Nun waren wir schon wieder in der Toskana. In der österreichischen sollte man dazu sagen – ehrlich gesagt halte ich ja nicht viel von solchen Vergleichen, denn eine Landschaft ist doch immer nur sie selbst und nicht ein Abklatsch von etwas anderem. Aber man kann schon zugeben: Dieser Vergleich stimmt irgendwie. Die Südsteiermark ist eine Traumlandschaft aus Reben, Hügeln und diesem ganz besonderen Licht, das immer im Spiel ist bei diesen ganz besonderen Orten.
Schon alleine wegen des Essens lohnt sich ein Trip in die Südsteiermark
Die Wiener wissen das schon lange, weswegen sie auch, zumal jetzt in der Hochsaison im Herbst, überall anzutreffen sind. Im Buschenschank beispielsweise, jenem ganz besonderen Ort der Weingegenden Österreichs, in dem man den Wein des Gastgebers kostet und dazu riesige Platten voll mit Speck, Schinken, Kaminwurzn und Käse serviert bekommt, dazu saures Gemüse und Kren (Meerrettich), Geselchtes und Eingelegtes, Sülzen und Käferbohnensalat mit Kürbiskernöl, selbst gebackenes Brot mit Küriskernpesto, Brotaufstriche in rot, gelb und grün, und für den Durst zwischendurch gibt es einen „gespritzten“ Pfirsichsaft (also eine Schorle) oder einen selbst gepressten Apfelsaft.
Und dann eine ofenwarme Buchtel zum Abschluss – ganz genau: dieser wunderbare Flecken Erde ist kein Ziel für jemanden, der gerade Diät hält. Buschenschanken dürfen in der Regel nur kalte Küche anbieten (die warmen Buchteln waren aber wohl erlaubt) – fürs Warme auf dem Teller sind dann die Restaurants und Gasthöfe zuständig, von denen einige in der ganz großen Liga mitspielen. Die Südsteiermark, man kann es nicht anders sagen, ist ein kulinarisches Paradies.
Denn dann gibt es ja auch noch die Weine, die so ziemlich alles können, was man von einem Wein erwartet. Ich habe nirgends einen besseren Sauvignon Blanc getrunken, und auch die Gelben Muskateller sind hitverdächtig. Bei den meisten Weingütern kann man einfach vorbeifahren und verkosten, das kann man sogar zu Fuß tun – wandern durch die Weinberge ist ganz großes Kino mit Panoramablick. Wer lieber aufs Fahrrad steigt, sollte sich vorher mit der Streckenführung auseinander setzen – denn hügelig ist es allemal. Wie gut, dass es einen Ebike-Verleih gibt.
Südsteiermark mit Kind: Das solltest du wissen
So. Was aber um alles in der Welt macht man bitte in dieser Gegend mit einem Kind. Ja, das ist eine gute Frage. Aber warum nicht? Viele Buschenschanken bieten auch Zimmer an – und das Babyphon reicht idealerweise bis in den Gastraum oder den Garten, von denen die meisten wunderschön angelegt sind und dazu noch eine fabelhafte Aussicht bieten. Wandern durch die Weinberge macht auch mit der Kraxe Spaß, und wenn man sich wirklich anstrengen will, dann radelt man mit Fahrradanhänger auf den kurvigen Sträßchen und lässt die Kinder auf den Spielplätzen der vielen Gastgärten toben (während man selbst einen hervorragenden Schluck Wein trinkt).
Alle Orte, die wir besucht haben, waren extrem kinderfreundlich, Kinderstühle gab es immer, auch Babybetten und Wickelmöglichkeiten und überall war das Kind mehr als willkommen. Ferienwohnungen gibt es ebenfalls zur Genüge, und wenn man nicht zur Hochsaison zur Zeit der Lese und der Weinfeste reist, ist es auch nicht schwer, eine geeignete Unterkunft zu finden. Eine Spezialität der Region sind die sogenannten „Winzerzimmer“, bei denen man quasi direkt im Weinberg wohnt; manchmal ist auch etwas extravagantes Design dabei, aber immer mit Stil und nie überkandidelt.
