Eigentlich wollte ich an dieser Stelle über ganz andere Themen schreiben. Über Elba als Urlaubsinsel und unseren Herbsttrip dorthin. Jetzt muss ich etwas dazwischen schieben, was eher wenig mit Ferienidylle zusammenhängt – was tun, wenn das Kind im Urlaub krank wird? Natürlich, kleinere Wehwehchen, die sich mit einem Griff in die Reiseapotheke beheben lassen, sind kein Problem. Aber was, wenn was Schlimmeres passiert?
Elba also. Eine schöne Insel im Mittelmeer, mit vielen kleinen, tiefblauen Buchten, perfekt zum Sonnenbaden, Schwimmen und Dolce-Vita-Genießen. Ich kenne nun auch das Krankenhaus.
Das kleine Mädel bekam nämlich Fieber, und was ganz harmlos begann, endete mal wieder in einem Fieberkrampf. Den hatte ich ja schon einmal beschrieben, und es ist nicht lustig, vor allem nicht, wenn das Ganze an der Hafenpromenade eines Urlaubsortes wie Portoferraio geschieht. Nun, man könnte aber auch sagen, ein Glück waren wir dort. Ein schneller Anruf einer netten Cafébesitzerin und keine fünf Minuten später kam der Notarzt.
Oje, warum denn gleich den Notarzt, haben die Freunde gefragt, denen wir davon berichteten. Nun, der Kinderarzt hatte ja empfohlen, bei einem erneuten Fieberkrampf sofort Hilfe zu holen. Kein Abwarten, was so passiert, sondern direkt abklären lassen. Und er hatte dabei sehr ernst geklungen. Machten wir also. Und waren froh, dass wir in einem Ferienort und nicht im Nirgendwo steckten. Im Krankenhaus lief alles ganz professionell ab – sogar ein deutscher Arzt in der Notaufnahme und eine deutsche Kinderkrankenschwester – das findet man eben dort, wo alle Urlaub machen.
Tja, und dann blieben wir zur Beobachtung über Nacht dort. Statt den abendlichen Sprizz in der Strandbar gab es immerhin ein Einzelzimmer für das Mädel und mich. Die war total geschafft von ihrem Krampf, von den Untersuchungen und vom Stress und schlief sofort ein. Ich lag wach und lauschte ihrem Atem. Über Portoferraio hing ein fetter Vollmond und schien zum Fenster rein, als wollte er mit seinem milchigen Licht sagen: Hey, alles gut, es ist nichts Gravierendes passiert.
Im Grunde stimmt das. Der Kleinen ging es wieder gut, keine schlimme Krankheit, nur ein Virusinfekt, das Ergebnis des Bluttests war innerhalb einer Stunde da. Aber, was macht dieses Erlebnis mit mir, der Mutter? Die, die immer überzeugt war, dass das „Unterwegs sein“ auch mit Kind so einfach ist, wenn man nur selbst entspannt ist. Dass uns die Welt offen steht, egal wohin wir reisen.
Das Gute an unserer Situation war, dass ich mich gut aufgehoben fühlte. Aber auch angreifbar. Es ist eben doch nicht so selbstverständlich, mit Kindern unterwegs zu sein. Denn die Unberechenbarkeit reist mit. Klar, in anderen Ländern gibt es auch Kinder und die sind gesund und munter und warum sollte also mein Kind sich mit irgendetwas infizieren, das schlimm ist. Andererseits habe ich nun selbst erlebt, wie schnell so etwas gehen kann. Und es war „nur“ ein Fieberkrampf.
Solche Gedanken kommen einem eben nachts um halb 4 in einem Krankenhauszimmer in Portoferraio. Was, wenn man irgendwo in der Welt steckt, eben nicht in Reichweite eines Notarztes, mit hilfsbereiten Menschen um sich herum, die den rufen? Und wieso war ich so unvorbereitet? Die Nummer des Notrufes sollte man IMMER wissen, auch in seinem Urlaubsland. Und ich? Hatte nicht einmal Teresas Impfausweis dabei. Kleinigkeiten vielleicht, lässlich, weil ich den dann auch gar nicht benötigt habe.
Aber das Gedankenkarussell dreht sich, nachts um halb 4, mit dem schlafenden Mädel daneben. Das Fieber schon wieder gesunken, ein Glück, aber die Zweifel bleiben. Und die Einsicht: Natürlich werden wir wieder unterwegs sein, wir können ja gar nicht anders. Zuhause zu sitzen und abzuwarten, was so passiert, ist nicht unsere Welt. Aber gute Vorbereitung kann nichts ersetzen, und einige Gedanken an das „Was wäre wenn“ zu verlieren, ist eine gute Idee. Vor jeder Reise.