Es gibt da diesen Begriff, der immer mal wieder auftaucht, um Frauen in einer Art und Weise zu beschreiben, die nicht immer so nett gemeint ist. Ich rede von den Latte-Macchiato-Müttern. Gemeinhin beschreibt man damit ja gerne Frauen, die den ganzen Tag im Café rumhocken und sich dabei gegenseitig erzählen, welches tolle neue skandinavische Öko-Label sie gerade entdeckt haben und wie die Fortschritte beim Baby Led Weaning aussehen. Um mal tief in die Klischeekiste zu greifen.
Ich selbst hab mich allerdings auch immer ganz gerne mal als Latte-Macchiato-Mom bezeichnet, auch wenn ich vielleicht gar nicht so sehr dem oben genannten Klischee entspreche. Nun ist der Bub 4 Monate alt, ja eigentlich schon fast 5 Monate alt (ich bin spät dran *ooops, zu viele Kaffeedates gehabt ;-)) und mit Erstaunen bemerke ich, dass ich’s aber eigentlich gar nicht mehr bin. Also eine Latte-Macchiato-Mama. Warum und wieso, das will ich hier jetzt mal erzählen. Aber der Reihe nach.
Die Freuden als Kinderwagen-Schiebe-Mama
Zugegeben, anfangs war ich total euphorisch. Nach der ersten Zeit im Wochenbett wollte ich irgendwann ja schon wieder unter Leute und das hab ich dann auch ziemlich schnell gemacht. Bleibt einem ja auch nix übrig mit zwei schon vorhandenen Kindern, die zum Kindergarten gebracht werden und wieder abgeholt werden wollen und die dann am Nachmittag ein natürliches Bedürfnis danach haben, dass sich ihre Mutter um sie kümmert (das Thema mit dem nicht vorhandenen Wochenbett als Mehrfachmama thematisiere ich vielleicht in einem der nächsten Posts mal)
Und so kam es also, dass ich Ende Januar total happy verkündete, dass ich jetzt wieder im Spiel bin:
Sorry, keine Zeit für Kaffee
Ich gebe zu: Ich habe seitdem sehr viele Kaffees getrunken. Und damit wäre mir doch eigentlich das perfekte Comeback gelungen. Oder doch nicht? Es ist ja nämlich so, dass es sich einfach anders anfühlt als „damals“. Damit meine ich die erste Zeit mit dem ersten Baby. Ach, was habe ich da nicht alles gemacht. Da bin ich tatsächlich stundenlang im Café rumgesessen. Dazwischen eine gemütliche Runde mit dem Kinderwagen mit den anderen Mädels. Wir hatten sogar eine Art Stammtisch unseres Geburtsvorbereitungskurses. Einmal im Monat haben wir uns alle getroffen und das hat super funktioniert, bis die ersten wieder anfingen zu arbeiten.
Heute frage ich mich, wie wir das so zuverlässig hinbekommen haben. Ich würde es nämlich nicht mehr schaffen. Und genau das ist die Crux.
Irgendwie ist es jetzt anders
Meine Tage sind nun eben nicht mehr mit grenzenlos flexibler Zeitverfügung ausgestattet (über die man sich ja in der ersten Elternzeit so freut wie Bolle – denn in der Regel landet man dort direkt von einem 40-Stunden-Vollzeit-Job aus, von dem man nun erfreulicherweise nun eine kleine Auszeit nehmen darf). Ich habe halt noch zwei andere Kinder, die zwar am Vormittag im Kindergarten sind, aber bis zum Nachmittag muss der Rest vom Schützenfest gelaufen sein. Dann gehen wir spielen und treffen Freunde, aber das sind halt keine chiligen Mama-Klönrunden, sondern Treffen mit Kindern, nach denen man manchmal feststellt, dass man zwar viel geredet hat, aber leider nicht miteinander.
Also presse ich alles in den Vormittag was eben so geht. Den Haushalt, die Arbeit, ein bisschen Sport, einen Hausbau … Zeit für stundenlanges Kaffeetrinken ist da wenig bis keine. Und ich stelle eben fest: So ne richtige Latte-Macchiato-Mom bist du eigentlich nur im ersten Lebensjahr vom ersten Kind.
Auch die Latte-Macchiato-Mama hat ein Ablaufdatum
Mit dieser Erkenntnis im Kopf schaue ich manchmal den Mädels hinterher, die am Nachmittag entspannt ihre Kinderwägen an der Isar entlang schieben. Gleich werden sie sich da drüben ins Café setzen, ihre Sonnenbrillen zurechtrücken, ihre schlafenden Babys betrachten und sich gegenseitig von Entwicklungssprüngen, Milchstau und Beikostplänen erzählen. Für einen kurzen Moment bin ich ein wenig wehmütig, weil ich weiß, dass das alles bei mir vorbei ist. Aber nur ganz kurz, denn dann muss ich meinen beiden großen Kindern hinterher spurten, die gerade eine Kamikazefahrt auf ihren Tretrollern starten.
Schön war’s als Latte-Macchiato-Mom. Ich trink jetzt lieber Espresso. Den kann man auch in Stehen schnell mal runterkippen.
Hand aufs Herz: Seid ihr Latte-Macchiato-Muttis? Jemals gewesen?
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