Nachdem meine Rubrik Sporty Mom einen gepflegten Sommerschlaf hingelegt hat (Akuter-Zeitmangel-alles-was-in-meinem-Kopf-drin-ist-zu-verbloggen heißt die Krankheit) ist die Zeit jetzt wiederum günstig für ein weiteres Wintersportthema. Immerhin habe ich mich im ersten Beitrag zu Sporty Mom mit Langlaufen beschäftigt – was ich ja jahrelang als langweilige Version des Skifahrens für Beinkranke und ältere Herrschaften ansah. Um dann zu lernen: Nope. Es ist alles ganz anders. Nachzulesen im Blogpost dazu.
Die Königsdisziplin des Winters
Jetzt also Skifahren. Die Königsdisziplin des Winters! Eine Sportart so schön und vielfältig wie es kaum eine andere gibt (finde ich). Und gleichzeitig eine, die man durchaus mit Argwohn betrachten kann – Stichwort Gigantismus, Raubbau an den Bergen und so weiter. Als ich Skifahren lernte, war an so was natürlich noch bei Weitem nicht zu denken. Ich war wohl so sechs Jahre alt und meine Eltern stellten mich einfach mal auf die Ski. Jetzt mach mal!
Da ich am Oberrhein aufgewachsen bin, war mein natürliches Skigebiet der ersten Jahre der (Nord)Schwarzwald und da gibt es Pisten mit wunderbaren Namen wie Untersmatt und Seibelseckle. Da machte ich meine ersten Kurven, lernte, einen Schlepplift zu benutzen (so etwas wie eine Sessellift gab es nur im Südschwarzwald) und fuhr den Winter über jeden Samstag mit dem örtlichen Skiclub mit einem Bus voller Kinder eine Stunde hoch in die Berge zum Skikurs (ich hab das ehrlicherweise gehasst, tut mir leid, Mama und Papa! das wollte ich schon immer mal sagen).
Augenkrebs-Overalls und Rutschbretter
Nach ein paar Jahren war ich so weit, dass ich in der Variante Schussfahrt (ich war damals der Meinung, dass Kurven überschätzt sind und man die quasi nicht braucht, weil sie nur aufhalten) und über irgendwelche Hindernisse springen ganz passabel war. Das war Anfang der 90er Jahre, und man fuhr gerne in neonfarbenen Augenkrebs-Overalls den Berg hinunter (kennt jemand noch diese UV-Stifte, mit denen man sich neonfarbene Streifen auf die Backen malen konnte?). Kurz darauf sah ich dann das erste Snowboard meines Lebens und beschloss sofort, dass Skifahren absolut langweilig ist und ich unbedingt, dringend so ein Rutschbrett brauche.
Die Konversation mit meinen Eltern war dann so: „Mama, ich will jetzt Snowboarden!“ Meine Mutter daraufhin: „Nix gibt’s, du hast gerade erst neue Ski bekommen.“ Diskussion beendet. Nochmal ein Jahr später lieh ich mir bei einem Skiausflug mit unserer Klasse einfach ein Snowboard aus und brachte mir das Fahren innerhalb dieses einen Tages selbst bei. Ich hatte nie wieder in meinem Leben so viele blaue Flecken und so einen furchtbaren Muskelkater wie in den Tagen danach. Aber: Das war der Start meiner etwa 10 Jahre anhaltenden Ski-Abstinenz und Snowboard-Karriere.
Back to the roots
Bis ich einen Typen kennenlernte (meinen heutigen Mann), der Ski fuhr und ich merkte, dass ich als einzige Snowboarderin auf verlorenem Posten stehe. Jeder Boarder kennt diese nervenden Ziehwege oder die krassen Tellerlift-Aktionen, wo du mit völlig verdrehten Gliedmaßen oben ankommst. Wenn du dann auch noch nur mit Skifahrern unterwegs bist und ständig die Langsamste, ist das echt zum Abgewöhnen. Einen Unfall mit Gehirnerschütterung später war ich dann endgültig geläutert und die Ski hatten mich wieder. Seitdem fahre ich wieder mit Genuss und unglaublich viel Spaß. Die Ski sind komplett anders als die meiner Kindheit, natürlich – kürzer, taillierter, es gibt Modelle für Piste, Off Pist, All Mountain – was man halt so mag. Im Vergleich zu den Latten von „damals“ sind das Welten.
