Es gibt Dinge, die einem das Leben einfacher machen. Vielleicht denkt man sich zuerst, es wäre schön sie zu haben, aber nicht unbedingt notwendig. Irgendwann merkt man dann: Doch. Es ist absolut und unbedingt wichtig, genau dieses Ding zu besitzen. Und dann beginnt man es zu lieben. Meine aktuelle große Liebe ist ein Fahrradanhänger. Und außerdem ein Kinderwagen. Und eine Jogging-Karre. Und, wenn man mag, kann man es sogar in der Loipe beim Langlaufen benutzen.
Die Chariot-Anhänger wurden in Kanada entwickelt und das merkt man auch daran, dass so eine Karre das perfekte Outdoor-Instrument ist (siehe Langlaufen, selbst ans Mountainbike kann man es angeblich anhängen – und es ist uns auch tatsächlich schon einmal jemand begegnet mit Bike und Chariot). Der Wagen ist extrem leicht, sehr wendig und absolut durchdacht. Jedes Rad und jede Stange lässt sich irgendwo befestigen, was bedeutet, dass man easy mit dem Fahrrad samt Anhänger irgendwohin fahren kann, lass es den Zoo sein, um dort dann das Ganze in eine ganz normale Kinderkarre verwandeln.
Joggen war ich tatsächlich auch schon mit dem Teil, es ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, dass man die Arme nicht mehr richtig mitschwingen kann und auch anstrengender, denn man schiebt ja doch etwas mehr Gewicht mit sich herum, und wehe es geht bergauf! Aber das soll dann ja auch der Fitness nützen.
Die vielen Funktionen sind das eine. Natürlich gibt es nicht nur eine Ausführung, sondern mehrere. Da fängt man dann an lange zu überlegen. Braucht man eine Handbremse? Oder soll es lieber eine Version sein mit erhöhtem Dach, so dass die Kinder auch noch bequem sitzen können, wenn sie älter und größer sind? Einsitzer oder Zweisitzer? Der Klassiker dürfte wohl tatsächlich das Modell Cougar sein, das wir auch ausgewählt haben. Ohne zuviel Schnickschnack, aber trotzdem sportlich, für die Stadt genauso geeignet wie für den Ausflug irgendwo auf der grünen Wiese.
Die weniger positive Seite am Chariot-Spaß ist der Preis. Mitsamt allem Zubehör kostet ein neu gekauftes Gefährt gut und gerne mehr als 1.000 Euro. Und selbst die gebrauchten Teile sind oftmals nur geringfügig günstiger zu bekommen. Natürlich kann man darauf spekulieren, das Ganze wieder zu einem recht hohen Preis zu verkaufen. Wenn man dann allerdings bei jeder durchfahrenen Pfütze innerlich aufjault, sollte man diesen Plan doch nochmal überdenken. Alternativ kann man sich auch bei einem anderen Anbieter umsehen, es gibt zugebenermaßen auch günstigere Wettbewerber. Über die ich an dieser Stelle leider nichts sagen kann, da nicht getestet (ich freue mich aber über Kommentare und Meinungen!).
Grundsätzlich muss man sich natürlich schon überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt. Oder ob es für den Kindertransport auf dem Fahrrad nicht doch ein ganz normaler Kindersitz tut. Da wir sehr aktiv und sehr viel unterwegs sind, haben wir dann schließlich doch „Ja“ zum Chariot gesagt. Und seitdem die kleine Madame in der Krippe ist und ich täglich mehrere Kilometer mit dem Fahrrad zurücklege, rechnet sich das Ganze umso mehr. Wie gesagt: die Liebe …
Im Übrigen lohnt sich meiner Meinung nach auch gleich die Anschaffung eines Zweisitzers, auch wenn man erstmal nur ein Kind hat. Zum einen könnte darin, theoretisch, auch noch ein Geschwisterchen Platz finden. Abgesehen davon ist es aber auch so sinnvoll, mehr Stauraum zu haben. Und außerdem kann man auch mal einen kleinen Freund oder eine kleine Freundin seines Kindes mit einpacken. Nachteil: Ein Zweisitzer beansprucht mehr Raum und ist daher in der U-Bahn oder im Supermarkt natürlich auch wesentlich unpraktischer (die Frage ist natürlich, ob man damit unbedingt einkaufen gehen möchte). Dennoch sollte man drüber nachdenken, diese Extra-Investition einzuplanen und gleich die große Variante zu nehmen. Ich höre zumindest weitaus öfter die Frage: „Wollt ihr unseren Einsitzer-Anhänger kaufen? Wir brauchen jetzt einen Zweisitzer“ als die umgekehrte Version.
Weitere Extras gibt es natürlich reichlich. Wie schon erwähnt, ein Jogging-Set. Und Langlauf-Kufen. Letztere scheinen mir dann aber doch übertrieben. Wer allerdings tatsächlich regelmäßig auf der Loipe ist, dem mag auch das sinnvoll erscheinen. Daneben gibt es einen Hängematten-Einsatz für Neugeborene, die noch nicht sitzen können und einen weiteren Einsatz für Kinder bis etwa 18 Monate (den wir aktuell noch in Gebrauch haben). Um beides kommt man wohl nicht herum, wenn man seine Kinder sicher fixieren möchte.
Apropos Sicherheit: Ich fühle mich sehr wohl mit dem Chariot hinter mir. Aber natürlich bewegt man sich im Verkehr, zumindest wenn man in der Stadt unterwegs ist. Große Straßen ohne Fahrradweg meide ich daher auch. Die erste Fahrt war ein bisschen komisch, weil ich immer dachte, ich fahre jemandem über den Fuß und hab in den Kurven keine Kontrolle. Man gewöhnt sich aber sehr schnell daran und da die Karre so wendig ist, sind Kurven und enge Wege auch überhaupt kein Problem. Aber, ja, der Kontrollblick nach hinten ist immer präsent, um zu schauen, ob es dem Kindlein gut geht. Andererseits muss man sich auch überlegen, wie die Alternative aussähe. Gut, nicht mit dem Fahrrad fahren wäre natürlich eine. Aber mit Zweirad bleibt einem dann nur der klassische Kindersitz und auch da ist die Knautschzone für das mitfahrende Kind sehr gering. Am besten man testet einfach mal. Die Händler bieten auch kostenlose Probefahrten an.
Mein Fazit: Ein extrem praktisches Gefährt mit toller Optik zu einem hohen Preis. Der sich amortisiert, wenn man es regelmäßig nutzt und sinnvoll einsetzt. Trotzdem sollte man gut abwägen. Allerdings lässt sich ein Chariot auch sehr gut wieder verkaufen, sollte man bemerken, dass es doch nicht zu einem passt, oder eben nach einer gewissen Gebrauchszeit. Und der hohe Wiederverkaufswert spricht für sich, was die Qualität angeht.
Kaufen: Kann man ein Chariot bei Händlern wie Fahrradläden und Sportgeschäften oder auch online. Sich beraten zu lassen, ist meines Erachtens nach vor allem wegen des hohen Anschaffungspreises und der vielen Modellvarianten aber sinnvoll. Eine Liste gibt es hier (die Marke Chariot gehört mittlerweile zum schwedischen Unternehmen Thule – daher der direkte Link auf deren Website)
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