Die Ferien meiner Kindheit fanden auf dem Campingplatz statt. Erst mit dem Zelt, dann mit dem Wohnwagen. Und irgendwann wieder im Zelt. Denn da war ich dann 13 oder 14 und durfte wieder ausziehen aus dem Familien-Caravan. Gefühlt kenne ich seit dieser Zeit ganz Frankreich, denn meine Eltern waren und sind extrem frankophil, weswegen wir es nie in ein anderes Land geschafft haben. Aber wieso auch. Campingplätze gibt es dort wirklich wie Sand am Meer.
Ich habe diese Urlaube nie vergessen, denn ich habe sie geliebt. Kein Wunder, dass ich jetzt, wo ich selbst Mama bin, auch wieder zum Campen fahre. Es gibt keinen schöneren Ort für Ferien mit Kindern. Echt wahr. Nirgendwo sonst ist man so frei wie auf dem Campingplatz. Man frühstückt draußen. Man spielt draußen. Man isst mittags und abends draußen. Man schläft draußen. Campen ist was für Draußis. Keine Frage.
Ich hatte jeden Sommer zig Freunde und eine Zeit lang sogar eine holländische Brieffreundin. Und ich stelle fest, dass das immer noch so ist. Nebenan „wohnt“ eine französische Familie mit zwei Kindern? Direkte Verbrüderung direkt nach Ankunft, noch bevor das Dach vom VW Bus ausgeklappt ist. Ich liebe es! Und ich weiß, dass meine Tochter es liebt.
Nun sind wir ja gerade von einem Campingtrip zurückgekommen, nach Korsika nämlich, also dachte ich, es trifft sich blendend, das Thema generell mal aufzugreifen. Denn, was man bei aller Liebe auch tun muss, wenn man sich fürs Campen entscheidet (vor allem die Neulinge), man sollte sich schon mal mit der Spezies des Campers an sich ein wenig befassen. Denn das ist eine ganz besondere.
Der Camper an sich zeichnet sich beispielsweise durch eine hohe Affinität zu technischen Spielereien aus, die sich gerne auch an der Größe seines Fahrzeuges orientiert. Es kommt bisweilen vor, dass Leute tatsächlich mit reisebusartigen Gefährten unterwegs sind. Das ist dann die Premiumversion, die gut und gerne hunderttausende von Euro kostet. Wie man mit solch einem Riesentrumm überhaupt durch die engen Straßen von Mittelmeer-Städtchen kommt, das wüsste ich allerdings mal gerne. Jedenfalls sind diese Dinger dann mit dem Feinsten ausgestattet, und (selbst gesehen!) hinten im Heck fährt auch gerne mal ein Smart mit. Aber auch die Besitzer normalgroßer Wohnmobile lieben es in der Regel, ihre Gefährte liebevoll auszustatten. Deswegen sitzt man traditionellerweise nach Anbruch der Dunkelheit gerne DRINNEN und sieht fern. Vom Dach grüßt weithin sichtbar die Satellitenschüssel.
Grundsätzlich nehmen Camper gefühlt ihren gesamten Hausrat mit in den Urlaub und richten sich dann auf dem Campingplatz ihren eigenen persönlichen Murmeltierbau ein. Da kommen dann mit: ein Vorzelt für Wohnwagen, Wohnmobil oder VW Bus, ein Küchenzelt, eine Sitzgarnitur, eine Liegestuhlgarnitur, Strand-Equipment für die gesamte Familie (plus für die schon dazu gerechneten potenziellen Campingplatz-Freunde der Kinder), die Räder der kompletten Familie (manchmal noch ein extra Mountainbike für sportliche Väter), bei Wohnmobilfahrern auch gerne ein Motorroller, der für die Fahrt hinten aufs Wohnmobil drauf montiert wird (man will ja auch bei etwas weiteren Strecken vor Ort mobil sein, das Fahrrad taugt dann nur bedingt), Hängematten für alle, ein Hängemattenständer, falls es keine passenden Bäume gibt, um sie zu befestigen, bunte Lampions, mit denen der halbe Campingplatz beleuchtet werden kann, Matten und Planen, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen, Bodenmatten, um sich (und vor allem das Innerste des Allerheiligen) gegen den Sand und den Dreck zu schützen, ein Pavillon, unter dem man sitzen kann, wenn es regnet und wenn es einem im Vorzelt zu langweilig wird, ein Gasgrill (falls offenes Feuer nicht erlaubt ist), ein Holzkohlengrill (falls doch, macht mehr Spaß als der Gasgrill), ein Wäscheständer, groß genug für alle anfallenden nassen Sachen, Netze zum Aufhängen von Kleinigkeiten (Obst, Spielzeug, Handtücher, Bücher, Zeitschriften, Sonnencreme), schöne Dinge zum weiteren Verschönern des Stellplatzes (Fahnen, Wimpel, Flaggen) …. ach, die Liste könnte unendlich sein.
