Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich da jetzt genau drauf komme. Vermutlich liegt es daran, dass ich gerade in Südtirol weile. Eine meiner absoluten Lieblingsregionen überhaupt. Und zu Südtirol gehören halt Knödel. In allen Varianten. Mit Speck und Käse, mit Spinat, Roter Beete, Pilzen oder Bärlauch. Dazu gibt es geschmolzene Butter und Parmesan und einen Hauch Kräuter obendrauf. Das alles ist immer so unfassbar lecker, dass man an sich halten muss, um nicht den ganzen Tag in einen Knödelrausch zu verfallen.
Die kleine Madame ist gerade ein wenig schwierig mit dem Essen, „hoaklert“ sagt man dazu in Bayern (und in Südtirol offenbar auch). Was bedeutet, dass sie nicht mehr alles so einfach isst (schade, die Phase davor war echt prima – Brokkoli war ihr Lieblingsessen, wo gibt es denn so was!) – da werden sogar Nudeln mit Tomatensauce verschmäht, wenn die Konsistenz nicht genehm ist. Aber Knödel geht immer, wie wir nun herausgefunden haben. Weswegen wir seit Tagen Knödel essen, am liebsten Speckknödel. Und da, wo wir gerade sind, nämlich im Ansitz Romani in Tramin an der Südtiroler Weinstraße, da machen sie Knödel zum Niederknien. Wie praktisch!
Nun habe ich wohl schon ein Knödeltrauma, denn wie ich hier so sitze und überlege, was denn unseren Aufenthalt hier so ausmacht, da kommen mir direkt die Knödel in den Sinn. Nicht die schöne Landschaft zwischen Weinreben und noch schneebedeckten Gipfeln, nicht der wunderbare Stadtbummel durch Bozen, den wir vorgestern gemacht haben (die Stadt ist ein echtes Shoppingparadies – in der Laubengasse versammelt sich so ziemlich alles, was Rang und Namen hat – und modemäßig ist Bozen dann eben doch eine italienische Stadt (sorry, liebe Südtiroler, dass ich das jetzt so sage …). Ich habe übrigens noch nie so viele Kindermodengeschäfte auf einem Fleck gesehen – die Dichte in Bozen ist echt gigantisch! Also, nein, ich denke nicht an sowas, sondern an – Knödel.
Das kann man schon weiterspinnen – wie war das bei Forrest Gump mit den Pralinen? – ja, ich sage: Das Leben ist ein Knödel. Weich und fluffig, und trotzdem schön fest – wenn er gut gemacht ist. Zäh und batzig, wenn nicht. Er kann sanft schmecken oder kräftig, je nachdem, was man reintut. Meistens ist er umgemein lecker. Aber wenn man nicht aufpasst, dann fällt er auseinander und schwimmt in Einzelteilen im Knödelwasser umher. Und das ist echt traurig anzuschauen.
So. Ich denke, das waren für den Moment genug Knödelweisheiten. Heute Abend gibt’s nochmal welche und dann gehen wir mehrere Wochen auf Knödelentzug. Denn leider ist das alles ja nicht nur lecker, sondern auch eine ganz schöne Bombe. Wenn auch eine extrem delikate.
Meine liebsten Knödeladressen in Südtirol:
Tschötscherhof, St. Oswald (Nähe Kastelruth): Oberleckeres Knödeltris (dreierlei Knödel auf einem Teller) in rustikal-bäuerlichem Ambiente wie aus dem „Landlust“-Heft.
Gasthof Bad Dreikirchen, Barbian: Schon Christian Morgenstern war hier zur Sommerfrische. Sensationeller Blick ins Eisacktal und als Spezialität dazu Knödelsalat.
Baumannhof, Signat (oberhalb von Bozen): Buschenschank mit Blick auf den Rosengarten. Zu essen gibt es alles, was die Südtiroler Küche ausmacht – nicht nur Knödel, sondern auch Schlutzkrapfen (quasi die Südtiroler Variante der Ravioli), Speck und Käse, dazu frischen Salat direkt aus dem eigenen Garten.
Taberna Romani, Tramin: Ein wunderbares altes Gemäuer mit stilvoll eingerichteter Gaststube und verwunschenem Garten. Kleine, aber feine, saisonale Karte mit regionalen Spezialitäten. Dazu zehn individuell eingerichtete Zimmer und Apartments – ein traumhafter Ort.
Gasthof Krone, Aldein: Dass der mitten im Dorf gelegene Gasthof eine Top-Adresse für Freunde der Südtiroler Kochkunst ist, ist kein Geheimnis. Vom Knödeltris bis hin zum Wild werden hier die Highlights der regionalen Küche aufgetischt. Dazu gibt es wunderbare Weine, natürlich aus Südtirol.
Artikelfoto: Südtirol Marketing