Ich gebe es zu. Ich habe mich schwerstens in den Niederungen des Rosa-Tüll-Sahnebaiser-Prinzessinnen-Daseins verirrt. Und das kam so: Ich bestelle immer mal wieder gerne Klamotten beim Onlineshop Vertbaudet. Weil ich deren Preis-Leistungs-Verhältnis ganz okay finde und weil französische Marken einfach schönere Kinderkleidung haben, wie ich finde. Vor kurzem surfte ich also auf deren Website und ich blieb an einem pinken Tüllröckchen kleben. Und irgendwie dachte ich, dass die kleine Madame das haben sollte. Es war übrigens schon fast ausverkauft, Größe 80 war grade noch zu bekommen. Also, ein Klick, und schon war’s bestellt. Vor meinem inneren Auge sah ich die Maus mit ihrem süßen, kleinen Röckchen durch die Straßen trippeln – oh ja! München ist ja auch eine Fashion-Stadt, da muss auch eine Einjährige ein Statement setzen.
Als das Paket dann hier ankam war’s aber auch schon vorbei mit der Herrlichkeit des inneren Auges. Denn ich blickte auf die Realität und die war echt krass. Das Kind sah aus wie ein Sahnetuff-Baiser. In pink. Ich hätte sie so direkt auch in die Ballettklasse schicken können. Oder als Blumenmädchen auf eine Hochzeit, bei der die Braut auch auf explodierte Sahneträume-Kleider steht (auch das gibt es ja). Es war, wie soll ich sagen, shocking. Vor allem für mich. Der Maus war das herzlich egal, die fand die Stoffladung um ihren Bauch sogar ganz spannend. Ich war wütend auf mich selbst. Wie um Himmels willen komme ich auf die Idee, meiner 19 Monate alten Tochter so etwas anziehen zu wollen? Und vor allem zu welchem Anlass? Sandkasten-Wühlespiele in solch einem Dress? Wohl eher nicht.
Mir kam eine Diskussion in den Sinn, die ich vor kurzem mit zwei Freundinnen führte. Eine meinte, ihr sei aufgefallen, dass die Mädchen in der Krippe immer wie aus dem Ei gepellt aussehen. Sie selber aber ziehe ihrem Sohn auch mal mehrere Tage das Gleiche an. Freundin Nummer 2, auch Jungs-Mama, pflichtete direkt bei. Ich meinte dann, dass ja aber nach einem Tag die Klamotten meistens dreckig seien, deswegen würde ich halt täglich wechseln. Achselzucken bei den Jungs-Mamas. Na und? Sind se halt dreckig.
Ist das jetzt tatsächlich so ein Mädelsdings? So ein Mama-Tochter-die-muss-was-Gescheites-anziehen-und-süß-sein-Ding? Wie oft habe ich schon die geseufzte Klage gehört: Hach, ein Mädchen, da findet man einfach viel schönere Klamotten als für Jungs.
Muss man das? In der Anfangszeit, als Teresa noch ein kleines Baby war, haben wir uns bewusst gegen Rosa entschieden. Sie trug maximal einen dunkellila Pullover. Sonst Blau- und Brauntöne und neutrales Beige. Ich weiß nicht, wie oft ich zu dem „feschen kleinen Bub“ beglückwünscht wurde. Und das machte mich irgendwann stinkig. Ich wollte ein Mädchen, das wie ein Mädchen aussieht! Nach und nach schlich sich daher doch immer mehr Rosa ein. Man kommt dem auch nicht aus. Rosa und Blau sind gesetzt. Mädchen. Junge. Man kann sich wehren, aber es ist leider ziemlich oft vergebliche Mühe.
Gut, ich gebe zu, man darf es nicht übertreiben. Das merke ich jetzt an diesem Tüll-Tütü. Also habe ich es ganz schnell wieder eingepackt und zurückgeschickt.
2 comments
Haha, super Post, und so wahr! Obwohl, beim Tüllröckchen konnte ich bisher sehr gut widerstehen und leider hasst die Maus auch sämtliche Haarspangen. Aber bei Kleidern und coolen Röhrenjeans bin ich sofort dabei….
so ist das halt mit Mädchenmamas!
Tjaja, mein persönliches Verderben heißt immer Zara. Da gibt es einfach so unwahrscheinlich süße Kinder-Klamotten (auch für Jungs!)… Aber bei dem Tüll-Ding bin ich echt froh, dass ich es zurückgeschickt habe :-)