Mit all dem Krempel baut man sich dann ein kleines Fort Alamo auf dem Campingplatz. Ich finde es immer wieder sehr erstaunlich, wie sehr man auf einem Campingplatz um Privatsphäre bedacht sein kann. Beides schließt sich nämlich ein bisschen aus – man wohnt eng an eng und außerdem ja auch total öffentlich. Das mag nicht jeder.
Allen, die sich nun schon schaudernd abwenden wollen, sei gesagt, dass das ja aber auch genau das Tolle am Campen ist. Man sieht zwar alles (ganz ehrlich: wirklich alles) und kein Pups bleibt unbemerkt, aber andererseits interessiert sich auch keiner dafür. Morgens halbnackt aus dem Zelt krabbeln? Kein Thema. Kinder in der Trotzphase, die alles zusammenschreien? Jeder bekommt es mit, inklusive der eigenen Hilflosigkeit, jeder hört aber auch barmherzig weg und die Nachbarn schenken einem ein aufmunterndes Lächeln, wenn man sich morgens auf dem Weg zum Klo begegnet. Mit der Klorolle in der Hand, versteht sich.
Wenn man es irgendwie zusammenfassen möchte, warum Menschen solch eine Urlaubsform wählen, dann könnte man das vielleicht so erklären: Campen ist Freiheit. Denn man kann tun und lassen, was man will (okay, solange es nicht die Campingordnung stört: Mittagsruhe von 13 bis 16 Uhr, kein Autoverkehr in dieser Zeit, ebenso nicht von 22 bis 8 Uhr usw.). Man kann umziehen so oft man will (wenn man nicht gerade Ende Juli/Anfang August die Idee hat, in Italien am Meer zu campen) – wenn es einem an einem Platz nicht gefällt, dann zieht man eben einfach zum nächsten. Man wacht morgens mit den Vögeln auf und fällt abends hundemüde ins Bett, sobald es dunkel wird. Man wohnt permanent draußen und ist damit Teil einer Welt, die man sonst nur gedämpft wahrnimmt, wenn überhaupt. Man nächtigt an Stränden, an wunderschönen Buchten, an Flüssen, in Wäldern, Obstplantagen und inmitten von Weinreben – kein Hotelzimmer der Welt kann einem diese Standorte bieten. Man trägt einfach zwei Wochen lang nichts anderes als einen Bikini, Shorts und Flipflops (wenn man nicht gerade in Island oder im Winter campen geht). Man isst tagelang Nudeln mit Tomatensauce oder Pizza vom Campingplatz-Restaurant und wenn man morgens um halb 7 sowieso wach ist (weil es hell ist und die Vögel gar zu laut zwitschern), dann steht man halt einfach auf, geht an den noch menschenleeren Strand und springt ins Meer zum ersten Bad des Tages. Danach spaziert man in die Strandbar auf einen Cappuccino und ein Cornetto oder einen Café au lait und ein Pain au chocolat, schaut auf die Wellen, spürt den Sand zwischen den Zehen und weiß ganz einfach: Genau das ist Urlaub.
Kleiner Nachtrag: Natürlich habe ich das alles jetzt mal ein wenig überspitzt. Vieles ist Klischee. Und manche Klischees bewahrheiten sich. Vor einiger Zeit besuchten wir die Eltern einer guten Freundin in Holland. Irgendwie kam die Sprache aufs Campen. Und auf Wohnwagen. Die Mutter meiner Freundin sah mich an und meinte, ein wenig spitz: „Wohnwagen? Wer macht denn bitte Urlaub mit SO ETWAS?“. Tja. Ist das nun eine verkehrte Welt, in der die Holländer, die klischeemäßigen Prototypen aller Camper, plötzlich nicht mehr mit dem Wohnwagen in Urlaub fahren wollen?
