Wenn man die Tage vermehrt zu Hause verbringt – und das passiert nun mal mit einem Baby – lernt man schnell eine ganz neue Spezies kennen: die Kurierdienst-Männer. Man kommt ja auch nicht umhin, einiges online zu bestellen. Mehr oder weniger oft stehen sie also vor deiner Türe. Oder auch nicht.
In unserem Haus befindet sich unten eine Foto-Agentur und im Hinterhof ein Architekturbüro. Nebenan ist eine Orthopädieschuh-Geschäft und ein asiatisches Restaurant. All die Leute, die dort arbeiten, kenne ich jetzt auch – denn dort wurden überall schon meine Pakete abgegeben. Das Kuriose an der Sache ist, dass ich fast immer zuhause war. Im Briefkasten finde ich dann einen Zettel, der mir sagt, dass ich leider nicht zuhause anzutreffen war, und das Paket daher woanders abgeben wurde.
Wir wohnen im dritten Stock. Im Altbau. Ohne Lift. Es scheint, dass sich nicht alle Mitarbeiter der Kurierdienste die Mühe machen wollen, Treppen zu steigen. Aber: Einige Beschwerdemails später funktioniert es plötzlich.
Kurier-Mann zu sein, ist aber auch wirklich kein leichter Job. Der Zeitdruck ist hoch, man muss mit riesigen Gefährten durch enge Straßen zirkeln und kann sich sicher sein, dass man nie einen Parkplatz findet. Und dann öffnet die Beschwerdetante aus dem dritten Stock in unmöglichem Aufzug die Tür. Mittags um zwölf im Nachthemd (mit Milchflecken übersät).
Ich gebe zu, ich bin da nachlässig. Ich stille gerade und es klingelt? Schwupps, die Türe aufgemacht, der Kurier-Mann hastet nach oben (muss er nun ja, nach meinen Beschwerden) und wird von mir mit aufgeknöpftem Oberteil empfangen. Dass einem das nicht auffällt und dann, wenn es einem im Nachhinein doch auffällt, auch gar nicht peinlich ist, scheint auch so einen Nebenwirkung des Stillens zu sein. Man bekommt ein sehr entspanntes Verhältnis zu seiner Brust und das gilt auch vor dem Kurier-Mann.
Im Übrigen haben meine neuen Freunde vom Kurierdienst nun auch verstanden, dass ich ziemlich oft zuhause bin. Und daher ein wunderbares Lager abgebe, für all die Pakete der Nachbarn, die denen nicht zugestellt werden können.
Tipp
Falls mal was bei der Zustellung schief läuft: Direkt beschweren, hilft in der Regel – oftmals werden Subunternehmer beschäftigt, die dann von den Zentrale angehalten werden, den Missstand abzustellen (hat bei mir funktioniert). Kann auch hilfreich sein: In der Zusatzzeile unter dem Namen vermerken „xx. Stock – bitte klingeln!“. Ruft bei den Zustellern dann durchaus Befremden hervor, aber manchmal muss halt der Dampfhammer her.