Gedanken um Geld und Gehalt macht man sich oft im Berufsleben. Wenn man aber ein Kind bekommt, steigt man erst so richtig tief ein in die Materie. Und entdeckt ganz neue Herausforderungen und Stolpersteine.
Um es vorweg zu sagen: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in Deutschland auf einer Insel der Glückseligen leben. Eine Unterstützung wie sie hierzulande das Elterngeld bietet, gibt es in fast keinem anderen Land. 65 Prozent des Nettolohns der 12 Monate vor der Geburt ausgezahlt zu bekommen, und das volle zwölf Monate lang, ist ein Luxus.
Meine Freundin Heather in den USA kann es kaum glauben, als ich ihr erzähle, wie das in Deutschland läuft. Spätestens als ich ihr berichte, dass ich sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt während des Mutterschutzes auch noch das volle Gehalt bekomme, versteht sie die Welt nicht mehr und will sofort nach Deutschland auswandern.
Ein System mit Fragezeichen
Gleichzeitig wird mir aber bewusst, was ein solches System wirklich fördert. Nämlich die Tatsache, dass die Mutter zuhause bleibt und zwar ein ganzes Jahr lang. Mindestens. Akademikerinnen will man mit dem Elterngeld dazu bringen, Kinder zu bekommen. Gleichzeitig tut man alles dafür, dass genau die Frauen mit guten Jobs diesen erst einmal an den Nagel hängen. Da tut sich plötzlich ein großes Fragezeichen auf.
Ja. Ich habe studiert. Ich habe einen guten Job. Und jetzt habe ich ein Kind. Ich finde es toll, Zeit mit Teresa zu verbringen. Und nein. Meinen Job vermisse ich gerade überhaupt nicht. Das neue Leben ist toll, spannend, sinnerweiternd. Und Teresa freut sich, dass ihre Mama sich um sie kümmert, den ganzen Tag für sie da ist. Nein. Ich möchte gar nicht sofort an meinen Schreibtisch zurück, hinein in die 40-Stunden-Mühle mit Überstunden und stressigen Terminen, Dienstreisen, Präsentationen, Kundengesprächen.
Nun aber signalisiert mir meine Chefin, dass ich von zuhause einige Projekte betreuen könnte, sobald sich unser neues Leben eingespielt hat. Theoretisch geht das: 30 Stunden darf während der Elternzeit gearbeitet werden. Großzügig! Aber es folgt rasch die Ernüchterung: Dazuverdienen darf ich nichts, alles wird wieder abgezogen. Wer also während der Bezugszeit des Elterngeldes freiwillig arbeitet, ist ganz schön blöd.
Wieso gibt es eigentlich keinen Freibetrag?
In mir reift die Erkenntnis: Mit einer solches Regelung wird man geradezu in ein Leben als Latte-Macchiato-Mutter hineinkomplimentiert. Denn statt mich an den Schreibtisch zu setzen, könnte ich ja auch schön ins Café gehen. Mütter zurück in den Job, und zwar recht schnell, bringt eine solche Regelung nicht. Wieso gibt es eigentlich keinen Freibetrag, den man hinzuverdienen darf, ähnlich wie bei der Rente? Das wäre doch ein Anreiz für genau das, was ich gerne machen würde: ein paar Projekte übernehmen, von zuhause aus zuarbeiten. Was für den Kopf tun und für den Anschluss an den Job. Und ich kann trotzdem für mein Kind da sein, es wird nicht auf mich verzichten müssen.
Theoretisch stehen dir alle Wege offen. Es hindert einen ja keiner daran, wieder arbeiten zu gehen. Aber so, wie die Regelungen gestaltet sind, motivieren sie dich nicht dazu. Sie sagen dir ganz klar: Bleib daheim und kümmere dich um dein Kind. Und tue dabei auf keinen Fall Dinge, die nicht auf das Kind fokussiert sind.