Vor ein paar Jahren kam in den Großstädten ein neuer Trend auf: Maternity Concierges, also Dienstleister speziell für Schwangere und frisch gebackene Eltern. Egal, ob die Organisation der Termine in der Schwangerschaft oder Hilfestellung in der ersten Zeit mit Baby – Ziel ist es, Mütter und Familien zu entlasten. Dass dem Ganzen ein bisschen der Geruch einer Dienstleistung für eine besondere, gehobene Schicht anhaftet, scheint nicht verwunderlich. Und diese Art von Service hatte ich dann auch zunächst im Hinterkopf, als mich vor kurzem Cathrine kontaktierte, um mir ihr neu gegründetes Unternehmen liberi vorzustellen.
Als wir uns vergangene Woche dann auf einen Kaffee trafen, musste ich mein Bild im Kopf aber sofort zurechtrücken. Denn Cathrine ist das absolute Gegenteil dessen, was man gemeinhin mit dem Begriff „Concierge“ so assoziieren würde. Zumal sie ihr unternehmerisches Baby auch gar nicht in dieser besonderen Nische sieht – mehr dazu könnt ihr unten erfahren!
Sehr bodenständig und zupackend wirkt sie, als sie mir von ihrer Vita erzählt. Und man merkt, wie sehr sie für ihre Geschäftsidee brennt. Eine ziemlich gute Kombination, finde ich. Und habe mich mit ihr über das Business, das Muttersein und die Verbindung dieser beiden Pole unterhalten.
Mama-Talk mit Cathrine Schorp von liberi
Erzähl doch mal ein bisschen, seit wann gibt es liberi?
So richtig auf Start bin ich erst seit Anfang November. Aber die erste Idee zu dem Geschäftsmodell hatte ich schon vor einigen Jahren. Und als ich dann vergangenes Jahr Mama wurde, hat die sich dann schnell konkretisiert.
Was genau ist denn da passiert?
Nun ja, ich habe beispielsweise recht schnell das kennengelernt, was ich den „München-Effekt“ nenne. Dass man sich ultraschnell für alles anmelden muss, weil sonst vieles ausgebucht ist und man keinen Platz mehr bekommt. Ich habe mich im Dritten Orden (Anmerkung für alle Nicht-Münchner: das ist eine extrem beliebte Geburtsklinik) zur Geburt angemeldet und das schon extrem früh, in der 5. Woche. Weil ich ja wusste, dass man da schnell sein muss. Und da wurde mir dann gesagt: Oh Sie sind aber recht spät dran. Das ist doch verrückt, oder?
Entbunden habe ich letztlich im Geburtshaus und habe dort so viele wunderbare Hebammen kennengelernt. Aber auch dort muss man schnell sein bei der Anmeldung. Und da wusste ich: Es gibt viele Mütter, die sind dankbar, wenn man sie bei diesen wichtigen Orga-Dingen an die Hand nimmt.
Das heißt, du kümmerst dich darum, dass keine werdende Mama traurig zurückbleibt, weil sie keinen Platz bekommt?
Ja, das mache ich. Wobei man natürlich sagen muss, dass auch ich nicht zaubern und in der 20. Schwangerschaftswoche einen Platz im Dritten Orden oder bei der Wunschhebamme versprechen kann. Das wäre total unseriös, weil es nicht der Realität entspricht. Was ich aber machen kann, ist, den Schwangeren zu helfen, eben so schnell wie möglich alles ihn die Wege zu leiten. Damit sie auch garantiert schnell genug dran sind. Und ich bin gerade dabei, ein Netzwerk aus Hebammen und Klinik-Kontakten aufzubauen. Damit das dann auch tatsächlich ‚flutscht‘.
Die Hebammen und auch die Kliniken sind sehr offen mir gegenüber. Denn im Grunde entlaste ich sie ja ein Stück weit, indem ich als Koordinationsstelle zwischengeschaltet bin.
Hört sich nach viel Überzeugungsarbeit an …
Meine Erfahrung ist eher das Gegenteil. Die Hebammen und auch die Kliniken sind sehr offen mir gegenüber. Denn im Grunde entlaste ich sie ja ein Stück weit, indem ich als Koordinationsstelle zwischengeschaltet bin. Ich weiß genau, wen ich ansprechen muss. Eine Frau, die zum ersten Mal schwanger und daher natürlich noch sehr unsicher ist, muss sich erst einmal durchfragen. Und das kostet unter Umständen kostbare Zeit.
