Ich hatte von diesem Ort vor vielen Jahren gelesen und irgendwie hatte er sich in meinen Hinterkopf eingebrannt. Einer dieser „Irgendwann“-Orte. Irgendwann fahre ich da mal hin. Es hat glaube ich sechs Jahre gedauert, bis aus dem Irgendwann ein Jetzt wurde. An diesem Wochenende sind wir endlich hingefahren.
Eigentlich ist es gar nicht weit, von München aus eine knappe Stunde. Kurz vorm Chiemsee verlässt man die Autobahn, vielleicht zehn Minuten sind es von dort aus bis zum Örtchen Törwang in der Gemeinde Samerberg. Es ist dieses Bilderbuch-Bayern, das mich immer wieder verzückt, und das jetzt, im Frühsommer, so besonders schön ist. Die Wiesen leuchten in diesem schon fast grellen Grün; und der Himmel ist so unwirklich blau, dass man daran herumreiben möchte, um zu prüfen, ob das alles echt ist.
Die Luft flirrt, es ist heiß. 30 Grad zeigt das Thermometer im Auto, aber es ist ja nicht mehr weit. Kurz vor Törwang biegt man ab, vorbei an ein paar Häuschen und durch ein kleines Wäldchen hindurch. Und da, inmitten der grünen Wiesen, direkt vor der Kulisse der Chiemgauer Alpen, liegt … ein Schwimmbad.
Das Naturbad Samerberger Filze hat keinen Zaun und kostet keinen Eintritt. Das Wasser ist quellfrisch und hat die sattgrüne Farbe der Naturbäder und Schwimmteiche. Beim Schwimmen begegnen einem ab und zu kleine Molche, die Kinder fangen sie mit bloßen Händen. Man kann sich auf den Rücken legen und in den wunderbar blauen Himmel starren oder den Paraglidern zusehen, die vom Samerberg herunterschweben. Man kann auch einfach gar nichts denken. Sich unter die hohen Bäume in den Schatten legen, am Kiosk ein Eis kaufen und den Kindern zusehen, die durch den flachen Kinderbereich waten und mit den Steinchen spielen, die den Boden des Beckens bedecken.
Orte, wie dieser sind Schätze, die man eigentlich nicht verraten darf. Die Autokennzeichen auf dem Parkplatz und der Slang der anderen Badegäste verraten es sowieso: Eigentlich sind hier nur Einheimische und ein paar versprengte Münchner, so wie wir. Aber dann sind sie halt einfach so schön, diese Orte, dass es auch wieder zu schade wäre, sie für sich zu behalten.
Und so vergeht der Nachmittag am Samerberg, und der Himmel wird noch einen Tick blauer, und man wird ganz träge von der Hitze. Dann geht man ein paar Schritte und hupft ins Wasser und schwimmt mit kräftigen Zügen ans andere Ende des Beckens. Die Berge kommen näher, das Herz wird ganz weit und irgendwie hat man das Gefühl, dass sich so das vollkommene Glück anfühlt. Ach, wie beneidenswert, wer da oben ums Eck in Törwang wohnt und das jeden Tag haben darf!
Und welch eine gute Idee das war, endlich mal dieses „Irgendwann“ sein zu lassen und hinzufahren.
INFO
Hinkommen: Am besten mit dem Auto. Von München aus auf der A8 Richtung Salzburg die Ausfahrt Achenmühle/Samerberg/Törwang nehmen. Kurz vor Törwang links abbiegen und dann gleich wieder rechts (ist beschildert). Vorbei am Kindergarten und Feuerwehrhaus durch ein kleines Wäldchen.
Gebührenpflichtiger Parkplatz. Das Bad selbst kostet keinen Eintritt. Geöffnet täglich von April bis Ende Oktober, Badezeit von 7 bis 20 Uhr. Es gibt einen kleinen Kiosk, an dem man Getränke, Eis, Kuchen und Pommes kaufen und bei dem man auch sehr nett auf der Terrasse sitzen kann.
Das Bad hat drei Bereiche: Einen flachen Baby/Kleinkindbereich, der an einer Ecke sogar mit einem Segel überdacht ist, einen Nichtschwimmerbereich und einen Schwimmbereich. Dazu eine große Liegewiese mit viel Schatten und einen kleinen Spielplatz mit Rutsche, Karussell und Sandkiste (teils im Schatten).
Mehr Informationen zum Bad gibt es hier. Und noch mehr coole Schwimmbäder sind in diesem Artikel aus dem SZ Magazin aufgelistet. Das übrigens war der Text, der mich vor Jahren auf das Samerberger Naturbad aufmerksam gemacht hat.
1 comment
Ja, ohne Zweifel: Das IST das vollkommene Glück! Schön beschrieben und fotografiert, wie immer!