Ich würde sagen: Einfach mal ausprobieren. Dann kann sich ja jeder selbst ein Urteil bilden.
Hier noch ein paar meiner LIEBLINGS-CAMPINGPLÄTZE
Aktuelle Entdeckungen unserer Korsika-Tour:
Camping U Rosmarinu: Ein Traum von einem Campingplatz – und zwar genau von der Sorte, die man noch aus seiner Kindheit kennt. Kein Strom, man kann aber Kühlfächer mieten. Handys, Kameras etc. gibt man an der Rezeption zum Aufladen ab. Direkt an der Solenzara gelegen mit wunderschönen Badestellen, die auch für kleine Kinder geeignet sind. Vom Campingplatz-Restaurant hat man einen traumhaftem Blick auf den Fluss, der in solch einem intensiv-glasklaren Grünblau schimmert, wie ich es selten gesehen habe. Ein Geheimtipp, der sicherlich schon lange keiner mehr ist, deswegen am besten in der Vorsaison kommen. Idealer Ausgangspunkt für einen Abstecher ins wildromantische Bavella-Massiv. Zum Meer etwa sieben Kilometer.
Camping Fautea: Noch so ein Campingplatz, der den Geist des guten alten Campings beschwört. Viele Nischen für Zelte, man steht dann traumhaft direkt auf den Klippen mit Blick aufs Meer. Für große Wohnmobile eher weniger geeignet, die Plätze sind dann eher im hinteren Bereich und da ist es nicht ganz so schön. Langes Stromkabel mitnehmen! Die Bucht von Fautea ist wunderschön, allerdings verläuft die Straße direkt neben dem Strand – deswegen ist es auch ein wenig lauter. Schönes Strandrestaurant, nicht gerade billig, aber tolles Ambiente.
Camping Le Campoloro: DIE Entdeckung unseres Trips! Camping im Korkeichenwald, komplett neu gestaltete Poollandschaft mit drei Becken, schöner Barbereich, Kinder-Spielzimmer und sogar ein kleines Fitness-Studio mit Poolblick. Am Strand gibt es ein wunderbares Restaurant, an dem man mittags und abends Crêpes, Moules Frites, Pizza und leckere Fischgerichte bekommt. Man sitzt quasi mit den Füßen im Sand – ein sensationelles Plätzchen. Recht viele Mobilhomes in einem eigenen Platzteil und direkt am Meer, die meisten davon neu renoviert und extrem schick ausgestattet. Schöner Strand, wenn auch das Wasser nicht ganz mit den Traumstränden der Südostküste mithalten kann. Einer der schönsten und besten Campingplätze, auf denen ich jemals war.
In der Toskana
Camping PuntAla: Ein wirklich riesengroßer Platz, dem man allerdings seine Größe nicht anmerkt, da er total geschickt angelegt ist. Viele Nischen, durch die man einen abgegrenzten, sehr privaten Stellplatz für sich hat. Direkt in einem Pinienwald am Meer in der südlichen Toskana gelegen. Kein Pool, aber den vermisst bei dem tollen Strand eh keiner. Exzellentes Restaurant mit Pizza & Co, in dem jeden Abend der Bär steppt. Plus: Wunderbare Strandbar, in der man einfach sitzen und aufs Meer schauen kann. Urlaubsfeeling pur! In der Hochsaison aber, wie alle Campingplätze am Mittelmeer, natürlich rappelvoll, die Italiener mieten sich dann gerne eines der Mobilhomes. Dann auch nicht gerade billig (90(!!) Euro für einen Stellplatz mit Wasser- und Stromanschluss in der vorderen Reihe). Also lieber etwas davor oder danach kommen, dann ist es auch am Strand ruhiger. Mehr zu unserer Sommer-Italien-Tour 2013 findet ihr übrigens hier.
Camping Michelangelo, Florenz: Der schönste Stadtcampingplatz, den ich kenne. Sensationeller Blick auf die Altstadt – man kann beim Zähneputzen auf die Kuppel des Florentiner Doms schauen. Die erste Begegnung mit diesem Platz hatte ich, da war ich 17 Jahre alt und reiste mit meinem damaligen Freund mit einem alten Passat und einem Igluzelt durch Italien. Fünf Jahre später waren wir nochmal dort (immer noch mit Zelt) und dann war erstmal lange Zeit Pause (und die Beziehung kurz nach dieser Reise dann auch vorbei, aber das lag sicherlich nicht an diesem Campingplatz). Vergangenen Herbst, auf dem Weg nach Elba, habe ich dort wieder Station gemacht – diesmal mit Mann und Kind. Die Zeltwiese ist großen, fix installierten Zelten gewichen, in denen im Sommer Backpacker auf Stockbetten schlafen können, es gibt ein neues Restaurant, das ein wenig auf weiß-chic-chillig macht (war Anfang Oktober aber leider schon zu), aber sonst hat sich wenig verändert. Und der Blick auf den Dom ist immer noch der gleiche wie 1995.
