Gerade begegneten mir wieder ein paar Artikel und Blogbeiträge darüber, wie anstrengend es sein kann, Kinder zu haben. Und wie sehr man aufpassen muss, dass man sich als Paar nicht verliert. Ich hatte vor ziemlich genau einem Jahr schon mal ähnliche Gedanken – da konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, dass ich keine zwölf Monate später gleich mit zwei Kinder da sitze!
Nun scheint das Thema also wieder aktuell zu sein, nein, vermutlich sollte ich sagen: Es ist halt immer noch aktuell. Und wird es immer sein. In der Huffington Post gibt es also gerade einen sehr emotionalen Bericht einer Mutter, die einfach erschöpft ist. Und auf dem Blog papi redet mit wird das Thema auch mal aus der Väter-Perspektive beleuchtet.
Ja, das stimmt alles. Es ist nicht einfach Mama, Papa, Eltern zu sein. Es ist anstrengend. Und manchmal auch frustrierend. Wenn ich einen schlechten Moment habe, in dem mir mal wieder alles zu viel wird, dann habe ich oft dieses Bild vor Augen: Wir zwei, mein Mann und ich, auf den Malediven. Wir waren grade 30 oder kurz davor und flogen einfach so für gerade mal eine Woche auf eine ganz wunderbare Insel. Wir gingen viermal am Tag tauchen, bis uns das Wasser gefühlt aus den Ohren wieder raus kam. Wir trugen den ganzen Tag Badehosen und FlipFlops und unser Gepäck bestand im Grunde aus unserem Tauchzeugs. Wir saßen zum Sundowner an der Pool-Bar und tranken Gin Tonic. Und wie in der kitschigen Schmonzette springt genau da ein Delfin vor unseren Augen lustig durch das türkisfarbene Meer. Wir hatten uns. Und wir hatten so viel Spaß.
Unser Leben ist anders geworden. Ohne Wertung. Einfach anders. Unsere Prioritäten und unsere Perspektiven haben sich verschoben. Das ist nur normal. Wir haben jetzt zwei Kinder. Wir sprechen über andere Dinge. Wir gehen anders miteinander um. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich diese Momente, wie wir sie früher hatten, nicht vermissen würde.
Natürlich wird es eine Zeit geben, in denen unsere Kinder uns nicht mehr brauchen und ihre eigenen Wege gehen. Dann werden wir vielleicht wieder auf die Malediven fliegen. Aber es wird dann nicht mehr so sein wie damals. Wir werden keine 30 mehr sein. Die Zeiten, in denen alles so einfach und luftig erschien, in denen man nur sich selbst verantwortlich war, sie sind vorbei.
Und doch, ich möchte nicht mehr tauschen. Ich liebe meine Kinder. Sie gehören zu mir, zu uns. Die Zeit mit ihnen ist unendlich kostbar und sie fliegt ohnehin so schnell vorbei. Ich bin froh, dass ich all die schönen Momente, die wir als Paar hatten, in meinem Herzen wiederfinde, wenn ich möchte. Ich habe jede Sekunde davon genossen.
Eltern sein und ein Paar bleiben – wie schafft man das? Vermutlich füllen die Ratgeber darüber schon ganze Bibliotheken. Und jeder findet doch nur sein ganz eigenes Rezept dafür. Gelassenheit im Umgang miteinander mag helfen. Sich Zeit füreinander freischaufeln. Und wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Jeden Tag gibt es ein paar kleinere oder auch größere Happen Zeit, die wir dann doch ein Stück weit verschwenden. Einmal weniger die Mails gecheckt. Oder dann halt doch mal „nur“ eine Pizza in den Ofen geschoben, statt sich selbst beweisen zu wollen, was man denn für eine tolle Hausfrau ist, die natürlich ein ganz wunderbares Abendessen zaubert.
Was soll’s. Wir gewinnen dafür vielleicht etwas sehr Wichtiges: Uns. Und, wenn es gut läuft, dann ist es das „Uns“, das uns irgendwie bekannt vorkommt. Es ist das „Uns“ aus der Pool-Bar auf den Malediven, mit Blick aufs Meer, in dem kitschig die Delfine hüpfen.
Darauf einen Gin Tonic.
3 comments
Habe gerade Deinen Post über Google gefunden und erstaunt gesehen, dass ich verlinkt wurde. :) Ich wollte zu dem Thema nur noch einmal sagen, dass ich oft beobachten kann, dass sich Eltern, die sich nicht um ihre Beziehung kümmern und Gemeinsamkeiten, über die Jahre sich auseinander leben. Und de Ernüchterung kommt dann oft, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Ich würde meine Kinder auch nie mehr missen wollen, aber ich finde halt wichtig, dass dennoch nicht nur die Kinder im Mittelpunkt stehen und man seine Beziehung pflegt – auch wenn man halt mal nur einen gemütlichen Abend miteinander verbringt.
Liebe Grüße, Christian
Lieber Christian, ja, ich fand deinen Post so passend und da habe ich ihn direkt verlinkt :-) Ich sehe das genauso. Man muss an der Beziehung arbeiten, es fällt einem nicht automatisch alles zu. Damit meine ich nicht, krampfhaft irgendeinem Ideal hinterherzuhecheln. Sondern sich einfach immer wieder darauf zu besinnen, was man an dem anderen hat. Und sich eben auch als Paar sehen. Und nicht nur als Eltern. Liebe Grüße zurück, ich freu ich, dass ich deinen schönen Blog gefunden habe!
Oh, ich kenne diese Momente sehr gut! Aber: Auch diese Delfin-Momente kommen wieder. Bei uns war der ganze letzte Sommer so. (Und das trotz zwei kleiner Kinder.) Lounge im Garten, Lagerfeuer, Cocktails – wir hatten einen tollen „Paar“-Sommer!