Wenn man derzeit durch München geht, trifft man an meist ziemlich überraschenden Orten auf ziemlich überraschende Bauten. Zelte. Kisten. Schiffsartige Gebilde. Natürlich ist das Ganze ein Kunstprojekt, und zwar eines der Kammerspiele. Shabby Shabby Apartments nennt sich die Aktion. An 23 Orten in der Stadt stehen die „schäbigen“ Dinger. Die so gar nicht heruntergekommen wirken, sondern ziemlich cool.
Und, natürlich, will die Aktion ein Zeichen setzen gegen den Immobilienirrsinn in München. Gegen die horrenden Preise, die man für Wohnraum hier mittlerweile hinblättern muss. Daran erinnern, dass „schön wohnen“ mittlerweile immer auch bedeutet, einen schön großen Geldbeutel zu haben. Daran, dass „exklusiv“ und „Luxus“ mittlerweile so inflationär benutzte Begriffe sind, dass alleine daran niemand mehr eine Wertigkeit erkennt.
Wie also wollen wir wohnen? Wo wollen wir wohnen? Können wir uns die Stadt überhaupt noch leisten? Was ist unserer wahrer Luxus?
Ich hatte von der Aktion gelesen (bereits im Frühjahr gab es im SZ Magazin ein schönes Porträt über den neuen Intendanten der Kammerspiele, Matthias Lilienthal) und hab sie dann aber komplett in meinem hintersten Hinterkopf-Stübchen verstaut. Völlig vergessen. Bis dann auf dem Untergiesinger Hans-Mielich-Platz eben diese Box entstand, die sich nun Doesn’t Really Mattress nennt. Auf dem Weg zur Krippe der kleinen Madame kam ich da täglich mehrfach vorbei und da dämmerte es wieder irgendwo. Und wenn man die Augen aufsperrt, dann sieht man an vielen anderen Plätzen plötzlich auch eines der 22 weiteren Objekte. Ich finde das gerade wahnsinnig spannend.
Witzig ist, dass man die tatsächlich mieten kann. Sogar mit Frühstück! Sie kosten jeweils 35 Euro fürs Zweierapartment, mit Ermäßigung (unter anderem für IKEA Family Mitglieder – wie auch immer diese Kooperation zustande kam) 28 Euro. Und wann sonst kann man bitteschön direkt an meinem absoluten Lieblingsplatz, dem Bächlein im Rosengarten an der Isar, übernachten? Oder mitten auf dem Gärtnerplatz (und sich dann morgens schön den besten Sonnenplatz zum Cappuccino-Schlürfen vor dem Cotidiano sichern)?
Das einzige Problem irgendwie: Bei Nachttemperaturen, die mittlerweile gefühlt dem Nullpunkt entgegen driften, wäre die Aktion vielleicht im Hochsommer besser aufgehoben gewesen. Aber vielleicht bin ich ja nur ein etwas zu empfindliches Pflänzchen. Einfach nur vorbeigehen und gucken ist aber mindestens genauso schön: Alle Spots und Apartments im Detail könnt ihr euch auf der Website der Kammerspiele genauer ansehen. Infos und Erfahrungsberichte von Übernachtungsgästen gibt es auch auf Facebook.
Buchungen direkt über die Kammerspiele: Maximilianstr. 28, 80539 München, 089 / 233 966 00.
Die Apartments stehen noch bis zum 12. Oktober 2015.