Und, was soll ich sagen. Ich LIEBE Skifahren. Es gibt wenig Schöneres als auf frischem Schnee seine Kurven zu ziehen (mittlerweile mache ich wieder welche :)), um sich herum die Berge, die Luft, das Licht … dass ich ein Berg-Hase bin, das wisst ihr ja vielleicht schon. Die Berge sind mein Kraftort, mein „Soul Place“, und beim Skifahren ist das nochmal potenziert. Wenn man so dahingleitet, in seinem ganz eigenen Rhythmus, dann fühlt sich das einfach an wie die ganz große Freiheit. Dass ein Skipass mancherorts schon mehr als 50 Euro kostet, dass die Diskussion um Beschneiungsanlagen und Riesen-Skigebiete in jedem Falle richtig und wichtig ist – in diesem Moment ist das dann alles geschenkt. Da bist nur du und der Schnee und das Gefühl einfach im Reinen mit dir selbst zu sein. Klingt bisschen pathetisch, oder? Vermutlich.
Skifahren als Mama? Unbedingt!
Aber warum ich das alles schreibe, ist vor allem folgender Punkt: Auch als Mama will ich das erleben. Es sind ein paar Stunden Auszeit ganz für mich. Meine Kinder sind noch zu klein, um mitzufahren. Also geht es nur alleine – mit dem Mann oder Freunden, aber eben halt ohne Kinder. Und deswegen ist mit unsere Mädels-Tradition so wichtig: Seit mehr als 10 Jahren fahren wir jedes Jahr nach Hintertux im Zillertal. Eine Freundinnen-Wochenende nur für uns. Es gab Schwangerschaften und die daraus resultierenden Geburten, es wurden sogar schon Babys mitgenommen, als sie noch gestillt wurden. Da saßen dann ein Teil von uns auf der Hütte und passte aufs Kind auf, während die anderen fuhren.
Ich kann also nur jedem Mut machen, nicht komplett zu verzichten, weil jetzt eben die Kinder Priorität haben. Natürlich haben sie das, meistens. Aber die paar Stunden nur für mich – die sind mir unheimlich wichtig (es gibt übrigens in vielen Skigebieten auch Halbtages- oder Stundenkarten).
Die nächste Generation
In diesem Jahr warte ich noch immer auf den Schnee, wie schon in den vergangenen Jahren üblich verspätet er sich. Dafür wird es wohl wieder bis zum April liegen bleiben. Ich freu mich auf die ersten Schwünge, ich freu mich auf die Zeit nur mit mir selbst. Ich und die Berge. Die kleine Madame hat vergangenes Jahr vorsichtig angefangen, ein paar Stunden „Pizzastücke fahren“ (so nennt man dann den Pflugbogen im Zwergerlkurs) und in dieser Saison wird sie mit ihren Kindergarten-Freundinnen morgens um halb neun in einen Bus steigen und um 17 Uhr wieder vom Skikurs zurückkommen. Mit vier Jahren! Ich als Mama bin da wohl schon aufgeregter als das Kind.
Es wird toll, ich weiß es. Sie wird es lieben. Ich denke zurück an den Tag kurz vor Weihnachten vor 5 Jahren. Da war diese Ahnung, die ganz bald Gewissheit wurde, dass da gerade neues Leben entsteht in meinem Bauch. Wir waren beim Skifahren, der Mann und ich, und während ich fuhr, war da plötzlich dieses Gefühl des vollkommenen Glücks. Nicht nur wegen des Schnees. Nicht nur wegen der Berge. „Unser Kind wird das Skifahren lieben“, sagte ich damals zum Mann. „Wie könnte es auch anders.“
Und dann sehe ich mich in ein paar Jahren und ich weiß genau, wie es sein wird. Ich steh oben am Berg und schau meinen Kindern hinterher, wie sie die Piste runterfetzen. Denn Kurven – die sind doch komplett überbewertet.
