Ihr Lieben, vor etwas mehr als zwei Wochen haben der Mann und ich doch tatsächlich unseren 10. Hochzeitstag gefeiert. Ja, ich glaube, in zehn Ehejahren ist nicht immer alles ein Honigschlecken, aber im Großen und Ganzen haben wir’s doch ganz fein hinbekommen. Wir feiern den Hochzeitstag irgendwie nie großartig, aber trotzdem ist er natürlich immer präsent um diese Zeit im Jahr – und deswegen habe ich mir auch diesmal wieder unsere Fotos von „damals“ durchgeguckt. Und da kam ich drauf, dass ich euch ganz gerne mal erzählen möchte, warum wir in Tracht geheiratet haben.
Wir haben uns damals ganz bewusst für einen Termin im Spätsommer entschieden, weil das Wetter hier im Süden erfahrungsgemäß recht gut ist (okay, dieses Jahr ist bisher eine unrühmliche Ausnahme … zum Thema Spätsommer könnt ihr auch gerne mal in meiner aktuellen Geschichte mit Hotel-Tipps für schöne Altweibersommer-Familientrips in den Bergen stöbern). Und nachdem wir schon bei einigen komplett verregneten Juni- und Juli-Hochzeiten waren, erschien uns Anfang September irgendwie die logische Konsequenz.
Eine Hochzeit am Chiemsee und mitten in München
Geheiratet haben wir im allerschönsten oberbayrischen Voralpenland – nämlich auf der Fraueninsel im Chiemsee. Zumindest standesamtlich im engen Kreis von Familie und guten Freunden. Am Tag darauf war die kirchliche Trauung – und dafür mussten wir nur 10 Meter über die Straße gehen: Wir heirateten nämlich in „unserer“ Kirche nebenan im Münchner Glockenbachviertel.
Irgendwie wussten wir es von Anfang an: Wir wollten für die große Feier mittendrin sein in der Stadt. Jeder Gast sollte bequem mit der U-Bahn anreisen können und nicht ewig lang durch die Walachei gurken müssen. Gefeiert haben wir dann in einer alten Fabrikhalle – in Laufdistanz zur Kirche. Mit Band, DJ und ohne Sitzordnung, quasi einfach eine große wilde Party. Für uns war das genau die richtige Mischung.
Aber weil es eben doch eine bayrische Hochzeit war – immerhin habe ich einen wachechten Oberbayern geheiratet – und es auch so wunderbar in den September passt – die absolute Trachten-Hochphase rund um die Wiesn lässt grüßen – haben wir in Tracht geheiratet. Also ich im Dirndl, mein Mann in der Lederhose beziehungsweise im Trachtenanzug. Und ich sage euch was: Ich hatte meine beiden Dirndl sehr viel schneller beisammen als er sein Outfit. Denn diesen Anzug zu finden, war nicht einfach – ein Trachtenanzug schaut einfach sehr schnell nach CSU-Parteitag aus (abgesehen davon: Ich habe mein Dirndl bereits im Januar geordert – er fing im Juli mal so locker an, nach dem Anzug zu gucken …)
Dirndl statt klassisches Brautkleid
Auch das wusste ich schon lange: Ich finde klassische Brautkleider wunderschön, aber ich mag zu meiner Hochzeit gerne ein Dirndl tragen. Und da wir zwei Trauungstage hatten – einmal Standesamt und einmal Kirche – gab es gleich zwei davon. Vor sechs Jahren war der Trachtenhype vielleicht noch nicht so ganz ausgeprägt wie heute, aber es gab schon damals zig tolle Optionen und Anlaufstellen. Trotzdem: Ich war echt fix. Den Laden von Alpenmädel, der sich damals noch in einem Hinterhof direkt am Viktualienmarkt versteckte (mittlerweile befindet er sich in der Klenzestraße mitten hier im Viertel), kannte ich vom Vorbeigehen und die wunderschönen Corsagendirndl vom Salzburger Label Ploom kamen mir durch Zufall bei einem Besuch im Kaufhaus Beck in die Finger (das übrigens auch eine sehr feine Trachten-Abteilung hat).
