Könnt ihr euch noch an eure eigenen Kindertage am Strand erinnern? An die Sandburgen und die Wellen, an die Kokosnuss- und Schmalzgebäckverkäufer, an den Geruch des Meeres und die Salzkrusten auf der Haut? In Italien sagen sie: Die Kinder müssen ans Meer! Erst dann werden sie zu echten italienischen Kindern! Und deswegen fuhren wir in Baby-Bubs 10. Lebensmonat dahin, wo das italienische Ferienherz schlägt. An den Strand. Ans Meer.
Es war auch ein bisschen eine Reise zurück in die Babyzeit der kleinen Madame. Denn vor ziemlich genau zwei Jahren haben wir diese Tour schon einmal gemacht. Ein wenig anderes Vor- und Nachprogramm. Aber dort, wo wir jetzt unseren Bus abstellten, ganz im Süden der Toskana, auf dem wunderbaren Campingplatz von Punta Ala, da hat auch schon Baby-Bubs Schwesterlein als Baby kiloweise den Sand in sich hineingeschaufelt.
Und so macht man das dann dort: Aufstehen, zur Strandbar latschen, Cappuccino und Cornetto bestellen, ins Meer hüpfen, Mittagsschlaf halten, wieder ins Meer hüpfen, Pizza essen. Tretboot fahren und dabei Quallen zählen (sie kamen nie an den Strand, ein Glück). Segeln gehen (die Vattis), noch einen Cappuccino bestellen (die Muttis). Einen Ausflug ins wunderschöne Castiglione della Pescaia machen. Sich ins italienische Leben eingrooven.
Das bedeutet: Um 21 Uhr (!) fängt die Kinderdisco an (natürlich wollen sie jeden Abend hin). Beim Abendessen sitzen alle an einem Tisch und reden laut durcheinander. Die Kinder sitzen mal, dann flitzen sie wieder weg (ist ja Kinderdisco nebenan). Sonnenhüte sind in Italien unbekannt, Schwimmwindeln ebenso. Man wird irgendwie sonderbar entspannt, wenn man das miterlebt.
Als wir an einem Abend nach Castiglione fahren wollen, nehmen wir den Shuttle-Bus vom Campingplatz. Als der Bus kommt, wird klar: Das wird eng. Zu viele Leute. Zu kleiner Bus. Ist ja auch schon Nebensaison. Ich stehe da mit dem Buggy und denke, shit, das wird nix. Der komplimentiert dich gleich wieder hinaus. Ich versuche es, grinse den Busfahrer an … ähhh … posso???? … Er sieht mich an, lacht. Na klar, komm rein, schauen wir mal, wo der hinpasst. Am Ende ragt der Buggy quer vom Eingangsbereich zum Fahrersitz hinüber. Alle zwei Minuten kippt er bedrohlich in Richtung Fahrer. Der wischt ihn einfach mit einer Handbewegung wieder in Richtung Tür. Während er telefoniert, und zwar die komplette Fahrt über, auf diese charmante italienische Art und Weise. Viele Handbewegungen, laute Stimme – ihr wisst schon.
Ich lehne mich in meinem Sitz zurück und plötzlich überkommt mich eine unbändige Liebe zu diesem Land und seinen Menschen. Natürlich, es ist Urlaub. Da tut man sich leicht, alles ein bisschen toller zu finden als zuhause im Alltagsmuff. Und trotzdem bin ich in diesem Moment unglaublich dankbar. Für die Kinderliebe der Italiener. Dafür, dass sie vieles so viel lockerer sehen. Für das Lächeln des Busfahrers, für den es eine Selbstverständlichkeit ist, dass Kinder in Kinderwägen sitzen.
Am diesem Abend wird der Baby-Bub krank. Drei-Tage-Fieber wird sich später herausstellen, nichts Schlimmes. Trotzdem ist es blöd, mit einem kranken Kind am Strand. Aber er hält sich wacker. Jetzt darf er nicht mehr ins Wasser und das schmerzt ihn sehr. Er ist ein kleiner Wassermann, unser Bub. Er liebt es, im seichten Wasser zu planschen. Liebt es, in seinem kleinen Babyring zu sitzen und sich von den Wellen schaukeln zu lassen. Seine Schwester genauso. Die Freunde, mit denen wir unterwegs sind, haben einen Sohn, der gerade fünf geworden ist und seine ersten Schwimmzüge macht. Natürlich will sie auch. Hundekraul mit Schwimmflügeln klappt schon ganz prima. Wir bringen es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass das eigentlich kein richtiges Schwimmen ist.
Die Kinder bauen Sandburgen. Sie matschen herum. Sie schmeißen sich in die Wellen. Lassen sich die Sonne auf die Nase scheinen, bis die ganz braun wird und die Haare hell vom Salz. Wir liegen einfach nur da und schauen in den blauen Himmel. Vor unserer Nase erheben sich die Berge von Elba aus dem Meer. Mal blass. Mal scharfkantig, als ob die Insel nur einen Steinwurf entfernt wäre.
Ich döse ein bisschen. Und als ich den Kopf hebe, steht er plötzlich da, der Kokosnuss-Verkäufer. Teurer sind sie geworden, die Dinger. Aber sonst ist alles wie damals. Die Wellen. Das Meer. Der Geruch von Algen und Salz in der Luft.
Bringt die Kinder an den Strand! Nach Italien! Damit sie richtige Kinder werden.
1 comment
Du sprichst mir aus dem ❤️-en, wir sind seit vorgestern zurück aus san vincenzo in der südtoskana, mädel nr. 1 knapp 3 jahre und mädel nr. 2 13 monate ????????????