Ich gebe es zu: Ich bin im August nach Italien gefahren. Dabei weiß doch JEDER, dass man das nicht macht. Viel zu voll, viel zu laut und viel zu heiß. Uns doch egal. Wir schwangen uns in den VW-Bus und machten uns auf den Lieblingsweg aller Münchner: Kurz vor Rosenheim einmal abbiegen, Innsbruck hinter sich lassen und dann nix wie ab über den Brenner. Und da ist es: Italien.
Nun ja, noch nicht ganz, denn erst einmal wartet das wunderbare Südtirol, ach man könnte doch einfach bleiben, aber das Ziel lautet diesmal anders. Im „richtigen“ Italien, da wo auch alle immer wieder hinfahren, weil es halt gar zu schön ist: Toskana. Alleine das Wort löst bei vielen Entzückungsschreie aus – ahhhh, Firenze! Chianti! Und die sanften Hügel und der Wein und all das! Ja, das hat alles Stil und wer die Toskana nicht gesehen hat, der hat definitiv was verpasst. Das dachte sich auch Teresas Papa, unglaublicherweise ist der im Münchner Speckgürtel aufgewachsen und war noch NIE in der Toskana. Das haben wir ja jetzt geändert.
Mit Kindern in die Toskana geht super, wenn man nicht unbedingt Kultur-Urlaub machen will, denn die Uffizien mit kleinem Anhängsel, das klappt nicht so optimal. Wie gut, dass es noch so viele andere Dinge zu erleben gibt. Wir entschieden uns für einen Mix aus Landleben (im Chianti und im schönen Landhotel) und Meer (Teresa sollte auch das mal kennenlernen). Plus ein bisschen Sightseeing (in Siena und Florenz, aber in sparsamen Dosen).
Dazu machten wir noch einen spontanen Stopp in den Crete Sienesi (südlich von Siena) und entdeckten dort einen Top-Campingplatz mit Panorama-Blick – der nach dem 15. August (Ferragosto) so leer war, dass wir eine ganze Stellplatzreihe für uns alleine hatten. Da standen wir also unter einem Olivenbaum und guckten beim Frühstücken ins weite Land vor uns, fuhren nach Montalcino, wo der Brunello zuhause ist (klarer Sieger im Rotwein-Test gegenüber dem Chianti Classico), und erkundeten das zauberhafte kleine Örtchen Bagno Vignoni (Extra-Tipp ganz in der Nähe: der Giardino Daniel Spoerri!) und fuhren irgendwann doch mal weiter ans Meer, denn aus Teresa sollte ja auch eine Wassernixe werden.
In Punta Ala gibt vor allem eines: Pinienwälder und darin versteckt liegen nebeneinander zwei Campingplätze – wir entschieden uns für den hinteren, Camping Punta Ala. Die Anlage ist extrem weitläufig, viele kleine Nischen mit Stellplätzen, da ist jeder etwas für sich, auf einigen Pfaden kommt man zum Strand. Dazu muss ich noch festhalten, dass dies der wohl teuerste Campingplatz ist, auf dem ich jemals gewesen bin: Hochsaisonpreis für die teuerste Kategorie: 90 (!) Euro für Stellplatz inklusive Personen und inklusive Strom und eigenem Wasserhahn (vor allem Letzterer war aber unbezahlbar, wenn man sich mit einem zwölf Monate alten Kind auf einem Campingplatz am Strand aufhält, zumal das Waschhaus einige Minuten Gehzeit entfernt lag). Dicker Minuspunkt: eben jene Sanitärhäuschen – viel zu wenige, viel zu alt. Für 90 Euro am Tag würde ich da schon mehr erwarten.
Aber das Tagesprogramm machte das allemal wett: Den Tag am Strand und unter den Pinien vergammeln, morgens auf einen Cappuccino und ein Cornetto an der Strandbar La Spaggia vorbeischauen, italienische Männer beim Joggen beobachten (Bauch rein, Brust raus und nur dort laufen, wo auch Leute zugucken), stundenlang im Sand buddeln (Neuentdeckung unserer Tochter: Sand plus Wasser ist gleich Matsch ist gleich super), abends Pizza und Pasta essen bis die Waage glüht (zum Glück merkt man das erst zuhause), morgens aufwachen mit Blick auf die Pinienkronen, durch die die ersten Sonnenstrahlen fallen. Kurzum: Herrlich.
Die Strände der Toskana sind absolut kindergeeignet, flach und feinsandig, allerdings gibt es sehr oft wenig Schatten und die Anmietung eines italientypischen Sets aus Liege und Schirm (für viel Geld) lohnt sich nicht wirklich mit einem Kind, das ständig in Bewegung ist. Also den Sonnenschirm nicht vergessen!
Jetzt sind wir wieder zuhause, und der Sommer ist einem ziemlich ungemütlichen Frühherbst gewichen, da brauch man dann keinen Sonnenschirm mehr. Wie schön, dass ich jetzt gleich noch ein paar Fotos posten kann, mit Sonne und Wärme und italienischer Lebensfreude drauf. Darauf ein Glas Brunello di Montalcino!
TIPP: Ein wunderbarer Reiseführer ist „Eine perfekte Woche in der Toskana“ aus dem Verlag Süddeutsche Zeitung Edition. Das Buch hat uns einige tolle Restaurant-Tipps geliefert (zum Beispiel die zauberhafte kleine Bar in Bagno Vignoni, bei der man alles an der Theke bestellt und dann im Garten verzehren kann). Kein klassischer Reiseführer, aber eine wunderbare Lektüre zum Blättern, Ausprobieren und Inspirierenlassen.
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