Unser Burley-Projekt schreitet voran: Wer hier öfter mitliest, hat sicher mitbekommen, dass wir in diesem Sommer für den Kinderwagen-Hersteller Burley das Premium-Modell D’Lite testen. Und ENDLICH haben wir es geschafft, das in Angriff zu nehmen, weshalb sich die meisten Familien vermutlich für einen Kinderwagen-Anhänger entscheiden: das Ding ans Fahrrad zu hängen.
Denn ich habe mir nach längerer Suche ein neues Fahrrad gekauft und wo wir hier ja, zumindest zeitweise, in den Bergen am wunderschönen Schliersee wohnen, hab ich mir natürlich eins zugelegt, mit dem man auch mal einen Berg hochfahren kann.
Und da in den vergangenen Tagen das Wetter fantastisch war (in diesem Sommer ja nicht unbedingt selbstverständlich), haben wir also die Radl geschnappt und sind aufi auf den Berg.
Die erste Testfahrt: Einmal um den Schliersee
Okay, erstmal gab’s am Sonntag eine Einfahrrunde einmal um den See herum mit Stopp am Altschlierseer Kirchtag, bei dem geschmückte Boote über den See fahren, jeder seine Tracht aus dem Schrank holt und die Musi aufspielt – das ist natürlich wirklich sehr traditionell aber auch wunderschön anzuschauen, weswegen wir tatsächlich am Sonntagmorgen um kurz vor 9 am Südufer des Sees standen und Markus Wasmeier dabei zuschauten, wie er ins Boot kraxelte und dann ganz fachmännisch das Geleit für den Bootstross in Richtung Schlierseer Kirche übernahm.
Die Runde um den See klappte perfekt. Nun sind wir ja ziemlich „Anhänger-erfahren“, da wir schon seit mehr als 3 Jahren mit einem durch die Gegend fahren. Das heißt, das Fahren mit dem Burley war null Problem, auch das Handling mit der Deichsel ist eigentlich selbsterklärend und easy (siehe hier im Bild). Der Wagen rollt schön mit, hat eine gute Straßenlage und auch wenn es mal ein wenig bucklig wird, macht er echt gut mit.
Mit dem Fahrrad und dem Burley auf die Alm
Das brachte uns drauf, einen Tag später unsere geplante Almtour (die Kinder sind schon seit Wochen scharf drauf, endlich mal auf die Alm zu gehen) statt zu Fuß mit dem Fahrrad in Angriff zu nehmen. Und die Kinder fahren im Hänger mit. Jetzt hatte der Mann die Tour rausgesucht, zu einer kleinen Alm, die in keinem Wanderführer vorkommt, aber ganz furchtbar urig und nett ist und viel gemütlicher als das recht berühmte Bodenschneidhaus ein paar Schritte weiter.
Was er mir nicht gesagt hatte war, dass da direkt zu Beginn eine kleine Abkürzung lauerte. Und so fuhren wir statt auf einer gemütlichen Forststraße plötzlich auf einem TRAIL. Zumindest das, was man als Trail hernehmen könnte, also einer, den man sonst mit dem Mountain Bike in umgekehrter Richtung fahren würde (nach unten nämlich). Eigentlich war es ein kleiner, schmaler Wanderpfad, voller Wurzeln und Steine und irgendwann bahnte sich auch noch ein Bach seinen Weg den Pfad entlang. Matsch war also auch inklusive.
Die Kinder stiegen aus dem Burley aus, weil man da natürlich nicht mehr fahren konnte. Der Mann schob sein Rad, ich schob mein Rad, die Kinder liefen nebenher. Wer schon einmal mit einem eindreiviertel Jahre alten Kind zu Fuß gegangen ist, weiß, dass das ewig dauert. Weil ja alle 2 Meter was unglaublich Spannendes passiert. Zum Beispiel wächst da eine gelbe Blume, die man noch nie gesehen hat. Oder ein Käfer kreuzt den Weg. Oder man kann versuchen, der Mama ins Vorderrad zu greifen.
500 Höhenmeter, fast geschafft
Puuuuhhhh, ihr könnt euch vorstellen, wie unglaublich froh ich war, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit (der Bub war mittlerweile wieder im Anhänger und war tatsächlich eingeschlafen) endlich wieder auf eine Forststraße kamen. Da konnten wir also tatsächlich wieder radeln und ab da war es dann auch ganz wunderbar entspannt, mit nur ein paar ganz klitzekleinen Anstiegen … denn die Hauptarbeit der knapp 500 Höhenmeter hatten wir ja mal flugs auf dem Trail hinter uns gebracht.
