Dieses Jahr ist der Winter ja ein Komplettausfall, was mich ein wenig betrübt, denn ich hätte unglaublich gerne die kleine Madame ein wenig mit dem Schlitten durch die Gegend gezogen. Glücklicherweise waren wir einige Tage in den Bergen und haben dort ein paar Schneeflocken und Schneemänner gefunden. Ganz hinten im Kopf trage ich immer noch den Gedanken, dass späte Winter hier nichts Ungewöhnliches sind, ich erinnere mich nur zu gut an den Sonntagmorgen vor einigen Jahren, es war Anfang März, als über Nacht die ganze Stadt wie durch Zauberhand unter einer weißen Decke verschwunden war. Wer da nicht genau wusste, wo er sein Auto abgestellt war, der hatte wohl ein Problem. Denn Autos waren, wie alles andere auch, nur noch schemenhaft erkennbar.
Aber solch einen Märzwinter, den brauchen wir eigentlich nicht mehr. Denn irgendwann ist es auch mal gut. Vergangenes Jahr schob ich am Tag vor Ostern (!) noch den Kinderwagen durch den dicken Schnee und auf der Heimreise vom Ostertrip nach Italien lag oben am Fernpass, kurz vor Garmisch, noch sicherlich ein halber Meter der weißen Pracht. Den haben wir dieses Jahr nun nie zu Gesicht bekommen, und ich freunde mich damit an, dass Schneewanderungen bei knackig kalten Temperaturen, Schlitteln auf dem Berg ums Eck bei der Uroma, Schneemann bauen an der Isar und Schneeflocken-Spiele auf das nächste Jahr verschoben werden müssen.
Stattdessen habe ich auf dem kleinen namenlosen Stück Grün unten vor der Tür das erste untrügliche Zeichen entdeckt, dass es jetzt tatsächlich losgeht mit dem Frühling: Jedes Jahr zum Start der hellen Jahreszeit blühen dort in blassem Lila unzählige Krokusse. Dieser „Park“ ist an sich ein recht schöner Ort, leider umtost von zwei vielbefahrenen Straßen, die parallel zueinander an der Isar entlang führen. Und besonders gepflegt wird er leider auch nicht (Im vergangenen Jahr gab es einmal ein schönes Projekt der Urbanauten namens Notre Dame sur l’Isar, bei dem der öffentliche Raum rund um die Isar in unserem Viertel im Mittelpunkt stand – mittlerweile gibt es sogar den Verein Isarlust, der sich die „Wiederentdeckung des innerstädtischen Isarraums“ auf die Fahnen geschrieben hat).
Aber einmal im Jahr, da ist dieser Platz einfach wunderschön. Nämlich dann, wenn die Krokusse blühen und man weiß: Ja, es wird Frühling in der Stadt. Und wie schnell die sind! Es reichen zwei Tage Sonne und Wärme, schon sind sie da. Das war in diesem Jahr natürlich easy, gefühlt haben wir ja seit Weihnachten Dauer-Föhn mit Temperaturen, die an machen Tagen schon fast an die 20 Grad Marke herangereicht haben. Und deswegen blühen die Krokusse in diesem Jahr schon jetzt, im Februar.
Übrigens, war das jetzt auch eine prima Gelegenheit, den neuen Mantel der kleinen Madame auszuführen. Das gute Stück von Catimini habe ich kürzlich im Sale bei Mamarella erstanden, um mehr als die Hälfte reduziert. Da es kein richtiger Wintermantel ist (für richtige Frosttemperaturen ist er nicht warm genug), sondern ein tolles Teil für die Übergangszeit – also jetzt! – war das mal ein sehr cleverer Kauf. Ich hoffe, der Sommer lässt sich dann doch noch ein bisschen mehr Zeit und beginnt nicht schon an Ostern (auch schon passiert), denn das Teil will ja auch noch eine Weile getragen werden.
Nachtrag: Habe gerade mal nachgeschaut, im vergangenen Jahr hatte ich auch so einen Frühlingspost geschrieben … unter anderen Voraussetzungen allerdings, denn da dauerte der Winter ja ewig (bis in den April hinein eben). Interessanterweise trägt dieser Post dann auch noch die gleiche Überschrift. Tsssss. Ich bin vielleicht mal einfallslos … :-)
3 comments
Da könntest Du Recht behalten. Ja, heute eher grau. Hat aber auch irgendwie ‚was, finde ich.
Ja mein Lieber, du hast schon recht. So ein milder Winter hat auch sein Gutes! Ich freue mich auch über die ersten Blümeleins. Aber wetten, dass der Frühling, wenn man ihn jetzt mal „richtig“ haben will, direkt wieder einen Rückzieher macht? Wäre nicht das erste Mal :-) In diesem Sinne … einen schönen Tag! Heute ja leider ziemlich grau …
Also, wenn ich mich mal an meine Kinder- und Jugendtage erinnern darf, dann gab’s denn „richtigen“ Winter nur in den Bergen – und so ähnlich, wie Du ihn neulich mal beschrieben hast, wo Eiszapfen bis zum Boden runterhängen, Hütten- und Hausdächer mal eben locker 2m Schnee tragen usw. Fortbewegung ohne Ketten undenkbar, die Bergbevölkerung steigt gleich auf Schneemobil oder Unimog um. Oder Skier natürlich. Also, der Klimwandel scheint wohl mit sich gebracht zu haben, dass wir solche Winter hier unten im Flachland nurmehr sehr gelegentlich zu Gesciht und zu spüren bekommen. Aber ihr seid ja reiselustig – von daher, wird Madame solche Winter sicher zu sehen und zu erfahren bekommen, vielleicht halt nicht in München, nicht in der Innenstadt, wo der Schnee mal schnell einer grau-braunen Pampe verkommt, die eher an Klärbecken denn an „winter wonderland“ erinnert.
Sei dem, wie es wolle: Ich hab‘ auch überhaupt nichts dagegen, auf meinem letzten kleinen Rad- und Fototrip schon massenhaft Krokuswiesen gesehen sowie frühlingshafte Temperaturen gespürt zu haben. Die gesteigerte Licht“menge“ tut ihr übriges zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens – für kleine und große Menschen, wie ich finde. ;)