TIPPS UND INFOS
Natürlich zählt Skifahren zu den Sportarten, die man schwanger lieber sein lassen sollte. Denn die Verletzungsgefahr ist einfach zu groß. Selbst wenn du ein guter Skifahrer bist – niemand kann dir garantieren, dass es die anderen auch sind. Daher lieber eine Saison verzichten und auf Winterwandern umsteigen (Langlaufen solltet ihr auch besser streichen, auch wenn das immer mal wieder als Alternative genannt wird).
Wenn das Kind dann da ist, spricht aber nichts mehr dagegen! Am besten sucht ihr euch ein Skigebiet, das gut erreichbar ist und bei dem man auch mal gut auch nur für ein Stündchen losdüsen kann. Damit Mama im Falle des Falles schnell wieder zur Stelle ist (siehe meine Skigebiet-Tipps unten).
Wer einsteigen möchte
Nur zu! Dass man als Erwachsener das Skifahren nicht mehr so leicht lernt wie als Kind, scheint zwar eine Tatsache und nicht nur ein Gerücht zu sein. Aber mit den modernen Skiern geht das alles viel einfach und schneller – sie drehen gut, man kommt schnell in den Flow und hat Erfolgserlebnisse. Einige meiner Freundinnen haben erst mit 30 plus Skifahren gelernt und sind total angefixt. Und gut dabei! Also nur Mut. Es kommt ja auch nicht auf den perfekten Schwung an, sondern darauf, dass es Spaß macht.
Wichtig ist nur: Immer sich selbst und seine Fähigkeiten im Auge behalten und nicht überschätzen. Das sagt sich leicht, wird aber mit dem Alter auch einfacher (ich hab mit 20 viel bescheuertere Aktionen auf und neben der Piste gefahren als heute, wo sie wohl gegen null tendieren). Gute Idee: Einen Privatlehrer nehmen (zu zweit oder zu dritt in der Freundesgruppe wird es erschwinglicher) und mit dem mal einen Tag ganz intensiv üben. Denn wenn man eins als Mama nicht hat, dann ist es wohl Zeit. Das gilt vermutlich auch für mehrtägige Skikurse.
Wohin fahren?
Eins meiner liebsten Skigebiete ist das Gasteiner Tal im Salzburger Land. Von der Skischaukel im Angertal kann man in zwei Richtungen ins Skigebiet starten und unten im Tal gibt es einen Ski-Kindergarten, eine tolle Hütte zum Chillen und Schlemmen und wunderschöne Winterwanderwege. Perfekt für Familien mit kleinen Kindern. Außerdem liebe ich kleine, gemütliche Skigebiete wie den Spitzingsee oder das Sudelfeld vor der Haustür unserer Schlierseer Ferienwohnung. Am Spitzingsee gibt es beispielsweise auch eine Vormittagskarte – heißer Tipp! Gültig ab Liftöffnung in der Früh um 8 bis um 13 Uhr – früher Vogel undsoweiter und im Stau steht man auf dem Rückweg dann auch nicht. Parallel kann der Partner oder die Oma mit dem Kinderwagen einmal um den See spazieren oder einen Abstecher zur Albert-Lenk-Hütte zum Kaiserschmarrn-Essen machen.
Und es geht natürlich nichts über das Zillertal: Hintertux ist unser Mädelsziel und Après-Ski-Paradies, das Hochzillertal oberhalb von Kaltenbach am Anfang des Tals ist ein Mega-Skigebiet und superschnell von München zu erreichen. Außerdem gibt es dort eine der coolsten und schönsten Hütten der Alpen: die Kristallhütte. Und: Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, die Sella Ronda in den Südtiroler Dolomiten zu fahren – einmal rund um das Bergmassiv der Sella auf Skiern. MEGA!
Mein Mann schwört übrigens auf St. Anton am Arlberg. Da macht er jährlich das Pendant zu unserem Mädels-Trip – ein Jungs-Skiwochenende. Und irgendwann möchte ich nach Warth, auch am Arlberg. Denn wer schon so heißt wie der Ort und sich gerne mal vorstellt mit „Warth, wie der Skiort am Arlberg“ (funktioniert zumindest in Österreich ganz gut), der sollte wirklich dringend dort mal hin.
In diesem Sinne: Ski Heil ihr Lieben! Wo fahrt ihr denn gerne zum Skifahren hin?