Dass ich Kristina Schröder mag, kann ich nicht wirklich behaupten. Ich fand sie in ihrer gesamten Amtszeit viel zu angestrengt und zu sehr Fähnchen im Wind. Jetzt scheidet sie aus ihrem Ministeramt aus und hat kürzlich dem Spiegel nochmal ein Interview gegeben. Und, Sympathie hin oder her, sie sagt dabei Dinge, die mir durchaus gefallen. Wer hätte das gedacht.
Fest steht – ihre Aussagen tragen sicherlich nicht dazu bei, sich bei den Feministinnen des Landes plötzlich wieder beliebt zu machen. Wenn man allerdings mal über die reißerischen Überschriften hinweg sieht und sich das Interview genauer ansieht, werden da einige Dinge gesagt, die den Alltag vieler Frauen widerspiegeln. Und das ist ziemlich ehrlich.
Sie gibt zu, dass Ministeramt und Familienleben sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Und dass dies für sie der ausschlaggebende Punkt war, sich als Ministerin zu verabschieden. Davor kann man den Hut ziehen, ebenso dafür, wie sie die Doppelbelastung seit Geburt ihrer Tochter gewuppt hat. Natürlich. Andere Frauen arbeiten auch Vollzeit und haben kleine Kinder zuhause – und beziehen nicht unbedingt ein Ministergehalt. Und natürlich hat sie es sich selbst ausgesucht. Aber trotzdem kann man das konsequent finden.
Ihre Antworten geraten dann aber leider ein bisschen zu selbstmitleidig, die arme Kristina Schröder gegen den Rest der Welt. Im Kern sagt sie aber einige wirklich wahre Dinge, zumindest treffen sie meine Wahrheit und ich wage zu behaupten, auch die vieler anderer Frauen in meinem Umfeld. Sie sagt, es hätte sie vor allem getroffen, dass sie so viele Entwicklungsschritte ihres Kindes verpasst hätte. Und dass sie diese „intensive Familienphase“ nun nicht mehr missen will. Sicher ist das Jammern auf hohem Niveau und Frau Schröder ist nach einigen Jahren Ministerposten finanziell gut abgesichert. Zumal sie ihren Posten als Abgeordnete ja behält.
Aber genau das ist es doch, was jede Mutter umtreibt, die versucht, Beruf und Familie zu vereinbaren: Wenn einem die Erzieherin erzählt, dass das Kind seinen ersten Schritt getan hat. Wenn es plötzlich ein neues Wort kann, alleine auf die Toilette gehen, ein Bilderbuch nacherzählen, was auch immer, die Liste könnte endlos sein. Dann steht man da und weiß, dass man etwas Wichtiges verpasst hat. Etwas, das nie wieder kommt. Das ist glaube ich das Erdrückende an diesen Momenten: Es gibt sie manchmal nur ein einziges Mal im Leben und deswegen, finde ich, hat Kristina Schröder in diesem Punkt absolut recht. Es ist eben so, dass einem ein Kind etwas geben kann, was man im Job niemals finden wird, egal wie erfolgreich man dort ist. Es ist das Gefühl von absoluter Liebe, von Stolz und Zusammengehörigkeit. Ich kenne keine berufliche Situation, die damit mithalten kann.
Heimchen am Herd wollen wir doch alle nicht sein. Mein Mann kocht sehr gerne und sehr gut. Da bin ich eh fehl am Platz. Darum geht es ja auch gar nicht. Es geht darum, dass wir natürlich Prioritäten setzen und die Familie über alles setzen. Aber sie dann auch auszuleben, ist nicht immer einfach. Manchmal unmöglich. Egal wofür man sich entscheidet, die Rollen sind von vorne herein festgelegt. Ja, das alles ist schon tausendmal diskutiert worden, aber das macht es ja auch nicht besser – die Frage danach, wo wir uns selbst sehen oder vielmehr auch sehen wollen, sie bleibt so oft unbeantwortet.
Frau Schröder hat sich jetzt entschieden, für ihre Tochter und für ihre Familie. Davor habe ich Respekt. Und wünsche mir, dass wir Frauen es halt einfach mal sein lassen, uns gegenseitig vorzuschreiben, wie wir unser Leben leben sollen. Feminismus hin, Hausfrauendasein her. Je mehr ich darüber nachdenke, umso fader schmeckt das alles dann doch irgendwie. Nein, man kann nicht sagen, dass ich sie mag. Aber bei diesem Thema kann man irgendwie auch nie gewinnen.