Dieser Text ist zuerst erschienen in der Juli/August Ausgabe des Zwergerl Magazins. Dort findet ihr immer auf Seite 4 meine Familienkolumne, in der ich von all den kleinen und großen Dingen und Erlebnissen erzähle, die mir täglich so vor die Füße fallen im wirbligen Alltag mit 3 Kids. Diesmal geht’s darum, wie sich das Reisen verändert, wenn man mit Kindern unterwegs ist.
Als wir noch keine Kinder hatten, haben der Mann und ich tatsächlich ab und zu ein paar verrückte Sachen gemacht. Quer durch Tansania reisen beispielsweise, inklusiver wahnwitziger Unterkünfte und Transportmittel, die uns an Orte brachten, die in keinem Reiseführer stehen. Stets begleitet von diesem Gefühl von Abenteuer, das sich gerne mal einstellt, sobald man sich in Gegenden befindet, in denen man den Genuss von Leitungswasser tunlichst vermeiden sollte.
15 Jahre später haben wir drei Kinder und übernachten natürlich nicht mehr auf einem Hausboot in den Mangroven inmitten eines Malaria-Seuchengebietes. Aber wir fahren nach wir vor gerne weg und erkunden schöne Orte, an denen man einfach gerne ist. Die Ziele sind nun halt andere geworden. Toskana statt Tropen. Südtirol statt Südamerika. Was ich niemals für möglich gehalten hätte: Ich mag das. Ich vermisse nichts.
Eine große Reise in der Elternzeit?
Als unsere Tochter auf die Welt kam und wir zum ersten Mal Eltern geworden waren, ergab sich zwangsläufig die Frage nach der großen Reise in der Elternzeit. Ich will hier gar keine Grundsatzdiskussion lostreten, ob das nun gut oder schlecht ist, diese Zeit zum Reisen zu nutzen. Sondern nur kurz festhalten: Wir dachten an Südafrika. Und dann wurde es Teneriffa. (Immerhin!)
Denn irgendwann wurde uns beiden klar: Wir hatten gar keine Lust auf so eine große Reise mit Langstreckenflug und Pipapo. Eigentlich wollten wir lieber gechillt zu Hause sitzen und dieses unglaubliche Gefühl genießen, jetzt ein Baby zu haben. Das erschien uns irgendwie aufregend genug. Und, Hand aufs Herz, dem vier Monate alten Kind ist es doch ziemlich schnuppe, ob es nun in Südafrika oder in heimischen Gefilden im Kinderwagen liegt, oder? Im Grunde macht man solche Reisen also sowieso eher für sich. Und so kam es, dass unser Reiseradius kilometermäßig gesehen zunehmend zusammenschrumpfte.
Bella Italia, du bist einfach immer schön
Gut, ab und zu überkommt uns zugebenermaßen schon die Meer-Sehnsucht. Dann wird alles eingepackt vom Schwimmtier bis zum Boccia-Set und dann gondeln wir gen Süden, immer der Nase nach. Innsbruck, Brenner, Bozen, Gardasee und dann einmal rechts abbiegen, weiter geradeaus. Hinter La Spezia wird das Licht dann so weich und warm, es riecht nach Pinienwäldern und Meer, dieser einzigartige Duft nach Sommer, Sonne und Strand.
Der erste Kaffee in Italien, der immer so viel besser schmeckt als alles andere, die Schlange vor der Fähre nach Sardinien oder Korsika, die Nase in die Seeluft halten und dann: Zwei Wochen barfuß laufen, Eis essen, Croissants kaufen, noch ein Eis essen, Orangina trinken, Treibholz sammeln, Muschelketten basteln, noch ein Eis essen, die Füße im Sand vergraben. Nachts den Zikaden in den Bäumen lauschen. Herrlich.
Die Vorteile des Eingespielten
Reisen mit Kindern macht definitiv genügsam. So wenig kann sich nach so viel anfühlen. Und es macht auch gar nichts aus, im nächsten Jahr genau das gleiche Programm einfach nochmal abzuspulen. Ganz im Gegenteil! Wie viel besser ist es, wenn man sich schon auskennt und nicht wieder von vorne anfangen muss, alles zu erkunden. Als Eltern lernt man, die Vorteile des Altbekannten zu schätzen.
Man fängt ja sogar an, sich für die Orte seiner eigenen Kindheit zu begeistern. Zwei Wochen Campingplatz in Jesolo mit Mann und Maus und Schwiegereltern? Super Idee, dann ist der Babysitter gleich dabei! Das Meer ist da schön flach, die Pizza gut und außerdem war es dort schon vor 30 Jahren toll.
Wenn ich mich bei solchen Gedanken ertappe, sehe ich mich kurz in meinem früheren Leben. Ich bin Ende 20 und stehe auf einem Tauchschiff in Thailand. Jung und frei fühlt sich das an, für einen kurzen Moment. Dann weiß ich: Es war schön. Und jetzt ist es genauso schön. Alles hat seine Zeit. Darauf eine Orangina und dann noch ein Eis! Ich muss mich noch ein bisschen stärken, bevor ich die nächste Sandburg baue
1 comment
Ich musste gerade so schmunzeln, als ich Kind war ich viele Sommer lang in Jesolo auf dem Campingplatz und obwohl ich mit meinem Mann als wir noch kinderlos waren niemals dort Urlaub gemacht hätten, sind es doch meine schönsten Kindheitserinnerungen ????