Ich glaube, ich war ein ziemlich musikalisches Kind. Ich muss so etwa vier Jahre alt gewesen sein, da meldeten mich meine Eltern zur musikalischen Früherziehung bei Frau Brassel an. Frau Brassel ist ist meiner Erinnerung eine kleine, zierliche Dame mit grauen Löckchen, die mit Klanghölzern den Takt klopft. Wir legten Notenschlüssel aus Seilen und hüpften zur Musik umher. Ich ging eine ganze Weile zu Frau Brassel.
Danach kam Bastian, mein Blockflötenlehrer. Mitsamt den anderen Kindern der Gruppe tutete und blökte ich umher und konnte nach einigen absolvierten Stunden im „Haus der Jugend“ tatsächlich ganz passabel Blockflöte spielen – ich kann es sogar noch heute, das rettet immer unsere Familien-Weihnachten, denn einer muss es ja tun und „Oh du fröhliche“ instrumental begleiten.
Und da landete ich also im Musikverein
Nach der Blockflöte wollte ich was anderes lernen und ich wünschte mir Gitarre. Nun bin ich auf dem Land aufgewachsen und da geht man traditionell in einen Verein, um ein Instrument zu lernen. In meinem Fall war das der Mandolinenverein, bei dem man Gitarre hätte lernen können. Oder aber ein Blasinstrument beim Musikverein. Alle meine Grundschulfreundinnen meldeten sich beim Musikverein an, also tat ich das zwangsläufig auch. Und da in dem Ausbildungsjahr ausschließlich Klarinette angeboten wurde, lernte ich eben Klarinette. Einige Jahre später, ich war bereits ein Teenager, wurde mir bewusst, dass der Musikverein sowieso viel cooler war als der Mandolinenverein. Weil die cooleren Leute, die cooleren Feste usw.
Ich mochte meine Klarinette, aber insgeheim wünschte ich mir immer, noch was anderes spielen zu können. Die süßen, grazilen Mädels pusteten in ihre anmutigen Querflöten, die lässigen Leute ins Saxofon und die Herzensbrecher spielten, natürlich, Schlagzeug. Tja, aber meine „Schwarzwurzel“ behielt ich trotzdem zwölf Jahre lang. Bis ich wegzog, um „in der Stadt“ zu studieren. Seitdem ist es auch mit der Klarinetten-Karriere vorbei, aber ich vermute, drückte man mir eine in die Hand, ich könnte es noch.
Gitarre am Lagerfeuer – der Traum vom großen Abenteuer
Das Gitarrenspielen habe ich aber immer vermisst, so sehr, dass ich es mir irgendwann so leidlich selbst beibrachte. Für Blowing in the Wind und Father and Son am Lagerfeuer reichte es. Irgendwo in der Rumpelkammer steht meine alte Gitarre auch heute noch. Manchmal denke ich, ich müsste sie einfach mal wieder hervorholen und ein bisschen Streets of London trällern. Singen kann ich tatsächlich ganz passabel, einige Solo-Auftritte als Alt-Stimme im Schulchor und eine denkwürdige Aufführung von Haydns Schöpfung mit einem semi-professionellen Chor zu Abi-Zeiten haben ihre Spuren hinterlassen.
Man kann also schon sagen, dass Musik ein essentieller Bestandteil meiner Kindheit war. Und ich möchte auch meinen Kindern den Zugang zu Tönen, Klängen und Melodien ermöglichen. Was auch immer sie dann damit anfangen. Ob sie es mögen oder nicht, sie sollen es halt einfach mal austesten und für sich entscheiden. Quetschkommode spielen oder Trommeln. Singen oder Pfeifen. Kinder, auch meine, reagieren von Natur aus unglaublich positiv auf Musik. Sie drehen und wiegen sich im Takt. Sie tanzen durch die Wohnung. Ich freue mich da jedes Mal darüber und lass sie einfach machen.
Von Blockflöten-Getröte und Klaviermusik in Sommernächten
Die kleine Madame hat sich vergangenes Jahr eine Blockflöte gewünscht. Wenn sie da reintrötet, muss man sich ehrlicherweise die Ohren zuhalten (einen Bastian-Blockflötenlehrer gibt es noch nicht in ihrem Leben). Genauso wie dann, wenn der Bub auf dem Glockenspiel herumhaut. Aber ich merke ja, wie fasziniert sie davon sind. Manchmal sitzen sie mit der Oma am Klavier und spielen Kinderlieder. Mein zweijähriger Sohn sagt dann: Mama, ich will auch Klavier spielen! Soll er nur! Denn das ist tatsächlich etwas, das ich wirklich gerne könnte.
Es gibt diese schöne Initiative Play me! I’m yours, bei der jedes Jahr im Sommer Klaviere in der Stadt aufgestellt werden, an die sich jeder setzen kann. Vergangenes Jahr stand eines im kleinen Park ums Eck und in den lauen Sommernächten saß ich auf dem Balkon und hörte der Musik zu, die der Abendwind über die Dächer trug. Wie gern würde ich mich einmal an ein solches Klavier setzen und einfach drauf los spielen. Vielleicht können es meine Kinder mal. Vielleicht erfindet ja auch mal einer Play me! für Klarinetten.
Event-Tipp: Der Familientag des Münchner Rundfunkorchesters
Am Samstag, 6. Mai 2017, lädt das Münchner Rundfunkorchester zum Kinder- und Familientag im Prinzregententheater ein. Dabei gibt es zwei Aufführungen des Musicals Der Zauberer von Oss (um 11 und um 14 Uhr).
Das Tolle: Wer eine Eintrittskarte hat, kann zudem am Rahmenprogramm teilnehmen und hinter den Kulissen die Instrumente der Musiker ausprobieren. DIE Gelegenheit, einmal viele unterschiedliche Instrumente anzusehen, zu erleben, auszuprobieren und auch mit den Musikern ins Gespräch zu kommen.
AUFGEPASST : Ich verlose sechs Karten für den Familientag – hinterlasst einfach bis zum 1. Mai 2017, 24 Uhr, einen Kommentar unter diesem Beitrag oder auf der Facebook-Seite von allesinklein und sagt mir, wen ihr alles mitnehmen wollt (die Karten sind sowohl für Erwachsene als auch für Kinder gültig). Und schon landet ihr im Lostopf. Viel Glück!
MEHR INFOS ZUM MUSICAL „DER ZAUBERER VON OSS“
Durch einen Wirbelsturm wird die kleine Dorothy mit ihrem Hund Toto aus Kansas heraus in das bunte Reich Oss am anderen Ende des Regenbogens gepustet. Nur der Zauberer Oss in der Smaragdstadt soll in der Lage sein, sie wieder nach Hause zu bringen. Außergewöhnliche Gestalten helfen ihr dabei, den Zauberer zu finden, darunter eine Vogelscheuche, ein Blechmann und ein Löwe. Sogar mit einer bösen Hexe muss sie fertig werden, doch zum Glück gibt es auch eine gute Hexe. Oder hat Dorothy am Ende doch alles nur geträumt?
Eine Koproduktion des Münchner Rundfunkorchesters mit der Theaterakademie August Everding und der Hochschule für Musik und Theater München, Studiengang Musical.