Diese Woche war tough. Und so unendlich traurig. Ich habe lange überlegt, ob ich etwas schreiben soll. Im Grunde ist doch schon alles gesagt, geschrieben, getwittert und gepostet worden. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen. Dass jetzt alles, was geschieht, immer nur noch einen Klick entfernt ist. Das macht alles noch realer. Noch näher. Noch bestürzender. Und doch ist es wieder nur ein Klick und wir sind wieder woanders. In den Weiten der schönen, bunten Netzwelt.
Was postet man denn, wenn so etwas geschieht? Macht man weiter? Weil alles weitergeht? Weil man ja überhaupt nicht betroffen ist? Was macht man, wenn man einen Mama-Blog betreibt, in dem es normalerweise darum geht, dass Kinder Ausschlag haben oder maximal eine Bronchitis? Was schreibt man da, angesichts der Tatsache, dass Eltern ihre Kinder verloren haben, auf diese schreckliche Art und Weise?
Natürlich geht es weiter. Natürlich passiert irgendwo auf der Welt ständig etwas Schlimmes. Natürlich dürfen wir froh sein, dass es uns so gut geht. Aber trotzdem tat es gut, einfach mal ein paar Tage vergehen zu lassen. Nichts zu posten. Nichts zu schreiben. Es war irgendwie nicht die Zeit für lustige Instagramfotos von Kuchenstücken und Kaffeetassen.
Beim letzten Post schrieb ich davon, wie abgelutscht der Begriff Carpe Diem doch ist. Ich denke, die vergangenen Tage haben uns auf so brutale Art und Weise gezeigt, dass doch so viel Richtiges darin steckt, den Moment nicht einfach so verstreichen zu lassen. Ihn bewusst zu leben. Denn wir haben nur dieses eine Leben.
Viel mehr mag ich dazu auch gar nicht schreiben. Es ist schon viel zu viel geschnattert worden. Seit Tagen geht mir ein Gedicht nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe viele Stunden mit ihm verbracht, habe es seziert und bis zum Erbrechen diskutiert. Damals, an der Uni. Drittes Semester. Rilke-Seminar. Es ist bis heute eines meiner Lieblingsgedichte. Es ist so traurig und wunderschön zugleich.
Und es macht uns genau das deutlich, was wir in den vergangenen Tagen erfahren haben. Weswegen wir mit Menschen geweint haben, die wir gar nicht kennen. Aber im tiefsten Innern sind wir erschüttert, weil wir wissen, wie fragil doch unser eigenes Glück ist.
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
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