Der Tag wurde lang und heiß. Wir waren aufgestanden, als die ersten fahlen Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche glitzern ließen. Waren hinabgetaucht zu Korallen und Anemonenfischen, hatten uns mit der Strömung treiben lassen im tropenwarmen Wasser. Die Tage unter Wasser, sie vergehen schnell. Eine Stunde vielleicht verweilt man in der magischen Welt. Sie öffnet sich dir, für diese kurze Zeit. Dann musst du wieder gehen.
Deine Erinnerungen schreibst du ins Logbuch, wohl wissend, dass du ein und denselben Ort nie mehr so vorfinden wirst. Die Tage verschwimmen, die Tauchgänge, die Spots. Wir hatten Glück. Barrakudas kreuzten unseren Weg, im Felsenlabyrinth von Elephant Rock versteckten sie sich in kleinen Höhlen. Ein Gitarrenhai lag platt und regungslos auf dem Grund. Eifriges Gekritzel in die Tagebücher.
In der Mittagshitze sprangen ein paar von uns vom Dach des Tauchschiffs ins blitzende Wasser. Es fühlt sich so anders an, wenn man plötzlich nichts anderes trägt als den Bikini. Kein Neopren. Die beiden Australier, ich erinnere mich nicht mehr an ihre Namen, sie tauchten immer in Badeshorts. Wir machen das zuhause auch so, sagten sie. Eine andere sprang mit einem doppelten Salto ins Wasser, sie war Akrobatin, aus England, glaube ich. Vielleicht auch aus Amerika. Es ist schon so viele Jahre her.
Nach dem Early Morning Five aßen wir Fish and Chips. Nie wieder schmeckte das so gut wie dort. Die Küche war winzig und die klein gewachsenen thailändischen Köchinnen immer gut gelaunt. Am Abend grillten sie Fisch und Gemüse an Deck. Wir tranken Singha Bier und tanzten im Abendlicht. Wir waren Ende Zwanzig und fühlten uns so unendlich frei.
Wie das so ist. In jedem Leben gibt es Erlebnisse, die man nie wieder vergisst. Tage, denen man lange noch nachweint. Weil man weiß, dass sie nie wieder kommen werden. Das Meer, es verändert sich. Schnell. Von Minute zu Minute. Die Tauchspots von damals, sie sind heute nicht mehr die selben. Wir sind nicht mehr die selben.
Die Tage auf dem Tauchschiff vor den Similan Islands, sie gehören dazu. Sie leben weiter in meiner Erinnerung. Wenn ich die Augen schließe, dann kann ich sie hören. Die Wellen, das Meer. Die leise Musik, das Stimmengewirr aus so vielen Sprachen. Vereint für den Moment. Die Flagge vorne am Bug flattert im Abendwind. Wir tanzen den Sternen entgegen. Jung sind wir. Und so neugierig auf Neues. Wir schließen unsere Finger fester um die Flasche mit dem Singha und träumen gemeinsam von der einen, großen Liebe.
Underwater Love.
Unter dem Stichwort Picture Poetry möchte ich ab sofort mit euch besondere Momente teilen. Momente, die in der Erinnerung leben. Und in Bildern. Jedes Bild hat eine Geschichte. Ich erzähle sie euch.