In Südtirol
Camping Caravan Park Sexten: Wenn es so etwas wie „Luxus-Camping“ gibt, dann muss dieser Campingplatz mit auf die Liste. Er liegt im hinteren Eck des Pustertales, auf fast 1.500 Metern Höhe (also lieber nen Pulli einpacken!) und ist ehrlich gesagt kein klassischer Campingplatz mehr. Ich mag die ja eigentlich lieber, aber der hier ist schon was Besonderes und deswegen habe ich mich sofort verknallt. Auf diesem Campingplatz kann man nämlich ein Baumhaus mieten! Das thront dann über dem Stellplatz und beherbergt einen Whirlpool (mit Blick Richtung Drei Zinnen), eine kleine Sauna, eine Kochnische und eine Kuschelecke. Ich sage euch: Das ist der WAHNSINN. Super zum Chillen und wenn das Wetter mal nicht ganz so doll ist – ab ins Baumhaus! Das hat natürlich alles seinen Preis, ist aber einfach genial. Daneben gibt’s auch noch private Badezimmer zu mieten, ein Hallenbad mit Saunalandschaft, ein schönes Restaurant. Und wer gar nicht campen möchte, der kann sich auch ein Zimmer oder eine Ferienwohnung im angegliederten Hotelkomplex nehmen. Das klingt jetzt alles nach künstlicher Ferienwelt, ist aber ganz behutsam in die Natur der Dolomiten integriert. Die Bergtour zu den Drei Zinnen ist übrigens einmalig schön. Unbedingt empfehlenswert, wenn auch anstrengend.
Im bayerischen Voralpenland
Camping Lido, Schliersee: Spitzenmäßige Lage direkt am Schliersee. Kleiner Platz mit kleinem Restaurant, an heißen Sommerwochenenden natürlich bumsvoll. Recht viele Dauercamper, aber wen stört das bei dieser Lage? Mehr zum Schliersee und zum Campingplatz gibt es hier zu lesen.
Camping Tennsee, Krün: Mein Lieblingscampingplatz in einer meiner Lieblingsregionen in Bayern. Es fällt mir schwer, da nicht zu schwärmerisch zu werden. Eigentlich ist es nur ein ganz normaler Campingplatz mit der üblichen Ausstattung. Aber er liegt so wunderschön inmitten von Buckelwiesen (eine Spezialität in der Gegend rund um Mittenwald), dass man gar nicht anders kann, als sich in diesen Platz zu verlieben. Ach, lest einfach selber.
6 comments
Petra, das ist wirklich ein sehr schöner Blog mit noch schöneren Fotos! Einfach super geschrieben :-)! Liebe Grüße
Hey Soraya, lieben Dank! Ich freu mich immer über Leser und Kommentare – schau gerne regelmäßig rein (soll auch nicht nur für Muttis sein hier :-)) Bis bald und viele liebe Grüße!!
Liebe Presse-Petra! Nix Klischee – Recht haste! Wir schwören auch auf den Camping-Urlaub und haben uns fast in jedem Satz Deines wunderbaren Beitrags wiedererkannt. Und jetzt rat mal, wohin es im Sep in Roger’s Elternzeit geht?! Zum Camping auf Korsika – im Gepäck zwar kein Smart aber Deine super Tipps vom letzten 12–von-12-Beitrag! Merci, Stöcki ;-)
Liebe Stöcki, ach das ist ja toll :-) Oh ihr werdet es super da finden und ich freu mich über eine Nachricht, wenn ihr wieder da seid! Viele liebe Grüße!
Ach was, Ruth! Du bist doch noch ein Jungspund! Genau das richtige Alter fürs Camping :-)
Da hast du ja wieder viele, viele Sehnsüchte geweckt!!
Schade, dass ich schon auf die 80 zugehe…..