Ein Corsagendirndl und ein Traum in Rosé
Einmal gesehen, sofort verliebt – die ersten Treffer waren auch die richtigen! Fürs Standesamt trug ich also ein blaues Corsagendirndl von Ploom. Dazu ein bisschen Feder-Schnickschnack in den Haaren über einer Flechtfrisur und etwas Schmuck. So, und für die kirchliche Trauung wollte ich natürlich ein bodenlanges Dirndl haben – und das am besten nicht weiß. Denn der Plan war, nach der Hochzeit den Saum kürzen zu lassen und das Dirndl dann zu besonderen Gelegenheiten zu tragen. Bei Weiß geht das aber nicht wirklich, weil es trotzdem nach Hochzeit aussieht, selbst wenn es sich um ein Dirndl handelt. Wie schön also, dass Alpenmädel maßschneidert – und das dann in einem ganz zarten Puderrosa-Ton. Dazu dann Blumen ins Haar, wieder ein paar Zöpfe. Perlenschmuck. Fertig.
Ziemlich schwer getan habe ich mir übrigens mit den Schuhen zum langen Dirndl: Ich hab zig Brautschuhe anprobiert, um dann einzusehen, dass Ballerinas einfach am besten dazu aussehen. Und, zack, lief ich in einem italienischen Outlet zufällig in ein Paar cremefarbene Ballerinas rein – für 30 Euro geschnappt und die ganze Nacht ohne Fußschmerzen durchgetanzt! Die (hirschlederne) Lederhose vom Mann stammt übrigens von Angermaier Trachten (sie ist immer noch schwer im Einsatz, aber so eine Lederhose wird ja eh mit der Zeit und der Patina, die sie dann ansetzt, immer schöner). Den Trachtenanzug für die Kirche haben wir dann schlussendlich beim Lodenfrey gefunden. Zum Glück dann doch kein CSU-Parteitag :-)
Dirndl haben immer Saison – auch nach der Hochzeit (theoretisch zumindest)
Und was ist jetzt aus meinem Plan geworden, die Dirndl ganz oft zu tragen und damit dem Schicksal vieler Brautkleider (das Verstauben auf dem Dachboden) ein Schnippchen zu schlagen? Tja. 3 Monate nach unserer Hochzeit war ich schwanger, die folgende Saison fiel also aus. Und selbst ein Jahr nach der Geburt der kleinen Madame musste ich mir eingestehen, dass ein paar hartnäckige Fettpölsterchen immer noch da waren – das Corsagen-Dirndl wollte einfach nicht passen (es ist oben auch echt hauteng). Kurz danach wurde ich wieder schwanger, tat mir im Anschluss schwer, die letzten zusätzlichen 10 Kilo zu verlieren – und als ich es dann endlich geschafft hatte, gab es grade keine Gelegenheit, die Dinger zu tragen … So, und jetzt bin ich zum dritten Mal schwanger. Dirndl-Wiesn und andere Trachten-Events fallen heuer also leider schon wieder aus.
Die perfekte Hochzeit und das perfekte Kleidungsstück
Trotzdem: Ich bereue meine Entscheidung für ein Dirndl zur Hochzeit keine Sekunde. Wir hatten ein wunderschönes Fest, das ich in keinem anderen Kleid besser hätte erleben können. Es war einfach perfekt. Und wenn ich mir jetzt, nach sechs Jahren, die Fotos durchsehe, weiß ich wieder, warum ich Dirndl einfach so unglaublich toll finde und einige davon im Schrank hängen habe. Ich ziehe meine Dirndl auch gerne einfach mal so als Kleid an – es gibt nämlich ganz wunderschöne Modelle, die auch ohne Bluse funktionieren. Oder man sieht sich mal die traditionellen Waschdirndl an, die mit dem mittlerweile üblichen Blingbling so überhaupt gar nichts zu tun haben – simpel aber trotzdem toll! (ein feiner Tipp für diese Art von Trachtenmode ist übrigens Lieblingsteil Gudrun Weber in der Nähe von Rosenheim).
Ach, und ich bekomme jetzt gerade unglaubliche Lust mich sofort ins Dirndl zu schwingen Geht leider nicht, ich weiß, zumindest das mit dem Dirndl, der Bauch lässt grüßen. Dafür war meine kleine Tochter am Montag mit dem Kindergarten auf dem Oktoberfest. Ja, das gibt es hier in München. Einen Kindergarten-Ausflug auf die Wiesn! Sie trägt ihr kleines, buntes Kinder-Dirndl mit so viel Stolz, dass mir das Herz aufgeht. Weil es ganz einfach so ein wunderbares Kleidungsstück ist. Egal zu welchem Anlass.
