Vergangene Woche bin ich 39 geworden. Und wenn ich mir die Zahl so anschaue, dann sieht sie irgendwie ganz schön alt aus. Dabei fühle ich mich noch gar nicht so. Aber es stimmt: Im Herbst werden wir uns an meinem Heimatort treffen, um 20 Jahre Abi zu feiern. Verdammt nochmal – 20 Jahre??? Dein Ernst? Ich bin doch gerade erst aus diesem Schultor rausspaziert, hab mich in meinen weißen Ford Fiesta geschwungen und bin dem Leben entgegengedüst. Abi, Studium, Auslandsmonate, Rumreisen, erster Job, kleine Affären, große Lieben, der Mann fürs Leben, Hochzeit, Kinder – all das sind jetzt 20 verfluchte Jahre?
Gerade die erste Zeit an der Uni, die durchtanzten Nächte in den Clubs, meine Reisen durch die USA, mein Job in Los Angeles – all das kommt mir noch so vor, als sei es gestern gewesen. Oder zumindest vorgestern. Aber jetzt bin ich 39, es hilft nichts, das ist in den Augen einer Anfang Zwanzigjährigen uralt.
In einem Jahr bin ich 40 und das lässt mich oft an eine Anekdote aus meiner Kindheit denken. Ich war 12, als meine Mutter 40 wurde – immerhin – heutzutage bekommen viele mit 40 gerade mal ihr erstes Kind. Im Vergleich gesehen war meine Mutter also eigentlich eine junge Mutter. Mit 28 hatte ICH zumindest noch andere Dinge im Kopf als Kinder zu bekommen. Als aber meine Freundinnen damals erfuhren, dass meine Mutter 40 wurde, riefen sie (Achtung, ich bin auf dem Land aufgewachsen, da ticken die Uhren anders): „Waaaaaas, du hast aber eine alte Mutter!“ Offensichtlich eine prägende Geschichte, denn ich denke ja immer noch dran.
Was macht man mit dieser nahen 4?
Nun also 39. Was macht man mit dieser Zahl? Freut man sich, dass immer noch eine 3 davor steht? Zittert man davor, dass die 4 jetzt echt bald kommt? Oder ist einem alles einfach egal?
Übernächstes Wochenende sind wir wieder zu einem 40. Geburtstag eingeladen. Ich kann mich noch sehr gut an der 30er dort erinnern – gleicher Ort, gleiche Leute. Nur 10 Jahre später. Damals tobten wir durch die oberschwäbische Nacht und am nächsten Morgen sammelten wir diejenigen wieder ein, die ihren Rausch irgendwo in der großen Wiese hinterm Haus ausschliefen, bemitleideten den Freund, der sich beim Salto aus dem Heuschober in den stümperhaft zusammengeschobenen Heuhaufen eine Platzwunde am Kopf zugezogen hatte (und daraufhin in die Notaufnahme musste) und gammelten mit unseren matten Kater-Köpfen in den After-Party-Sonntag hinein.
Diesmal sollte man vorab durchgeben, ob man die Kinder mitbringt. Nein, machen wir nicht, wir fahren ohne. Und dann werden wir uns zuprosten und durch die Nacht tanzen. Ganz so als wären wir wieder die Endzwanziger von damals, mit all den Träumen im Kopf und einem Jahrzehnt voll riesengroßer Schritte und einschneidender Erlebnisse vor uns (von denen wir damals glücklicherweise noch nichts wussten, aber vielleicht ahnten wir es, ich weiß es nicht mehr).
Vielleicht werden wieder welche in die Wiese fallen, hoffentlich keiner mehr vom Dach. Aber wer weiß das schon. Denn wirklich weise bist du auch mit 39 noch lange nicht.
2 comments
Liebe Petra,
erst mal herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!
Ich bin letztes Jahr 40 geworden und ehrlich gesagt, hat es einige Zeit gedauert, mich mit dieser Zahl anzufreunden. Aber so über das Jahr ist mir vieles bewusst geworden, wo ich persönlich stehe und dass „das Alter“ auch mit einer zunehmenden Gelassenheit vielen Dingen gegenüber einhergeht. Insofern: feiern!
Viele Grüße, Svenja
Hallo liebe Svenja – danke dir!! Ich finde auch, dass 40 irgendwie so ein „Brocken“ ist, aber ich glaube, man entwickelt tatsächlich eine gewisse Gelassenheit. Vielleicht, weil man (idealerweise) seinen Platz im Leben gefunden hat und so langsam weiß, auf was es wirklich ankommt. Das finde ich schön. Liebe Grüße! Petra