Ehrlich gesagt ist das auch einer der Punkte, die mich an München so unsäglich nerven. Dass man sich immer irgendwo anstellen und in Wartelisten eintragen muss. Ich glaube, du hast da ein ziemlich gutes Geschäftsmodell aufgetan.
Wobei ich anmerken sollte, dass mein Service natürlich weit über die Zeit der ersten Schwangerschaftswochen hinaus reicht. Denn auch Richtung Geburt und dann, wenn das Baby da ist, muss ja noch vieles organisiert werden. Ein Kurs mit dem Baby beispielsweise oder auch der Papierkram rund um Elternzeit und Elterngeld.
Eben keine klassische ‚Mama Concierge‘
Was sind das denn für Frauen und Familien, die dich buchen? Ich stelle sie mir eher vermögend vor, daran gewöhnt vieles rund um die Kinder an Personal auszulagern – Stichwort Nanny etc.
Mir ist wichtig, dass ich nicht als Dienstleister für die oberen Zehntausend wahrgenommen werde. Da unterscheide ich mich vielleicht auch ein wenig von dem klassischen Bild der Maternity Concierge. Mein Schwerpunkt ist ganz klar die Organisation der Abläufe rund um Schwangerschaft und Geburt. Anmeldungen, To-Do-Listen, Kommunikation mit Behörden – das mache ich.
Also quasi eine Personal Assistant auf Zeit?
Ja, das könnte man so sagen.
Haben denn die Mamas keine Zeit mehr, sich selbst um diese Dinge zu kümmern?
Da gibt es sicherlich eine ganze Menge an Frauen, die das selbst in die Hand nehmen und das auch wollen. Genauso gibt es aber auch diejenigen, die sagen: Ich will jetzt einfach mal meine Schwangerschaft genießen und habe dabei gerne jemanden an der Seite, der mir ein paar Dinge abnimmt. Oder die schon Kinder haben und denen einfach die Kraft fehlt, sich um alles gleichzeitig zu kümmern. Und eben die, die unsicher sind, weil sie zum ersten Mal Mutter werden. Meine Zielgruppe ist recht breit gestreut, wie du siehst.
Eigentlich wollte ich immer Kinderkrankenschwester oder Hebamme werden.
Also ich hätte dich in den vergangenen vier Wochen auch gut gebrauchen können, als ich wegen meiner Schangerschafts-Komplikationen liegen musste. Bist du eigentlich so ein klassischer Organisation-ist-alles-Typ?
Naja, es kommt mir schon zugute, dass ich vor der Selbständigkeit als Assistentin der Geschäftsführung eines Unternehmens gearbeitet habe. Zudem habe ich BWL studiert, davor eine klassische kaufmännische Ausbildung absolviert und mich im Bereich Buchhaltung fortgebildet. Das hilft ungemein.
Aber wenn ich dir mal was verraten darf: Eigentlich wollte ich immer Kinderkrankenschwester oder Hebamme werden. Das Kaufmännische war ein Kompromiss rein aus dem Aspekt beruflicher Sicherheit heraus. Mit liberi kann ich jetzt beides verbinden: meine solide Ausbildung und den Traum von einem Job im Pflegebereich.
Das hört sich ehrlich gesagt tatsächlich nach einer ziemlich guten Kombi an. Ich gestehe, ich bin ja eher so der kreative Typ, der ganze Papierkram ist echt schwierig für mich. Machst du eigentlich auch Steuererklärungen?
(lacht) Naja, ich glaube, das schaffst du auch alleine ganz gut oder?
War ein kleiner Scherz. Das steht bei mir aber tatsächlich noch an, bevor der Bub auf die Welt kommt. Ich hoffe, er bleibt noch ein bisschen drin im Bauch. Liebe Cathrine, vielen Dank für das sympathische Interview! Ich wünsche dir weiterhin einen guten Start und alles Gute für liberi. Mich hast du schon mal voll überzeugt.
Über liberi
Mehr über Cathrine und liberi erfahrt ihr auf ihrer Website. Buchbar sind verschiedene Pakete, die ab 90 Euro starten. Zudem könnt ihr auch individuelle Paket schnüren mit Leistungen, die eben genau für euch und eure Situation wichtig sind.
Und ich freu mich immer über Feedback – habt ihr einen solchen Service schon mal in Anspruch genommen? Wäre das was für euch?