Neulich waren wir ja im Urlaub in Italien. Und da wir einen Teil des Trips auf dem Campingplatz verbracht haben, kamen wir nicht umhin, auch am sozialen Leben dort teilzunehmen. Wer schon einmal gecampt hat, kennt das: Man bekommt so manches mit, was bei den Nachbarn so abgeht. Und das sind echte Dramen: Schreiende Kinder am Strand, schreiende Kinder im Wohnwagen, schreiende Kinder am Waschhaus. Alle geschätzt so zwei bis drei Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, die Trotzphase hat begonnen.
Wie gut, dass es da Abhilfe gibt. Kürzlich kam ein Buch heraus, das netterweise direkt im Titel sagt, was es sein will: Der Trotzphasen-Survivalguide. Geschrieben wurde es von Nina Weber, deren Blog Land der Abenteuer auch in meiner Blogroll zu finden ist, und Anja Bagus. Beides erprobte Mütter, die wissen, wovon sie sprechen und schreiben. Deswegen ist das Buch auch direkt aus dem Leben gegriffen und das macht es sehr nützlich für dem alltäglichen Gebrauch.
Nach einer kurzen Einführung, was da eigentlich passiert, wenn sich der Trotz regt (Anja Bagus ist Psychologin und Heilpraktikerin), stellen die beiden Autorinnen in einem „Trotz-Monster-Almanach“ verschiedene Trotz-Typen vor – die ein Kind durchaus alle in sich vereinen kann, aber je nach Situation eben losgelöst voneinander zutage treten. Da gibt es das Showtalent und die Heulboje, den Grantl-König und die Nörgel-Prinzessin. Und die beiden liefern sogleich auch wertvolle Hinweise darauf, wie man auf die unterschiedlichen Trotzausbrüche und -typen reagieren kann – unterteilt in unterschiedliche Phasen wie „Erste Hilfe“ und „Prävention“.
Im dritten Kapitel widmen sich Nina Weber und Anja Bagus dann über 20 verschiedenen Situationen, mit denen Trotzkinder-Eltern konfrontiert sein können – vom Klassiker Autofahren mit nörgelndem Kind bis hin zur Frage, wie man es als Elternpaar schafft, vom Kind nicht gegeneinander ausgespielt zu werden. Auch hier sind die Tipps und Ratschläge wieder sehr praxisbezogen. Kleine Exkurse geben zusätzliche Ideen, wie man Kinder spielerisch zu Ruhe bringen kann oder wie man mit der Thematik Fernsehen umgeht.
Und dann gibt es noch ein Kapitel, das sich mit dem Wohlbefinden der Eltern befasst. Wie komme ich selbst zur Ruhe? Wie können wir unsere Zeit gestalten, damit wir trotz Kindern auch noch als Paar funktionieren? Als Extra gibt es in Zusammenarbeit mit einer Yoga-Lehrerin sogar Tipps für die besten Yoga-Übungen zum Entspannen und Runterkommen. Und im Anhang sind homöopathische Mittel zusammengefasst, die bei den Grantl-Königen und Nörgel-Prinzesinnen helfen können.
Fazit: Das Buch ist sehr nah am Leben dran und daher ideal als Ratgeber für zwischendurch. Man kann es immer mal wieder in die Hand nehmen und darin blättern. Die vielen Tipps und Erklärungen helfen einem, die Situation einzuschätzen und sind eine wunderbare Hilfe, wenn es mal wieder brennt. Vor allem aber geben die beiden Autorinnen einem das Gefühl, dass man nicht alleine ist – dass trotzende Kinder etwas völlig Normales sind und man keine Rabenmutter und kein Rabenvater ist, wenn einen die Situation einfach mal heillos überfordert.
Anja Bagus, Nina Weber: Der Trotzphasen-Survivalguide. Notfall-Tricks für Eltern mit Kindern zwischen 2 und 5.
Kösel-Verlag, München, 2013.