Ein paar persönliche Tipps für eine Hochzeit in Tracht
Die richtige Location finden
Der Ort sollte dem Outfit angemessen sein. Ein Dirndl passt einfach besser nach Oberbayern oder Österreich als an den Nordseestrand finde ich. Aber vielleicht irre ich mich ja? Es gibt hier im Süden wunderschöne Orte zum Heiraten in den Bergen und im Voralpenland. Auf Frauenchiemsee kann man wie wir standesamtlich heiraten (das Standesamt ist mini, die Trauungen finden immer freitags statt und werden vom Standesamt in Breitbrunn koordiniert), aber auch kirchlich ist möglich. Ich war schon bei Hochzeiten am Tegernsee, auf der Zugspitze, auf einer Wiese neben einer Kuhweide oder auf einer Burg in Südtirol – alle Locations waren einfach auf ihre Art zauberhaft und absolut einmalig.
Auf Qualität achten
Es gibt wunderschöne Dirndl, ebenso aber auch ganz furchtbare Fetzen. Entscheidet man sich für ein Hochzeitsdirndl sollte das entsprechende Qualität haben. Gute Erfahrungen habe ich mit kleinen Labels gemacht, bei denen nix von der Stange kommt. Das garantiert auch eine einwandfreie Passform. Das kostet natürlich auch mehr, aber für ein herkömmliches Brautkleid legt man ja unter Umständen auch ganz schön was auf den Tisch. Neben „meinen“ beiden Labels mag ich auch die Trachten von Julia Trentini sehr gerne (deren Showroom ist passenderweise ebenfalls hier in der Nachbarschaft). Eine super Anlaufstelle für Trachtenmode ist immer auch Salzburg. Da gibt es sehr viel Traditionelles, aber eben auch viel Feines und durchaus auch Extravagantes.
Genug Zeit einplanen
Auch ein Dirndl braucht Zeit, um angefertigt zu werden – das sollte man bedenken. Vor allem da Trachten gerade so gehypt werden – und der Run auf die Label entsprechend hoch ist – wer individuell maßschneidern lässt, sollte das im Zeitplan einberechnen.
Zurückhaltend bei den Accessoires sein
Das Schöne an einem Dirndl ist: Man braucht drum herum nicht viel Schnickschnack. Ein wenig Schmuck, eine schöne Frisur, dezentes Make-up. Fertig. Alles andere wäre auch too much, finde ich. (Weniger ist mehr gilt meiner Meinung nach übrigens auch für den Ausschnitt.)
Und ab sofort: Die Schleife richtig binden
Vergebene Frauen binden ihre Schleife rechts. Im Grunde tut man das also auch schon vor der Hochzeit, denn die Zeiten, in denen man als Jungfrau in die Ehe geht, sind vermutlich vorbei. Also muss man sich wohl nicht wirklich umgewöhnen, was das Binden der Schleife angeht, wenn man das erste Mal als Ehefrau ein Dirndl trägt. (Zum Thema Dirndlschleife habe ich übrigens vor kurzem auch mal einen Experten-Tipp im Alpenwelt Magazin abgegeben). Kleiner Fun Fact am Rande: In meiner badischen Heimat gibt es einen ähnlichen Brauch. Der Schwarzwälder Bollenhut mit seinen markanten roten Bommeln ist eigentlich nur für unverheiratete Frauen gedacht – nach der Hochzeit trägt man dann schwarze Bollen am Hut.
Note: Alle vorgestellten Marken werden hier genannt und verlinkt, weil ich sie sehr mag. Das hier ist also durchaus Werbung für persönliche Lieblingsstücke und -adressen, aber nicht im Sinne einer Kooperation.
Wie habt ihr geheiratet? Klassisch in Weiß? Oder ganz anders? Und könntet ihr euch vorstellen, im Dirndl zu heiraten?
Bilder Michael Namberger (www.berg12.de) und Uli Niedersteiner (www.niedersteiner.de)
2 comments
So schön die Bilder und so ein schönes Paar!!!
Dankeschön, liebe Dominika <3