der ersten Woche.
Denn: Das Netz ist mein Beruf.
Klar, da gibt es den Blog, aber der ist ja auch nur ein Projekt von vielen. In erster Linie bin ich Online-Redakteurin, Website-Texterin und Content-Marketing-Expertin. Und Social Media gehört da selbstverständlich dazu. Ich schreibe für Portale und Redaktionen, dazu gehören sehr oft auch soziale Kanäle. Einer meiner wichtigsten Kunden und Partner ist eine Münchner Digitalagentur.
Und so kommt das eben, dass ich merke: Dieses Feld aufzutrennen ist nicht nur schwierig, es ist fast unmöglich. Wenn ich auf Pinterest etwas pinne (und seien es auch „nur“ Rezepte für Oster-Muffins), was dann per Schnittstelle auf meinen Blog läuft – ist das dann privat oder hat es mit dem Job zu tun, weil mir das unter Umständen Reichweite für den Blog generiert, die ich dann an anderer Stelle in eine bezahlte Kooperation einfließen lassen kann?
Oder ich recherchiere im Netz für einen Text und stoße dabei auf Infos, die für die Recherche nicht relevant sind, aber es passiert halt und ich lese mich fest. Muss man ja, könnte ja auch ein Thema sein, vielleicht nicht für jetzt, aber vielleicht in der Zukunft. Die Liste könnte ich lange fortsetzen.
Wenn mich diese Woche was gelehrt hat, dann das: Wie sehr ich mit dieser Online-Welt verbandelt bin, und das auf allen Ebenen.
Ja. Ich hatte schwere Rückfälle.
Die ersten Tage gingen ganz gut, ich hab mich zusammengerissen und wirklich nur das Nötigste online gemacht. Vor allem hab ich mir das sinnlose Surfen zwischendurch untersagt. Das ist nämlich genau das, was Zeit frisst. Dann kam das Wochenende und mit ihm eine Recherche für den Sommerurlaub auf Sardinien. Ich hab mich auf Hotelportalen herumgetrieben, Airbnb und FeWo-direkt gecheckt und Campingplätze gesucht. Das dauert. Und hat demnach meine online verbrachte Zeit um ein Vielfaches nach oben geschraubt.
Alleine, es hilft ja nix. Diese Infos stehen halt nun mal im Netz. Ich könnte den alten ADAC Campingführer hervorkramen, aber der hilft mir nicht viel weiter mit seinen spärlichen Infos und in unserem an sich megatollen Cool Camping-Führer ist genau einen einziger Campingplatz auf Sardinien beschrieben. Und von Airbnb gibt es leider keine Offline-Version. Tut mir leid.
Und doch: Was ich geschafft habe.
Ich habe tatsächlich in vielen Momenten das Handy bewusst wieder weggelegt, wenn ich gemerkt habe, dass ich das jetzt aus reiner Gewohnheit wieder in die Hand genommen habe. Um zum zehnten Mal innerhalb einer Stunde den Instagram-Account zu checken oder eine Nachrichtenseite aufzurufen. Denn das, muss man ja ehrlich zugebenen bringt rein gar nichts. Und dieser automatische Griff ist einfach nur antrainiert. Und das heißt: Kann man sich auch wieder abtrainieren.
Außerdem habe ich das gemacht, was viel zu selten ist: Eine Zeitung in die Hand genommen. Und einige der 1000 Magazine, die sich neben der Couch vor sich hinstapeln und die ich „ja mal lesen könnte, wenn ich Zeit hab.“ Analoges Lesen! Ich hab daher auch direkt mal das Bücher-Regal inspiziert und ein paar Perlen entdeckt, die ich unglaublich gerne mal wieder lesen würde. Und siehe da, ich merke wie gut es tut, mal wieder richtige, schöne Texte zu lesen. Reportagen. Lange Artikel. Und nicht nur immer Nachrichten-Happen und Facebook-Fragmente. Nichts gegen Blogposts, es gibt so viele tolle Texte im Netz. Aber trotzdem blättere immer noch ganz schön gerne im Papier. So ganz für die Katz war das Germanistik-Studium dann halt doch nicht.
Und ich habe tatsächlich angefangen, den Kleiderschrank zu entmisten. Das ist ja auch so ein Frühlingsding: Closet Detox. Heute früh wanderte die erste Ladung in den Altkleider-Container.
Das Ziel für die nächste Woche
Das alles will ich jetzt weiter ausbauen. Ich will noch intensiver daran arbeiten, die Zeit, die ich im Netz verbringe, bewusst dort zu verbringen. Mit einem bestimmten Ziel, sei es Recherche für einen Artikel oder den Urlaub. Beim „richtigen“ Fasten gibt es den Begriff des intermittierenden Fastens. Das bedeutet: Ich faste nicht durchweg, sondern nehme mir auch Auszeiten davon. Bei einer Diät wäre das dann der „Cheat Day“. Ich mache jetzt eben Cheat Days beim Online-Detox.
Denn ohne, das merke ich, geht es nicht. So ist die Welt mittlerweile. Die Zeiten, in denen das Telefon an der Wand im Flur hing und noch eine Wählscheibe hatte, sind unwiderruflich vorbei. Was ich mir aber vornehmen kann: Einfach nicht mehr so viel Zeit mit Sinnlosigkeiten verdaddeln, zu denen das Netz allzu gerne verführt.
Das erklärte, konkrete Ziel für die nächste Challenge-Woche: Ich will bewusst EINE SACHE tun, die ich sonst nie hinbekomme. Aus Zeitmangel. Aus der Tatsache heraus, dass ich im Alltagschaos nie dran denke. Etwas „Achtsames“, etwas Schönes. Natürlich Analoges.
Mehr davon dann nächste Woche.