So kommst du hin
Das Fazit? Hinfahren! Zugegebenermaßen ist das alles nicht ums Eck – von München aus gute viereinhalb Stunden mit dem Auto. Immerhin ist man ist praktisch in Slowenien, im tiefen Süden Österreichs, und ab und zu gerät man auch einmal hinein ins Nachbarland, denn manchmal ist so ein Weinberg einfach zwischen den zwei Ländern aufgeteilt. Aber Graz ist nahe, auch Wien ist relativ rasch erreichbar und damit auch Städte mit Flughafen. Und es lohnt sich so sehr. Ich hab mein Herz verloren, irgendwo zwischen den Reben und dem Backhendl ist es mir abhanden gekommen. Und vielleicht, wer mag das beurteilen, ist das da ja sogar die bessere Toskana.
Meine Tipps für die Südsteiermark
Gasthaus Thaller in St. Veit am Vogau: Eines der Toplokale der Region, aber super bodenständig geblieben. Mittags gibt es Wirtshausküche mit dem besonderen Extra, abends wird es feiner. Zu Recht mit zwei Hauben gekrönt und noch ein echter Geheimtipp unter den guten Adressen der Südsteiermark.
Magnothek am Zieregg: Gehört zum Ensemble des Weinguts Tement. Direkt daneben finden sich die Appartments der Winzarei (siehe unten). Spektakulärer Blick auf Tements Top-Lage Zieregg und sehr gute Küche mit nur kleiner Karte – vom Backhendl bis zum Osso Buco ist aber alles dabei. Total frisch und herrlich unkompliziert. Weine gibt es natürlich vom Tement.
Steinberghof Firmenich: Buschenschank mit wunderschönem Garten und noch besserer Aussicht. Sehr umfangreiche und abwechslungsreiche Karte. Der Gastgeber ist auch Künstler, das sieht man dem liebevoll gestalteten Anwesen an.
Eva Lambauer: Buschenschank direkt an der Weinstraße. Schöner Garten mit alten Bäumen, alte Wirtsstube mit Patina und Charme. Leckeres Essen, das mit Liebe von der Chefin selbst zubereitet wird. Zimmer gibt es auch – natürlich mit Blick auf den Weinberg.
Sattlerhof: Eine der Topadressen der Region. Abends Haubenküche, nachmittags kleinere Gerichte, die nicht minder lecker sind. Auch ein toller Ort zum Übernachten – Winzerzimmer in verschiedenen Kategorien – Pool und Sauna liegen mitten im Weinberg.
Schneiderannerl: Ein Buschenschank quasi „eins weiter“, im Sulmtal-Sausal. Dort gibt es den besten Käferbohnensalat der Welt und einen großen Spielplatz für die Kids. Man sitzt wunderschön in einer Laube. Der Weg lohnt sich jederzeit.
Winzarei: Die beiden Winzerhäuser mit jeweils drei Appartements zwischen 40 und 55 Quadratmetern Grundfläche betreibt das Weingut Tement seit Frühjahr 2013. Jede Wohnung ist individuell nach einen bestimmten Thema eingerichtet und verfügt über eine kleine, aber komplett ausgestattete Küchenzeile. Wunderschöner Blick über die Hügel ins Nachbarland Slowenien. Absolut ruhig, absolut chillig. Ohne Frage jeden Cent wert (ab 150 Euro/Nacht).
Pures Leben: Unter der Marke sind mehrere Häuser zusammengefasst, die man komplett mieten kann, und die sich an unterschiedlichen Orten der Südsteiermark befinden. Das Top-Haus verfügt über eine eigene Sauna und einen Schwimmteich, aber auch die kleineren bestechen durch wunderschöne Lage und ein chices und cooles Design. Nicht billig, aber für besondere Anlässe sicherlich ein interessanter Tipp.
2 comments
Tja, was soll man diesem tollen Artikel über die schöne Steiermark bzw. speziell den südlichen Teil noch hinzufügen? Es ist wirklich jedes Jahr eine Reise wert!
Liebe Gerda, danke für dein nettes Feedback! Ja, diese Ecke hat es mir auch besonders angetan und ich wäre noch viel lieber noch viel öfter dort. Viele liebe Grüße!