Ich bin ein Nachtmensch. Immer gewesen. Und vermutlich wird sich daran auch nie etwas ändern. Meine besten Einfälle habe ich nachts. Ich liebe es, nachts zu schreiben und meine Gedanken zu sortieren. Die zündende Idee zu meiner Magisterarbeit (es ging um Max Frisch und die Frage, wie viel echtes Leben in einer Autobiographie steckt, aber das nur mal so am Rande) hatte ich nachts um halb 4.
Ich liebe laue Sommernächte, den Mondschein und die Stunden nach Mitternacht, wenn die Welt ein bisschen leiser wird. Wenn all die Aufregung des Tages vom Nachtwind weggeblasen wird. Dann sitze ich auch dem Balkon und schaue in die blaue Ewigkeit da oben. Es fühlt sich perfekt an.
Nun habe ich Kinder und die wachen gerne mal um sechs Uhr in der Früh auf. Das ist ein echtes Problem, denn es lässt sich nicht so wirklich mit meinem Biorhythmus vereinbaren. Ich bin eine Eule. Und die beiden sind wohl offensichtlich Lerchen (zumindest aktuell). Genauso wie mein Mann. (Einen kleinen Test zu eurem persönlichen Chrono-Typus könnt ihr hier machen.)
Mag sein, dass sich das noch ändert. Jetzt gerade ist es so, dass das mit mir nicht so megagut zusammenpasst. Denn eigentlich müsste ich mich dringend anpassen. Müsste früher schlafen gehen, um dann in der Früh besser für den Ansturm kindlicher Ausgelassenheit und maximalem Milchhunger gewappnet zu sein. Ausgeschlafen geht das besser, ich weiß.
Aber, ich kann nicht aus meiner Haut. Es ist verrückt. Ich kann den ganzen Tag todmüde sein und mich wie wahnsinnig auf mein Bett freuen. Aber je später die Stunde, desto mehr spüre ich dann, wie die Energie zurückkehrt. Und dann kann ich so vieles anpacken! Die Kinder schlafen, der Mann meistens auch. Als Freelancerin kann ich arbeiten, wann und wo ich will. Warum also nicht um Mitternacht am Küchentisch.
Die Ernüchterung kommt dann nur leider am Morgen. Katerstimmung. Müdigkeit. Kaffee-Gier. Es ist nicht gesund. Man wird dick von zu wenig Schlaf, man bekommt Augenringe, miese Laune obendrauf, Kopfschmerzen und schlechte Haut. Zu wenig Schlaf ist ein Beauty-Killer. Und es wäre ja nicht so, dass ich die Nacht durchschlummern darf. Der Baby-Bub will ein oder zweimal in der Nacht an die Milch-Tankstelle. Und manchmal krabbelt auch die kleine Madame zu uns ins Bett. Das bedeutet: Ständig aus dem Schlaf gerissen zu werden, Tiefschlaf-Phasen adé, noch weniger Ruhe, noch mehr Augenringe und Falten.
Ich weiß, es ist nicht gut. Ich weiß, ich sollte früher schlafen. Nicht herumsitzen und die Nacht in mich aufsaugen. Aber es ist so schön. Niemals sonst fühle ich mich so frei. Gerade mit den Kids. Irgendwas ist doch immer. Außer in der Nacht. Da habe ich Zeit für mich. Endlich. Es ist ein Abwägen. Will ich diese kostbare Ich-Zeit eintauschen gegen mehr Ausgeruhtheit? Frag mich morgen früh um sieben. Ich werde dir sagen: Ja klar.
Frag mich jetzt. Und ich sag dir: Natürlich nicht.
Es ist genau 1:15 Uhr.
2 comments
So geil geschrieben, wieder! Aber ich red‘ mich natürlich leicht – mich weckt höchstens die präsenile Bettflucht meiner Vermieterin für ein paar Minuten, schlimmstenfalls für ’ne halbe Stunde und dann…. drehe ich mich um und habe nochmal wunderschöne Träume… (nicht von der Vermieterin :P ). Also – ich darf gar nicht mitreden. Aber Nachteule wurde ich seit meinen Musikertagen im zarten Alter von 13 – auch und vermochte meinen Biorhythmus seither nie mehr umzustellen…. Wenn’s mal ganz dick kommt: Leg‘ zum morgendlichen Milchhunger der Nachkommenschaft „Night Fly“ von Steely Dan bzw. Donald Fagan auf :) (das sollte auch die kleinen Warths beeindrucken und … im buchstäblichen Sinne „stillen“ :) )
Liebe Petra,
nächtliche Grüße von einer Berliner Eule. Ich kann das so gut verstehen, dass Du als Eule mit dem Rhythmus Deiner (noch-?)Lerchenkinder „Anpassungsschwierigkeiten“ hast. Ich habe übrigens damals, als ich meine Tochter noch stillte, nicht darüber nachgedacht, dass mein übermäßiger Kaffeekonsum dafür sorgte, dass mein Kind so wenig Schlaf brauchte. Der Kaffee wirkt bei Menschen, die noch nicht daran gewöhnt sind, bis zu 24 Stunden. – Wenn ich das damals gewusst hätte, hätte ich mir den Kaffee in der Stillzeit gespart. Aber ich war auch so kaffeesüchtig, dass ich es mir ohne Kaffee nicht vorstellen konnte. Erst jetzt, da ich aus gesundheitlichen Problemen darauf verzichten muss, stelle ich fest, dass ein Leben ohne Kaffee nicht nur möglich, sondern tatsächlich nach einer Gewöhnungsphase sogar viel besser ist. Aber Eule bleibe ich auch ohne Kaffee, das scheint nicht veränderbar zu sein.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Energie und lang schlafende Kinder
Liebe Grüße
Gabriele