Letzter Anstieg …. nochmal absteigen, quengelnde Kinder beruhigen („Mamaaaaaaaa ich will jetzt endlich zur Alm!!!!“) und dann, hinter der Kurve, tauchte sie auf, die Alm. Und an der Tür hing ein Schild „Bin unterwegs“. Arrrghhhhhh!!!! Die Almerin, wie die Sennerinnen hier in Bayern heißen, war doch tatsächlich nicht da. Wer schon mal unter größerer Anstrengung einen Berg hochgegangen oder gefahren ist und ab einem gewissen Punkt nur noch die leckere Mahlzeit vor Augen hat, die man dort serviert bekommt … der weiß, das so was ganz ganz bitter sein kann. Da saßen wir nun und kauten auf unserem Rohkostgemüse rum, das wir mitgenommen hatten und zutzelten Wasser aus der Flasche.
Das WhatsApp der Berge
In Zeiten wie diesen ist man ja gewohnt, dass man jederzeit innerhalb von Minuten digital abfragen kann wo jemand steckt, aber da oben funktioniert das nicht. Das WhatsApp der Berge ist ein Schild an der Tür mit einer Nachricht drauf – ohne Möglichkeit zum Antworten und Nachfragen. Ich schaute auf die Kühe, die um uns herum standen und uns mit ihren großen Augen angucken und fand das eigentlich grad ganz gut.
Und plötzlich steht sie dann doch da, die Anna, sie war einen Brunnen kontrollieren und einen Blumenstrauß pflücken, und dann geht sie in die Küche und kommt mit einem Riesen-Brotzeitbrett voll selbstgemachtem Käse, Speck, Tomaten, Gurken, Eiern raus. Dazu gibt es Holzofenbrot und frische Milch und das Gebimmel der Kuhglocken gleich noch mit dazu. Der Himmel hat diesen wunderbaren Sommerlook aus tiefem Blau und ein bisschen eingestreutem Weiß von ein paar Schäfchenwolken. Es ist unglaublich schön und ich bin froh, dass wir die Tour durchgezogen haben.
Ein Anhänger und seine vierbeinigen Fans
Der Burley hat sich sehr gut geschlagen. Er stand da wie eine Eins und das weckte die Aufmerksamkeit der Kühe, die ihn neugierig beäugten und dann kam eine ganz Vorwitzige tatsächlich auf den Gedanken, ein bisschen am Griff herumzuschlecken. Kuh-Fans hat er also auch schon!
Nachdem wir dann noch Annas oberleckeren Buttermilchkuchen verdrückt hatten, schnappten wir uns wieder Fahrräder sowie Burley samt Kinder und rollten zurück ins Tal. Diesmal blieben wir tatsächlich auf der Forststraße. Die ziemlich rasante Anfahrt meisterte das neues Familienmitglied echt grandios. Ich hatte in keiner Sekunde irgendwie Sorge um meine Kids, die da drin sitzen, während der Mann mit ziemlichem Karacho nach unten sauste. Der Bub schlief sogar schon wieder ein.
Ein Tag zum Erinnern! Und der Beweis, dass das tatsächlich geht: 500 Höhenmeter mit Kinderwagen-Anhänger. Den Stresstest hat der Burley wunderbar überstanden. Für alle anderen Gelegenheiten, würde ich ihn aber zuallererst tatsächlich für den Einsatz im Flachen empfehlen. Wir haben doch ganz schön geschnauft, denn immerhin sitzen da zwei Kinder mit einem Gesamtgewicht von zusammen knapp 30 Kilo drin. Aber gut zu wissen: Wenn es mal eine kleine Steigung oder einen unbefestigten Weg gibt, wird es sich gut schlagen, unser neues Almen-Entdecker-Mobil.
INFO
Wer die Tour zur Rainer-Alm gerne mal nachmachen möchte, ob zu Fuß oder per Rad: Von Schliersee aus über den Hennererhof und dann durch das Tufftal führt ein gut ausgebauter Forstweg hoch zur Alm und dann weiter zum Bodenschneidhaus. Zurück durch das Dürrnbach-Tal kommt man nach Neuhaus. Dort, am Südufer des Sees, gibt es auch einige sehr schöne Badestellen für die Erfrischung nach der Bergtour.
Die Runde um den Schliersee sind etwa acht Kilometer, man kann sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen. Das schönere Ufer ist das Westufer mit vielen kleinen Badebuchten und der Rixneralm zum Einkehren. Am Ostufer verläuft der Rad/Fußweg direkt neben der Bundesstraße, die ziemlich stark befahren ist. Danach oder währenddessen unbedingt im Milchhäusl am Kurpark einkehren (der Seerundweg führt direkt daran vorbei): Super Brotzeiten, tolle Kuchen und Mehlspeisen und alles ganz frisch und hausgemacht.
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