Die Hütte gibt es schon lange, gepachtet von der Familie eines guten Freundes. Sie hat keinen Strom und fließendes Wasser gibt es draußen am Bach. Von der Veranda aus blickt man auf Kitzbühel und den Wilden Kaiser. Ein Panorama, für das Menschen Millionen bezahlen. Dieser Ort ist ein Traum, ein Refugium. Ein Ort, an dem Stress einfach nicht existiert, im Sommer wie im Winter. Lass uns auf die Hütte fahren, sagt mein Mann am Freitagabend unvermittelt, es ist niemand oben, wir bleiben bis Sonntagabend.
Die Tage sind lang, die Sonne strahlt, der Sommer ist endlich da. Mittlerweile haben sie eine Straße gebaut, die man hochfahren kann, eine Schranke unten beim Bauern hält fremde Gäste fern. Das Gras vor der Hütte steht hoch, wir waten durch ein Meer aus Grashalmen und Wiesenblumen.
Am Nachmittag spazieren wir den Weg entlang, man kann den Venediger sehen, der noch eine dicke Krone aus Schnee trägt, der Winter war lang in diesem Jahr. Wir essen Kuchen auf der nahen Alm, wo das Geschirr noch im Zuber gewaschen wird und eine Feuerstelle glimmt. Die Sonne steht schon tief als wir zurückwandern, überall riecht es nach Sommer. Abends leuchten die Lichter von Kitzbühel in der Dunkelheit.
Am nächsten Tag gehen wir hinauf zum kleinen Gipfelkreuz, wir waren schon oft dort oben, jetzt sind wir zum ersten Mal zu dritt. Das Kind in der Kraxe, zum ersten Mal, sie hält sich wacker, schläft immer mal wieder ein und bekommt rote Bäckchen von der Sonne.
Als wir später die Schranke im Tal passieren, dämmert es schon. Plötzlich sind wir zurück in der Zivilisation, fast körperlich spürbar, es fühlt sich so anders an. Die Straßen sind leer, alle Tagesausflügler sind schon längst zuhause. Wir fahren durch die Nacht und es scheint fast, als wäre das alles nur ein Traum gewesen, die Wiesen, die Berge und der Duft des Almsommers.
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