„Gehen wir jetzt ins Meer?“, fragt das Kind und schaut sehnsüchtig auf das blitzblaue Wasser. Ganz leise plätschert es an den Strand, draußen zieht eine Armada von Segelbooten ihre Bahnen, weiße Tupfen in all dem Blau. Weiter hinten ragt eine Kirchturmspitze empor, drall wie eine Zwiebel, so wie man das hier hat. In Bayern.
Denn wir sind gar nicht am Meer. Wir sind am Chiemsee. Okay – man nennt ihn auch „Bayerisches Meer“, also wer vermag es dem Kind verdenken, dass es glaubt, das hier sei das Meer. Es ist ein perfekter Tag an einem perfekten See, wie geschaffen für einen Ausflug.
Der Chiemsee ist für uns ein sehr besonderer Ort, denn da draußen, auf der Fraueninsel, haben wir geheiratet, mein lieber Mann und ich. Und deswegen sind wir immer wieder dort, besuchen gute Freunde, die im Chiemgau wohnen und fahren an den See.
Dort kann man die Zehen ins Wasser tunken und gleichzeitig sind einem die Berge so nah, dass man das Gefühl hat, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie berühren zu können. Man kann einmal um den ganzen See radeln, König Ludwigs Prunkinsel Herrenchiemsee besuchen und die stille Fraueninsel. Und man kann den Tag in einem der Strandbäder in Übersee am südöstlichen Ende des Sees verbringen.
Sundowner? Es braucht gar keinen Sonnenuntergang
Vor einigen Jahren raunte mir eine Bekannte zu: „Warst du schon in der Sundowner Bar am Chiemsee?“ Die Location war neu, sie war hip, man setzte sich an den langen, hellen Abenden im Juni und Juli nach der Arbeit ins Auto und fuhr eine gute Stunde die A8 runter, um an diesem wunderbaren Ort der Sonne dabei zuzuschauen, wie sie in den Chiemsee plumpst.
Heute ist das immer noch so. Als wir unser komplettes Ausflugs-Geraffel gerade wieder im Auto verstauen, kommen sie, die Sundowner-Freunde. Wie ein Bandwurm zieht sich die Autoschlange an der Uferstraße entlang Richtung Autobahn. Und wir? Haben hier einfach den Tag verbracht. Sind die Uferpromenade runtergelaufen bis zum Chiemgauer Hof, der vermutlich die coolste Strandbar-Location hat. Neben dem Hotel mit seinem schönen großen Biergarten lockt Chiller’s Paradise. Ein alter Airstream Caravan dient als Bar. Kissen, Liegen und Betten flakken unter hohen Bäumen. Es könnte nicht schöner sein, Hippie-Flair am Chiemseestrand.
Weiter vorne an der Promenade liegt das Strandhaus. Man sitzt auf der Terrasse mit Blick auf den See, isst Saibling und Club Sandwich und zutzelt an einem Hugo (alkfrei für die Still-Muttis gibt’s auch). Macht es sich auf den Schaukeln oder in den Cabanas gemütlich. Guckt auf den See. Und die Kinder hüpfen eine Runde ins Wasser.
Dazwischen liegt der Strandkiosk Inselblick, auch da lohnt es sich mal zu stoppen – mei, so viel essen und trinken kann man doch gar nicht an einem Tag! Beim Parker Outdoorverleih gibt’s Kajaks und Stand Up Paddling Surfbretter. Und eine Riesen-Schaukel in den Bäumen, direkt am Wasser.
Ein paar Meter weiter: ein großer Spielplatz. Es ist der Himmel auf Erden für Kinder. Und für uns erst! An Tagen wie diesen denke ich mir: Ich will einfach nirgendwo sonst sein. Es mag nun anders sein, mit den Kindern. „Lass uns ganz bald wieder herkommen. Nur wir zwei. Einen Abend lang“, sagt mein Mann zu mir und wir wissen beide, dass das erst mal nicht geschehen wird, zumindest nicht in diesem Sommer mit dem sieben Monate alten Baby-Bub.
Aber, hey, auch die Tage sind toll, und was will man denn überhaupt mit dem Sundowner, wenn man den ganzen Tag hier verbringen kann! Als die Meute langsam aber sicher in die Strandbar drängelt, packen wir unsere Sachen zusammen und gehen nach Hause. Klauben das große Kind aus dem Wasser, natürlich will es nicht gehen. Schmeißen noch ein paar Steine ins Wasser und sehen den Seglern dabei zu, wie sie langsam wieder in die Bucht zurückkehren. Das Licht wird weich, es riecht nach Sommer. Der See plätschert leise an die Kiesel unter unseren Füßen.
Bayern hat eben doch ein Meer.
INFO
Hinkommen: Von München aus auf der A8 Richtung Salzburg. Ausfahrt Übersee. Zum See sind es nur zwei Minuten. Parkplätze entlang der Promenade. Aber Achtung: An schönen Sommertagen sind die schnell mal belegt.
Strandbars: ◊ SUNDOWNER BAR ◊ Die Mutter aller Chiemsee-Strandbars versteckt sich hinter dem Chiemgauer Hof. Geöffnet ist die Sundowner Bar unter der Woche von 18 bis 22 Uhr, freitags und samstags bis 23 Uhr. Am Wochenende tagsüber nur bei schönem Wetter von 11 bis 18 Uhr sowie in den bayerischen Ferienzeiten auch täglich. Direkt nebenan liegt der wunderschöne Biergarten vom Chiemgauer Hof mit feiner Küche und Wahnsinnsblick auf den See. Preisniveau ist relativ hoch, man bezahlt eben mit für den Blick und die Infrastruktur (keine Miete im Strandbad oder ähnliches)
◊ STRANDHAUS ◊ Liegt gleich am Anfang der Promenade. Schöne Liegeflächen, Schaukeln und Cabanas. Regel: First come first served. Die Cabanas können reserviert werden, Kostenpunkt 50 Euro. Alles andere ist kostenfrei. Schöne Terrasse zum Gucken, Chillen und Genießen. Solide Speisekarte mit Salaten, Burgern und Pasta. Etwas günstiger als der Chiemgauer Hof.
◊ STRANDKIOSK INSELBLICK ◊ Zwischen den beiden Strandbars gelegen. Schöner Stopp auf ein Getränk oder einen Snack. Direkt daneben verleiht Parker Outdoor Equipment für den großen Spaß auf dem Wasser.
2 comments
Das sieht ja aber cool aus! Sehr schön, muss ich auch mal wieder hin!
Und auf der Fraueninsel zu heiraten – sooooooooooooooo traumhaft schön! :)
Viele Grüße. Dominika
Ja unbedingt! Ist ja zum Glück noch ein bisschen länger Sommer :-D Unsere Hochzeit war wirklich wunderwunderschön. Ich wollte nirgendwo anders heiraten … mit dem Schiff zur Trauung fahren – das hat echt was :-) Liebe Grüße! PS: Da ist es auch schön: http://www.hotel-malerwinkel.de – andere Ecke vom Chiemsee …