Meine süße kleine Maus,
jetzt ist es bald soweit. Vieles wird sich auch für dich ändern, auch wenn du das noch gar nicht weißt. Es ist ein geradezu wehmütiges Gefühl, das mich da gerade packt, eine ganz seltsame Mischung aus Freude auf das, was kommt und Traurigkeit über das, wovon ich Abschied nehmen muss.
Bald wirst du die große Schwester sein und du wirst es für immer bleiben. Du wirst deinen Bruder lieben und ihn gleichzeitig hassen, ihr werdet streiten und euch wieder versöhnen. Ich kenne das alles, denn ich bin schließlich auch eine große Schwester. Mit deinen gerade zwei Jahren hast du zumindest eine Vorstellung davon, dass da ein Baby in meinem Bauch ist und du wartest nun auch schon auf den Tag, an dem die Tür am Bauch aufgeht – von der du felsenfest überzeugt bist, dass es sie gibt und dass sie der Ausgang für das Baby aus dem Bauch ist.
Du bist dann nicht mehr die Kleine. Sondern die Große. Das Etikett wird von nun an immer an dir kleben, du wirst dich nicht dagegen wehren können. Und gleichzeitig bist du doch selbst noch so klein. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich das fast vergesse. Du hast so unheimlich viel gelernt in den letzten Monaten. Du bist kein Baby mehr. Du bist ein Kind, das läuft und springt und schon ganze Sätze sagen kann, mit Worten, über die ich regelmäßig staune und gar nicht weiß, wo du die überhaupt her hast.
Aber es ist doch gerade einmal zwei Jahre her, da warst du auch so ein kleines, hilfloses Baby, wie es dein Bruder nun sein wird. Wir zwei waren zwei Jahre lang ein ganz besonderes Team. Wir haben zusammen gekuschelt und geschmust, wir haben lange Spaziergänge gemacht und du hast mir dabei zugesehen wie ich gefühlt hunderte Liter Kaffee in mich reingeschüttet habe. Wir waren gemeinsam beim Yoga und beim Schwimmen. Wir haben gemeinsam entdeckt, welche aufregenden Dinge so ein Spielplatz zu bieten hat. Wir haben den Sommer damit verbracht, ganze Vormittage lang gemeinsam durchs Viertel zu stromern und uns treiben zu lassen. Und ja, du bist zum wahren Latte-Macchiato-Kind geworden, denn du trinkst jetzt Kinder-Cappuccino (so ist das eben, wenn man in einem Gentrifizierungs-Hotspot lebt).
Vorhin, beim Frühstück, da hast du plötzlich ganz fest meine Hand genommen und sie gedrückt. Und du hast mir ganz tief in die Augen geschaut und mich angelacht. Vielleicht verstehst du ja viel mehr als ich mir vorstellen kann.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir beide lernen müssen, auch wieder loszulassen. Und uns auf Neues einzustellen. Bald ist da noch so einer, der auch mit will. Der viel Aufmerksamkeit beanspruchen wird. Der immer da sein wird. Der nie wieder fort geht. Durch ihn wirst du etwas sehr Wichtiges lernen. Zu teilen. Und ich weiß, das wird nicht immer ohne Tränen ablaufen.
Aber ich weiß auch, dass du immer eines bleiben wirst: meine kleine Prinzessin. Vergiss das nie. Ich werde immer für dich da sein. Egal, wann du mich brauchst. Denn genauso wie du immer eine Schwester sein wirst, werde auch ich immer eines sein: deine Mama.
3 comments
Ihr Lieben, das ist schön. Ich war auch ganz melancholisch beim Schreiben. Liegt am Wetter. Oder doch an den Hormonen? Wie auch immer :-) Ich bin wirklich gespannt, wie das alles so wird.
uiuiui… da fliessen gleich die Tränchen, auch bei mir.
Die Veränderung, die ein zweites Kind bringt, habe ich nirgends so unmittelbar und deutlich gespürt wie bei meiner Tochter.
Zu lieben und gleichzeitig die brennende Eifersucht zu bekämpfen – das fällt ihr auch nach 8 Wochen sehr schwer.
Dir und euch allen wünsche ich von Herzen alles Gute für die Anfangszeit! Gelassenheit und Urvertrauen, das sind sicher die wichtigsten zwei Komponenten. Die hast du ja :-)
OMG, ist das schön!! Da sitz ich gleich heulend davor … sooo schön geschrieben und so so wahr!! Und genau, sie werden immer unsere Prinzessinnen, unsere Großen sein!!!!! Alles alles nur erdenklich Gute und Liebe für Dich und die Geburt und halt den Moment fest, wenn sich Eure zwei dann das erste Mal sehen – ein sooo rührender, wundervoller Moment!!!