Jetzt ist es also mal wieder soweit. Die Milchbar hat geschlossen. Irgendwie befreiend. Und irgendwie auch wieder nicht. Zehn Monate hab ich den Baby-Bub nun gestillt und dann wollte er nicht mehr. Hat es mir ganz eindeutig gezeigt. Bäh! Hat er gerufen und gegen meine Brust gehauen. Den Kopf weggedreht. Gezappelt in meinem Arm. Das trifft dich als Mama dann doch irgendwie. Er will nicht mehr. Seine Entscheidung.
Und wieder gibt es so frappierende Parallelen zu seiner Schwester. Auch sie war zehn Monate alt. Auch sie hat sich selbst abgestillt. Genau so. Von einem Tag auf den anderen.
Natürlich habe ich ein bisschen nachgeholfen. Habe ihm immer wieder das Fläschchen angeboten, als ich dachte, die Zeit wäre nun mal dafür gekommen. Zuerst wollte er nicht. Das war am Anfang des Sommers. Hat es so weggeschlagen wie ein paar Wochen später dann meine Hand, die ihn zur Brust führen wollte. Ich hab ihm die Zeit gelassen. Und irgendwann wurde es dann doch interessant, das Fläschchen. Zum Einschlafen brauchte er sie immer noch, die Brust.
Als er krank wurde, in unserem Italienurlaub im August, umso mehr noch. Und ich? War auch froh, dass er noch ein bisschen bei mir blieb. So nah. Wie es nur beim Stillen ist. Diese Beziehung zwischen Mutter und Kind, so besonders. Jede Frau, die ein Kind gestillt hat, weiß, von was ich spreche. Es ist mehr als nur Nahrung zu geben. Es ist dieses unsichtbare Band, das dich mit deinem Kind verbindet. Deswegen fällt es uns wohl auch so schwer, dieses Band zu lösen. Nähe gibt es auch in so vielen anderen Facetten. Aber keine ist so intensiv, so innig wie der Moment des Stillens.
Oh, natürlich gab es Zeiten, in denen ich es verflucht habe. Ganz zu Beginn, als es schon wieder nicht recht klappen wollte. Als ich schon wieder die Heilwolle auspackte und die Schwarzteebeutel, das Lanolin und die Kompressen. Als ich aus Verzweiflung einen Tag lang einfach nur Milch abpumpte, nur damit das Baby meine geschundenen Brustwarzen nicht noch weiter ruinierte. Und dann der Punkt, als ich merkte, jetzt läuft es wieder. Im wahrsten Sinne des Wortes … Der Beginn unserer wunderbaren Stillbeziehung. Zehn Monate lang. Sehnsüchtig hab ich in der Zeit volle Weingläser angeschmachtet. Hab mich damit arrangiert, dass ich irgendwie immer verfügbar sein musste, zumindest in einem Radius von einigen wenigen Stunden.
So ist das nun. Ich bin jetzt wieder „frei“. Ich kann einfach mal dem Mann, der Oma, wem auch immer ein Fläschchen in die Hand drücken. (Abgesehen davon, dass der Bub mit oder eher trotz seiner zwei halben Zähnen sowieso schon fast alles isst und die Flasche eigentlich außer als Morgen- und Abendritual gar nicht mehr braucht). Und dennoch, es fühlt sich immer noch komisch an. Er braucht mich nun nicht mehr. Zumindest nicht als Ernährerin. Klar, ich gebe ihm immer noch seinen Brei. Ich mixe ihm seine Milch. Aber das ist nicht das Gleiche.
Ich kann verstehen, dass manche Frauen länger stillen. Es ist einfach so schön. Und doch, für mich, war es nun der richtige Zeitpunkt. Ich wollte noch ein einziges Foto machen von ihm. Und mir. In meinen Armen. So sanft gewiegt wie all die Monate zuvor. Wenn zwischen uns kein Blatt mehr passt. Ich hab den Moment verpasst. Mehr als ein verwackeltes Bild kam nicht dabei heraus. Das letzte Mal Stillen, es war in einer Septembernacht, im Halbschlaf, ich hab es kaum noch im Gedächtnis. Und so ging sie einfach so vorbei. Ganz nebenbei. Unsere Stillzeit. Hat sich einfach aus unserem Leben geschlichen. Und da sitze ich nun. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie so oft.
Es macht mich so stolz, ihn zu sehen, wie er wächst. Wie er zu einem richtigen Jungen heranwächst. Wie aus dem Baby langsam ein Kleinkind wird. Das auf seinen eigenen Beinen steht. Das bald laufen wird. Das kein Säugling mehr ist. Ich bin froh über diese kostbaren letzten Monate. Ich bin genauso froh, dass ich nun auch wieder ein bisschen mehr „ich“ sein darf. Ein bisschen weniger Mama. Und wieder ein bisschen mehr Frau. Dass unser Lebensrhythmus in andere Gänge kommt. Es fühlt sich gut an. Irgendwie.
Bubi, wir werden noch so viele Abschiede miteinander erleben. Du hast entschieden. So wie du es noch viele Male tun wirst. Ich lass dich los. Jeden Tag ein Stückchen mehr.
2 comments
Ich fand es irgendwie ein bissl einfacher dass der kleine sich entschieden hat,selbst abzunabeln!ich hätte es irgendwie nicht hinbekommen und aber hätte auch nicht ewig Stillen wollen????von daher hoffe ich dass es bei Baby nr.2 ähnlich wird und sozusagen wie bei dir☺️
Ja, es war schon gut so, wie es war. Ich war ja auch „bereit“. Das ist das Wichtigste, finde ich. Dass es allen gut geht dabei. Manchmal sind die Mamas aber halt einfach ganz schön emotional. *seufz* ;-)