Vergangene Woche hat MeWorkingMom Andrea dazu aufgerufen, immer am ersten eines Monats eine starke Frau vorzustellen. Und als ich das las, musste ich nicht lange nachdenken, mit dem ich hier jetzt den Anfang mache (und dass ich mitmache, war eh klar – tolle Idee, tolles Thema!)
Meine starke Frau in diesem Monat ist Anna Seliger.
Anna kenne ich gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. Sie hat mich damals, vor mehr als zehn Jahren, eingestellt, obwohl ich eine halbe Stunde zu spät zum Vorstellungsgespräch kam. Im Jahrhundertsommer von 2003 saßen wir bei 40 Grad in unserem stickigen kleinen Büro im Stadtjugendamt München und planten die neue Ausgabe von Lilalu, ein Festival für Kinder und Jugendliche, das sich mittlerweile zu einem der größten und bekanntesten Ferien-Betreuungsprogramme in München und Umgebung entwickelt hat. Daran hat Anna einen entscheidenden Anteil. Denn sie ist die Erfinderin, die Mutter von Lilalu.
Ich fand ihre Geschichten von den Anfängen immer ganz wunderbar, als da irgendwie noch gar nichts war außer einem Bauwagen und einer Idee. Seit diesen Anfängen Mitte der 90er Jahre hat Anna beständig an ihrer Idee, an ihrem Baby gearbeitet. Und sich dabei nie beirren lassen.
Ach, und das waren wirklich bewegte Jahre und Anna ist schon durch sehr viele, sehr tiefe Täler gegangen.
Die Stadt München wollte das Projekt irgendwann nicht mehr. Es gab einen neuen Träger. Dann einen eigenen Verein. Eine Insolvenz. Mit Träumen verdient man kein Geld und mit den Träumen von Kindern schon gar nicht. Umso bewundernswerter ist die Energie, mit der Anna immer wieder wie eine Löwin um ihr Herzensprojekt gekämpft hat. Und irgendwie ging es immer weiter. Mit ihrem Enthusiasmus und ihrer Zähigkeit hat sie es geschafft, alle Klippen zu umschiffen.
Das bewundere ich unheimlich. Lilalu war für Anna nie nur „ein Projekt“, das irgendwann auch austauschbar ist. Es war ein Teil von ihr. Beide sind gemeinsam und aneinander gewachsen, wenn man so will. In all den Jahren haben wir uns nie aus den Augen verloren, ich hatte einen anderen, sehr zeitintensiven Job, habe aber immer beobachtet, was so passiert. Bekam Kinder. Machte mich selbständig. Wir telefonierten, trafen uns zum Kaffee. Facebook-Bilder. Ich arbeitete wieder ein bisschen für sie.
Dass ich Anna bewundere, für all ihre Energie, für ihren Enthusiasmus, ihre ganz eigene Art, Dinge anzupacken, habe ich ihr noch nie gesagt.
Aber ich denke, sie weiß es auch so. Vor allem bewundere ich an ihr, wie sehr ihr die Kinder am Herzen liegen. Weil ich weiß, dass es wirklich aus tiefem Herzen kommt und kein Lippenbekenntnis ist. Anna ist Pädagogin mit Herz und Seele und das merkt man bei allem, was sie tut. Und ich dachte, dieser unendliche Wille reiche aus, um alles zu schaffen.
Bis sie mich vergangenes Jahr anrief und mir sagte, es sei vorbei. Sie sei raus. Einfach so. Und irgendwie konnte ich das gar nicht glauben. Denn für mich ist dieses Projekt immer auch Anna gewesen. Und jetzt: ohne sie?
Aber Anna wäre nicht Anna, wenn sie mir nicht kurz darauf eine Nachricht geschickt hätte: Ich hab was Neues. Hast du Lust, dabei zu sein? Es ist nicht einfach. Immer wieder stockt es. Aber ich weiß, wenn es jemand schaffen kann, dann ist es Anna.
Andrea hatte in ihrem Aufruf darum gebeten, 5 Fakten über die starke Frau aufzuzählen, um die es geht. Ich glaube, das habe ich im Text eigentlich schon getan. Aber ich will euch trotzdem nochmal genau sagen, warum Anna eine besondere Inspiration für mich ist:
- Weil sie mir immer gezeigt hat, dass aufgeben keine Option ist.
- Weil sie die Welt für Familien in München um einiges bunter gemacht hat.
- Weil sie mich damals einfach machen ließ. Die Uni-Absolventin, die eigentlich „nur“ Praktikantin war. Und dann so viel mehr machte.
- Weil der Abend auf der Bühne der Muffathalle beim Bandwettbewerb Unüberhörbar eine der coolsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens war.
- Weil sie das Herz am rechten Fleck hat. Und weil sie den Mund aufmacht, auch wenn sie damit aneckt.
PS: Anna erzählt heute übrigens immer noch jedem sehr gerne, dass ich die beste Praktikantin war, die sie jemals hatte. Jetzt, mit bald Ende 30, fühle ich mich in diesen Momenten unglaublich jung. Das ist doch auch was sehr, sehr Feines.
2 comments
oh wie schön! <3
Sehr beeindruckende Geschichte und Person, allerdings! Ich wünsche Ihr bzw. Euch Erfolg und vor allem persönliche Erfüllung mit dem neuen Projekt!