Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Wir werden es nie schaffen, es allen recht zu machen. Als die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs fragte, wer alles stillen wolle, schnellten alle Hände nach oben. Komisch, sagte sie, dass sich bei dem Thema immer alle einig sind und nie eine zugeben mag, dass sie eigentlich gar nicht stillen mag. Da erhob eine ganz zaghaft die Hand und druckste, sie würde ja schon überlegen, ob sie ihrem Kind nicht von Anfang an die Flasche geben solle (sie hat dann übrigens doch gestillt).
Ich bin nicht gestillt worden und mein Bruder auch nicht. Meiner Mutter sagte man wohl damals im Krankenhaus, sie hätte zu wenig Milch. Mittlerweile weiß ich, dass das nicht stimmt, weil fast alle Mütter genug Milch haben. Man macht zu Beginn nur zu viele Fehler und die Hebammen und Schwestern haben dann nicht immer Zeit und Muße, das auszubügeln. Zumindest in den 70er und frühen 80er Jahren war Flaschennahrung ohnehin total angesagt, man wollte über seinen Körper selbst bestimmen. In der aktuellen Nido (ja, ich lese die ab und an, daher zitiere ich so gerne daraus) gibt es dazu übrigens gerade einen Artikel – garniert mit statistischen Daten und all dem Kram.
Fest steht, dass die Ernährung eines Kindes immer mit vielen Fragezeichen versehen ist. Soll ich nur bei Bedarf stillen oder zu festen Zeiten? Wie funktioniert das Abpumpen? Wann ist der beste Zeitpunkt für den Beikoststart? Wann soll ich abstillen? Letzteres beschäftigt uns gerade. Meine Freundin Susi schwärmt von der neu gewonnenen Freiheit, die sie jetzt voll auskostet. Andere verzweifeln gerade daran, dass sie gerne abstillen würden, das Kind aber nichts anderes will als die Brust. Wieder andere sind todunglücklich, weil sich das Kind selbst abgestillt hat, sie selbst aber noch gerne weitergemacht hätten.
Meine Mutter fragte mich kürzlich mit etwas spitzem Unterton: „Sag mal, wie lange willst du eigentlich noch stillen?“ Offenbar fand sie es befremdlich, dass ich meiner acht Monate alten Tochter immer noch die Brust gebe. Kurz flammte in mir das Bild auf, das ich vor einiger Zeit auf einem Blog gesehen habe – ein Schulkind hängt am Busen seiner Mutter, die adrett gekleidet und frisiert lässig auf ihren High Heels steht und vor der Kamera posiert.
Also. Langzeitstillen wird es bei uns nicht geben. Kinder sollten sich ab einem gewissen Alter von etwas anderem als Muttermilch ernähren. Wozu haben sie sonst unter viel Gebrüll Zähne bekommen. Aber: Solange ich merke, dass es uns jetzt noch gut tut, stille ich weiter. Parallel zum Brei, den es mittlerweile mittags und abends gibt. Jetzt einfach abzustillen, weil die Gesellschaft erwartet, dass man das irgendwann eben tut, wenn die Kleinen aus den ersten Monaten raus sind – vergiss es. Vielleicht denke ich in einem Monat anders. Vielleicht will Teresa dann nicht mehr. Wie bei allem Fragen und Problemstellungen der Mutterschaft gilt auch hier meiner Meinung nach: einfach entspannt sein. Wer sich stresst, der regt sich nur unnötig auf. Und ständig auf andere Leute und deren Vorstellungen zu hören, macht einem das Leben nur unnötig schwer.